SSW 38: Lebensretter Nabelschnurblut

Eine der Entscheidung vor der Geburt betrifft die Stammzellgewinnung aus dem Blut der Nabelschnur. Die Wissenschaftler forschen zwar noch, aber schon heute kann in manchen Fällen damit Leukämiekranken geholfen werden.

Machen Sie sich etwa Gedanken oder sogar Sorgen, weil Sie die Bewegungen Ihres Kindes nicht mehr so stark spüren? Das ist unbegründet, denn in fast allen Fällen ist der Platz in Ihrem Bauch für den kleinen, strampelnden Sportler einfach zu eng geworden. Bei den fast 49 Zentimetern Körperlänge vom Kopf bis zu den Füßchen und den rund 3100 Gramm Gewicht ist aus dem winzigen Embryo inzwischen ein regelrechtes Schwergewicht geworden.

Es ist aber nicht allein die Größe des Kindes, die zu weniger Bewegung führt. Weiters kann auch das abnehmende Volumen des Fruchtwassers die Bewegungsmüdigkeit fördern. Und wie jedes Baby legt auch Ihr Ungeborenes regelmäßig seine Schlafphasen ein. Die Entwicklung des  kleinen Lebewesens geht auch in dieser 38. Schwangerschaftswoche weiter. Das Nervensystem wird endgültig fertiggestellt, sodass Ihr Kind bei der Geburt schon selbständig  alle wesentlichen Lebensfunktionen selbständig steuern kann.

Auch äußerlich tut sich noch einiges: Die Lugano-Haare, also die Behaarung am gesamten Körper, verschwindet nach und nach. Weiters sind die Finger- und Zehennägel nun soweit gewachsen,dass sie über die Finger-beziehungsweise Zehenkuppe hinausragen.

Genießen ist Pflicht

Das Kind füllt die Gebärmutter nun so gut aus, dass es fast auf Tuchfühlung mit der Hand ist, die über Ihren Babybauch streichelt. Sie sollten sich solche Streicheleinheiten selber geben – und auch Ihr Partner sollte Ihnen damit etwas Gutes tun. Denn alles, was entspannt und einfach wohltuend ist, hilft in dieser Zeit. Denn es ist zugleich für viele Frauen eine Zerreißprobe des Nervenkostüms. Der dicke Babybauch nervt beim Bewegen und beim Versuch in Ruhe zu schlafen. Wegen immer wieder auftretenden  Albträumen ist an einen entspannten Schlaf häufig eh‘ nicht zu denken.

Hinzukommen noch die unterschiedlichsten Zukunftsängste. Deshalb ist es wichtig, dass Sie etwas für sich tun.Der Alltagstrott hilft immerhin zeitweise, sich abzulenken. Aber es sind doch gerade die schönen Dinge, die Ihnen gut tun. Gönnen Sie sich eine Massage oder einen Besuch bei der Kosmetikerin. Tragen Sie aktiv dazu bei, dass Sie sich gut fühlen. Daneben sind Gespräche sehr wichtig.Erzählen Sie Ihrem  Partner, Ihrer Hebamme oder Ihrer Freundin von Ihren Gedanken, von Ihren Befürchtungen, von Ihren Ängsten. Manchmal reicht es einfach, einen guten Zuhörer zu haben.

Manchmal ist allerdings auch der Austausch mit „Leidensgenossinnen“ wichtig. Eine möglichst optimale Vorbereitung auf die Geburt hilft auch, das Gemüt zu  beruhigen. Die Kliniktasche sollte gepackt sein.Die  wichtigsten Rufnummern  sollten Sie in Ihrem Adressbuch oder Handy  haben und  Sie sollten schon mal die Probe aufs Exempel machen: Lassen  Sie  sich  von daheim ins Spital fahren. Prägen Sie sich gemeinsam  mit Ihrem Partner die Route  ein  und  stoppen Sie die Zeit.Dann wissen Sie nämlich, wann Sie losfahren müssen, um beim Auftreten der Wehen pünktlich im Spital zu sein.

Stammzellen bei -196°C
Ja, es gibt so viele Dinge, an die Sie denken müssen.Und eine ganze Reihe von Entscheidungen, die Sie im Vorfeld der Geburt fällen müssen. Dazu zählt auch die Frage, ob Sie die Stammzellen aus dem Blut der Nabelschnur Ihres Kindes einlagern lassen möchten.Die Stammzellenforschung hat in der zurückliegenden Dekade rasant an Bedeutung  gewonnen. Ziel ist es, mit Hilfe dieser Zellen zukünftig Erkrankungen heilen oder zumindest besser therapieren zu können, für die es derzeit noch keine oder nur eine unzureichende Heilung  gibt.

Hierzu zählen insbesondere Krankheiten des Blutes, des Immunsystems sowie des  Stoffwechsels.Heutzutage werden bereits Stammzellen aus dem Knochenmark  transplantiert, um Leukämiekranke zu heilen. Zukünftig, so  erhoffen  sich Wissenschaftler, soll es auch möglich sein, eine defekte Bauchspeicheldrüse  zu heilen. Relativ einfach ist es, die dafür notwendigen Stammzellen aus dem Blut der  Nabelschnur zu gewinnen.Ihr großer Vorteil:Im Gegensatz zu den Stammzellen, die ein Erwachsener in seinen Organen hat, können sich diese  Nabelschnur-Stammzellen noch stark weiterentwickeln

Sie als werdende Eltern stehen vor der Frage, ob die Stammzellen eingelagert  werden sollen oder nicht. Da dies nur unmittelbar nach der Geburt möglich ist,  muss  die  Entscheidung  schon  einige  Zeit  vorher gefällt  werden.Die Stammzellen werden dann bei minus 196 Grad Celsius tiefgefroren. Sie als Eltern können entscheiden, was mit den Stammzellen geschehen soll.

Entweder werden diese für die Eigennutzung konserviert, um Ihrem Kind für eine  eventuelle  spätere  Therapie zur  Verfügung  zu  stehen.Die Kosten  für dieses Tiefkühlen belaufen sich meist auf deutlich über 1000 Euro – meist für eine Dauer von 25 Jahren. Alternativ können die Stammzellen auch einer öffentlichen Stammzellenbank zur Verfügung gestellt werden.

Dann könnten auch andere Erkrankte davon profitieren – so zum Beispiel Leukämiekranke.Bei einer  entsprechenden Erkrankung Ihres Kindes könnte später bei der Stammzellenbank angefragt werden, ob noch eigene Stammzellen vorhanden sind. Da es kein Risiko für Sie als Mami oder Ihr Baby bei einer Stammzellspende aus dem  Nabelschnurblut  gibt, empfehlen viele Mediziner dies.

Lassen Sie sich auf jeden Fall individuell von Ihrem Arzt beraten, ob und welche Art der Einlagerung Sie wählen. Gerade vor dem Hintergrund  der erheblichen Kosten einer privaten Einlagerung mach das Abwägen Sinn; schließlich ist aus heutiger Sicht nicht in jedem Fall die Nutzung  eigener Stammzellen zur Therapie angeraten.

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Text: Mag.Lisa Drost
Bild:dr OX/Shutterstock.com