Gaumenkitzel, Lust im Bauch!

Und wenn Sie der Schnuckeltyp in ein Restaurant bittet, in dem die rechte Hälfte der Speisekarte richtig gemein ist, dann hat er doch meist reelle Chancen auf ein anschließendes Frühstück, oder? Mehr jedenfalls, als einer, der Sie großzügig an einen Stehtisch beim Würstelstand klebt und Sie mit einer vorgeschnittenen Käsekrainer verwöhnt.

Natürlich war das schon immer so. Und natürlich sind daran – wieder einmal – unsere Vorfahren aus der Höhle Schuld: Wer teilt schon gerne seinen mühsam erjagten Mammutschlegel? Niemand, es sei denn, man erwartet sich einen Vorteil vom Verlust der halben Portion, einen Vorteil, den wir heute Sex nennen. Und weil bekanntlich immer das Weibchen die Wahl trifft, muss sich Herr Höhlenmann schon ordentlich anstrengen, damit Frau Höhlenfrau auch an der Mahlzeit erkennt, welch ungeheuer großartige Spermien er für sie bereithält. Schließlich zeigt er ihr damit auch, wie luxeriös er die nächsten drei bis vier Jahre für sie und das gemeinsame Kind gestalten wird – so lange nämlich wird die Frau zumindest teilweise von ihm abhängig sein.

Eros & Aphrodisiaka

Ganz abgelegt haben wir das Verhalten unserer jagenden Vorfahren immer noch nicht. Beim gemeinsamen Restaurantbesuch mit Freunden wird wohl jeder seine Rechnung selber übernehmen. Ist aber ein erotisches Mehr im Hinterkopf, dann zahlt auch im Jahr 2003 immer noch der Mann. Und wenn seine Ziel-Sie das nicht zulässt und darauf besteht ihr eigenes Geld zu verfuttern, dann stehen seine Chancen eher auf “Leider durchgefallen”.

Und was, wenn sich beide Essenspartner im Prinzip ja einig sind? Dann kann das gemeinsame Mahl zum Präludium werden, zu einem “Spiel davor”. Kein Wunder: Erotik ist Sinnlichkeit und der Geschmackssinn, die Mundschleimhäute, machen ja auch beim Sex ganz gerne mit. Beim guten Essen kommt es auch noch auf das Aussehen und den Geruch an – zwei weitere Türen, die auch der kleine Gott Eros gerne benutzt.

Apropos Eros: Seiner Mutter, der altgriechischen Aphrodite, haben wir so allerlei Liebestaugliches zu verdanken. Die Gute ist ja selbst aus einer Muschel und Meeresschaum geboren (Wenn Sie sich nach dem Warum fragen, dann stellen Sie sich die Form einer Muschel und weißen Schaum darübergespritzt einmal bildlich vor…) und hütet die Geheimnisse der sinnlichen Rezepturen. Aphrodisiaka – die Top-Secrets der biologischen Nahrungsmittel, die so geheim sind, dass sie seit Jahrtausenden jeder kennt.

Das Geheimnis der Spanischen Fliege

Allen voran steht natürlich die berühmte Spanische Fliege, die schon Casanovas Gepäck nicht unwesentlich schwerer machte. Nun, fragt sich da der erotische Durchschnittsköstler des 21. Jahrhunderts, wenn Casanova seine Damen mit Fliegen füttern musste, dann kann es doch mit dem Sex-Appeal des Deflorationskönigs nicht so weit her gewesen sein? Vielleicht. Und vielleicht hat er das Mittelchen ja auch für sich selbst gebraucht – bei dem Erfolgsdruck!

Die scharfmachende Wirkung des Elixiers aus Spanischer Fliege jedenfalls war legendär und nach heutigem Stand der desillusionierenden Forschung gar nicht so unbedenklich: Fliegen sind daran nämlich nicht beteiligt, sondern ein kleiner Käfer, Lytta vesicatoria. Und der enthält ein Gift, das Blasenentzündungen zusammen mit heftigem Brennen der Genitalien und bei Männern eine Dauererektion hervorruft. Bei Überdosis gab es dann noch Krämpfe und gelegentlich auch den Tod dazu.

