Sex in der Schwangerschaft?

Äh … warum nicht?  

Vielleicht nächste Woche … Spricht ja nichts dagegen. Zumindest kann Mann das in jedem Schwangerschafts-ratgeber nachlesen. Aber schon Textguru J. W. Goethe wusste: Grau ist alle Theorie und Sex in der Schwangerschaft komplizierter, als Frau sich das vorstellen kann. Es bedeutet nicht, dass Mann eine schwangere Frau nicht erotisch finden würde. Gerade ich, neben dem selbst hochschwangere Frauen schlank wirken, werde mich hüten, diskriminierende Äußerungen über dicke Bäuche zu machen – zumindest solange meine Frau mir beim Schreiben über die Schulter schaut. Nein, nein, ganz um Gegenteil. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen: Als die Oberweite meiner Herzallerliebsten im Laufe der besagten neun Monate kontinuierlich auf Melonengröße heranwuchs, hatte das durchaus ähnlichen Effekt auf meinen kleinen Freund. Theoretisch. Praktisch blieb da immer ein wenig die Angst, Mann könnte diesem feingliedrigen, zerbrechlichen Wesen, das da im Leib der Geliebten heranwächst, im Überschwang seiner erotischen Gefühle weh tun. Natürlich kompletter Unsinn; steht ja auch – siehe oben – in jedem Schwangerschaftsratgeber. Ich zitiere: „Im Normalfall ist Sex in der Schwangerschaft kein Problem.“ Und: „In der Regel schadet es weder Mutter noch Kind.“ Mann müsse halt „ausprobieren, was Ihnen und Ihrer Partnerin am besten behagt“ und wo „der Bauch nicht stört“. Bla bla bla. Das Gehirn sagt: Alles in Ordnung! Aber die Paranoia sagt: Wer weiß? Es steht auch geschrieben: „Männer sollten jetzt ihren Partnerinnen beim Thema Sex viel Verständnis entgegenbringen.“ Umgekehrt braucht Mann das auch – in rauen Mengen!

Aber bitte doch!

Vielleicht sollte ich hier gleich einige Punkte klarstellen: Solange keine medizinischen Gründe vorliegen, spricht absolut nichts gegen Sex in der Schwangerschaft. Weder berührt der Penis beim Geschlechtsverkehr das Baby noch kommt er auch nur ansatzweise in dessen Nähe. Die Kontraktionen beim Orgasmus lösen keine Frühgeburt aus. Es droht auch keine erhöhte Infektionsgefahr. Und selbst das heftigste Rammeln kann vielleicht die Trommelfelder der Nachbarn erschüttern, doch nicht das Baby in der Gebärmutter. Alles klar, liebe zukünftige Väter? Tatsache ist, viele Frauen genießen unter diesen anderen Umständen den Sex ganz besonders. Der Östrogenspiegel steigt im Normalfall ins Unermessliche … und damit auch das sexuelle Verlangen. Haut und Brüste werden empfindsamer; der gesamte Körper reagiert sensibler auf Berührungen. Und: Der Orgasmus wird meist intensiver und länger erlebt. Yeah! Doch der vielleicht wichtigste Grund für mich war: Frau möchte sich nach wie vor begehrt fühlen. Je länger die Schwangerschaft dauerte, desto unerotischer kam ich mir vor. Jede Bewegung war von Ächzen und Stöhnen begleitet. Ich konnte keine fünf Schritte gehen, ohne dass ich pinkeln musste, weil das Kind auf meine Blase drückte. Aufs Sofa setzen? Bloß nicht, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich wieder aufstehen sollte. Als wir zu Beginn des neunten Monats einige Urlaubstage am Meeresstrand verbrachten, erwartete ich jeden Moment, dass sich Mitarbeiter von Greenpeace auf mich stürzten und versuchten, mich ins Wasser zurückzurollen. Nicht missverstehen, ich freute mich auf mein Baby. Aber begehrenswert sieht anders aus. Glaubte ich. Schön, dass mich mein Mann vom Gegenteil überzeugen konnte.

Foto: maradon 333 – shutterstock.com

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