Sophie, Anna oder Laruin?

Sobald das Geschlecht des Babys im Bauch bekannt ist, stellt sich die große Frage: Wie wird das Kleine heißen? Isabel Müller, selbst im 7. Monat schwanger, über eine schwierige „Suche“. 


Text: Isabel Müller

Die Suche nach dem perfekten Babynamen scheint mir eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt zu sein. Schwieriger als gute Erdbeeren im Winter zu finden oder schöne und gleichzeitig (!) bequeme Schuhe, schwieriger als das perfekte Urlaubsziel auszusuchen – es geht ja hier um eine lebenslange Entscheidung! Ein Name prägt einen Menschen und wir alle wissen, dass wir auch jedem Namen jemanden oder etwas zuordnen. Ich kann den Namen Natascha beispielsweise nicht leiden, weil mir mal eine Natascha im Kindergarten einen Regenwurm auf die Jacke geklebt hat. Und Thomas verbinde ich mit dem Mann, der mein Herz gebrochen hat – es scheint also ziemlich sicher, dass unser Baby weder Natascha noch Thomas heißen wird. Das zumindest ist klar.

Aber zurück zur Suche …

Meine Freundin Sarah bekommt im April ihr erstes Baby und überraschenderweise machten sie und ihr Mann gar kein großes Geheimnis aus dem Namen, sondern verkündeten gleich nachdem sie wussten, dass es ein Mädchen wird: „Unsere Tochter wird Lena heißen.“

Lena also. Hübsch. Aber … irgendwie auch ein wenig einfallslos, scheint mir. Für mich persönlich braucht es noch einen Zusatz, damit ein richtig schöner Doppelname daraus wird.

Dann gibt es Namen wie Anna oder Florian, die einfach immer beliebt und nie aus der Mode sind. Nur – so einen Namen würde ich auch nicht für unser Baby wollen. In meiner Volksschulklasse gab es drei Stefanies (wobei sich eine immerhin „mit PH“ schrieb …), ebenso viele Sebastians und mehr als genug Mitschüler/innen mit Namen wie Christoph, Michael, Julia oder Melanie. Derzeit ziemlich angesagt (weiß ich, weil ich zwei Nichten im Kindergartenalter habe) ist bei Mädchen Leonie und bei Jungs Lukas. Leonie finde ich zwar wunderschön, aber eben nur, wenn es nicht in jeder Kindergruppe/Volksschulklasse oder wo auch immer unzählige Leonies gibt.

Das andere Extrem wiederum behagt mir auch nicht so ganz: Wenn Kinder in unseren Breitengraden auf – nennen wir es mal „kreative“ und dadurch einzigartige – Namen wie Severin, Achilles, Eosima oder Ramborg (die letzten beiden sind tatsächlich Mädchennamen!) hören müssen. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden … Außerdem bedenke man bitte, dass, falls man einen zweiten Vornamen gibt, erster und zweiter Name zusammenpassen! Weiters sollte sich der komplette Name auch gut anhören und wenn möglich nicht lächerlich wirken. Denn mal ehrlich: Wer von uns schaut nicht komisch, wenn am Spielplatz nach einer Angelina oder einem Justin gerufen wird?

Star-Namen

Generell sind typische „Star-Namen“ eine Falle! Jimi Blue Ochsenknecht oder Amadeus Benedict Edley Luis Becker können ein Lied davon singen – die fallen nämlich überall auf wie bunte Hunde. Aber auch die Namen internationaler Promi-Sprösslinge sind teilweise ziemlich gewöhnungsbedürftig, man denke beispielsweise an die Geldof-Schwestern Fifi Trixibelle und Peaches Honeyblossom oder an die Kinderschar von Brangelina, bei denen ja eigentlich alle Namen na sagen wir mal sehr ungewöhnlich sind. Ich wundere mich jedenfalls, in den USA gibt’s doch ohnehin Sondereinheiten für alles Mögliche – eine Art „Namenspolizei“ hätte mit Sicherheit alle Hände voll zu tun …

Übrigens: Ich habe in einem Spiegel-Artikel* gelesen, dass es eine Befragung gab, bei der Lehrer angeben mussten, welche Namen sie intelligenten, sympathischen Kindern zuordnen bzw. welche Namen sie in Verbindung mit Problemkindern bringen würden. Und eine Lehrerin meinte tatsächlich: „Kevin ist kein Name, Kevin ist eine Diagnose.“

Hart, oder? Dass ein Kind durch seinen Namen praktisch von Vorneherein abgestempelt und ihm ein bestimmtes Klischee aufgedrückt wird, gibt schon zu denken. Bei den Mädchen waren die Namen mit den schlechtesten Assoziationen der Lehrer übrigens: Michelle, Chantal und Mandy. Michelle – ich selbst hingegen liebe diesen Namen, so wollte ich immer heißen, als ich klein war (wegen der Kleinen aus Full House, Sie erinnern sich?). Naja, jetzt nicht mehr. Wobei, natürlich haben all die Justins und Michelles mit Justin Timberlake und Michelle Hunziker auch Namensgenossen, die über besagte Lehrerin vermutlich nur lachen können. Schließlich haben sie trotz ihres „nicht intelligenten Namens“ Karriere gemacht!

Übrigens, die besten Namen laut Lehrerbefragung wären für Burschen Maximilian und Lukas, für Mädchen Marie und Katharina.

Zum Schmunzeln

Eine Bekannte hatte mit ihrem Schwiegervater richtig Streit, weil es in dessen Familie seit drei Generationen so war, dass der erstgeborene Sohn nach dem Vater hieß – in der Familie gab es aufgrund dieser Tradition inzwischen vier Hermanns. Meine Freundin weigerte sich aber, ihr erstes Baby so zu nennen und hat ihren Mann vor die Wahl gestellt: Entweder Streit mit ihr oder Streit mit (Schwieger-)Papa. Tja, ihr Sohn wurde Nikolai getauft. Ist zwar auch nicht mein Top-Favorit, aber tausendmal besser als Hermann! Falls jetzt die Frage aufkommen sollte, welchen Namen mein Mann und ich für unser Baby gewählt haben – wir sind uns noch nicht ganz sicher. Und selbst wenn, würde ich Ihnen den Namen nicht verraten! Wir haben schon einige Favoriten, aber bevor die dann auch von Eltern, Freunden, Arbeitskollegen & Co. bewertet und wir vielleicht unsicher werden, behalten wir diese für uns. Und ich denke, dass ich, wenn ich meinem Baby das erste Mal in die Augen schaue, wissen werde, ob der Name, den wir ausgesucht haben, passt oder nicht …

Fotos: B Calkins/Shutterstock.com, Nejron Photo/Shutterstock.com

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