Dass die Menschen Dauerpinkeln mit Schmerzen für erotisch hielten, sagt uns schon einiges über ihre damalige Sexualkultur. Und dass Präparate aus angeblich furchtbar echter Spanischer Fliege in einschlägigen Shops immer noch reißenden Absatz finden, das sagt uns noch viel mehr über unser heutiges Verhältnis zu Sex, oder?

„Erfolgversprechende” Zusatzmittel

Was also brachte und bringt uns eigentlich dazu, uns den Partner mit einem Tröpfchen hier und einem Löffelchen dort noch ein bisschen auf extra-scharf zu essen und zu trinken? Nun, dass das Liebesleben mit gleichem Partner sich im Laufe der Zeit ein wenig ändert, das weiß jeder, der über das Alter von “Ich-bin-jetzt-schon-urlange-drei-Wochen-mit-ihm-zusammen” heraus ist.
Schön wäre es eben, wenn sich dann die Vertrautheit der Jahre mit der Schärfe der ersten Wochen paaren ließe! Das spielt es leider nicht – auch wenn es ein feines Spiel wäre.

Meister dieses Spieles finden sich natürlich im asiatischen Raum, dort, wo die Menschen immer schon deutlich interessiert an ihrem Körper waren. Dass dieses Interesse die Nashörner fast zum Aussterben gebracht hat, ist tragisch: Natürlich kann zerriebenes Nashorn-Horn keinen Penis vor dem Absturz bewahren, auch wenn die Silhouette in vom Wunschdenken getrübten Männeraugen angeblich ähnlich ist.

In Europa hüteten Hexen die Geheimnisse der erfolgversprechenden Zusatzmittel. Die Alraune, auch Mandragora genannt, zum Beispiel, konnte für Männer und Frauen eingesetzt werden. Auch wenn sie natürlich besonders wirksam war, wenn sie unter dem Galgen wuchs, von einem Hund ausgegraben wurde und auch gelegentlich brüllen konnte – ihre Früchte, Blätter und Wurzeln ließen sich zu allerlei Elixieren und Räucherwerk verarbeiten, die jeden jederzeit auf- und erregten. Tatsächlich enthält die sehr seltene Pflanze Scopolanum, ein Nervengift, das ziemlich willenlos macht.

Ganz ähnlich übrigens wie andere angeblich geheime Hexen-Liebes-Pflanzen: In Tollkirsche, Stechapfel, Engelstrompete und Bilsenkraut finden sich außerdem noch Atropin und Hyoscyamin, Halluzinogene, die dem Lustwilligen so ziemlich alles vorgaukeln können, was er sich wünscht. Keine Selbstversuche also! Die erotische Wirkung ist ungefähr genau so stark wie beim Anblick eines Staubsaugerschlauches – dafür wird ein allfälliges Drogenscreening ebenso bunt wie bei Elvis in seinen letzten Wochen. Und wenn Sie Pech haben, gibt’s Spätschäden, solche nämlich, die das Sexualempfinden für die nächsten Jahre lahm legen.

Wirkungsvolle Scharfmacher

Also Finger weg von Scharfmachern? Nicht unbedingt – denn wo bleibt sonst der Spaß? Ein paar Tipps und Tricks gibt es schon, wie Sie den Eros oder die Aphrodite in sich groß und stark füttern. Lebensmittel haben ja nicht immer nur die Aufgabe uns zu ernähren, sondern sie enthalten eine Vielfalt an Stoffen, die sich – ganz seriös und wissenschaftlich nachgewiesen – auch auf unser Sexualleben auswirken.
· Konzentrierte Eiweiße (z.B. in Eiern, Fleisch, Fisch) geben einen Kraftstoß
· Milde gereizte Organe des Harnapparates (z.B. durch Äpfel, Wacholder) wirken indirekt auf die Sexualorgane
· Gut durchblutete Sexualorgane (z.B. durch Pfeffer oder Petersilie) sind empfindlicher
· Ein entspannter Körper (z.B. durch Sellerie, Honig) genießt leichter
· Einige Düfte (z.B. Sandlholz, Ylang Ylang) wirken pheromon-artig und bereiten das Unterbewusstsein auf Sex vor
· Manche Speisen (z.B. Spargel, Feigen) erinnern in ihrer Form an Sexualorgane und bieten einem eingestimmten Geist einige erotische Assoziationen

Eine Faustregel (oder vielleicht doch eher eine Regel für sanfte Fingerspitzen?) ist jedenfalls:
Was scharf ist, das macht scharf. Denn Schärfe ist eine angenehme Form des Schmerzes und auf den reagiert das Gehirn mit der Produktion von Endorphinen, körpereigenen Glücksdrogen.

Chili und frisch geriebener Pfeffer sorgen dafür, dass Sie sich schon vor dem Sex an sich selbst berauschen können! Eine andere Wunderwürze ist schon seit dem 16. Jahrhundert heiß begehrt: die Muskatnuss. Ihr ätherisches Öl ist mit der Ausgangssubstanz für die Liebesdroge MDMA verwandt – besser bekannt als Ecstasy. Sparsam eingesetzt, bietet die Muskatnuss also legale Extase und verleiht vielen Speisen besonderes Flair.

Übrigens: Wenn Sie für Ihren Partner etwas ganz Besonders vorhaben, versorgen Sie ihn mit einer Extraportion Zink (Meeresfrüchte), Selen (Fleisch, Fisch, Getreide) und Vitamin A (rotes und grünes Gemüse). So füttern Sie gezielt seine Spermien fit for Love!

Und wenn Sie Lust auf Lachen haben?

Natürlich – Essen muss nicht immer bierernst sein, besonders, wenn man und frau sich über die Bedeutung des Nachtisches sowieso einig sind. Wie wäre es mit Penis Pasta? Die gibt’s wirklich, schließlich müssen Nudeln nicht immer Spagetti-förmig sein.

Oder wie wäre es mit Fruchtgummi in eindeutig nicht mehr zweideutigen Formen? Wahlweise in kurvenreicher Damenform oder in Pärchenpose erhältlich – schauen Sie einmal im Internet unter “erotische Naschereien” nach und lassen Sie sich überraschen!

Und was halten Sie vom Übergang zum lebenden Buffet? Ein wenig Sekt zum Bauchnabelkribbeln, essbare Unterwäsche. Schlagobers aus der Dose zum Garnieren nicht vergessen! Als Gag mit Hintergedanken: Backen Sie doch eine Torte. Und die muss ja nicht immer auf dieselbe Art verziert sein wie von Konditorei.

Ihre Fantasie hat da bestimmt noch einige andere Möglichkeiten zu bieten. Denn schließlich: Wer sich schon beim Kochen aufs Essen einstimmt, der denkt beim Speisen sicher noch ein Stückchen weiter. Und wenn dann die Mahlzeit einsam kalt wird, sind Sie wohl gerade mit anderem Genuss beschäftigt: Auch egal. Den Magen füllen kann man ja auch später.

Antörnende Lebensmittel

Gemüse, das antörnt:
Sellerie, Spargel, Zwiebel, Knoblauch, Paradeiser, Melone, Gurke

Gewürze, die scharf machen:
Pfeffer, Senf, Safran, Petersilie, Anis, Schnittlauch, Kresse, Nelken, Zimt

Düfte, die schnuppern lassen:
Sandelholz, Ylang Ylang, Moschus, Rosmarin, Jasmin, Rose, Salbei

Ein Schlückchen Erotik
Ein Drink, der Ihre Sexualorgane mit allen Nährstoffen und Vitaminen versorgt
2 EL Hagebuttenmark
1 EL Erdnussbutter
1 EL Mohn
1 Banane
1 frisches Eigelb
200 ml Buttermilch

Ab in den Mixer und gut durchpürieren! Servieren Sie den Drink mit gehobelten Paranüssen.

Foto: Shutterstock.com Lucky Business

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