Durch künstliche Befruchtung schwanger werden

Wenn es auf natürlichem Weg nicht klappt, ist die künstliche Befruchtung ein hilfreicher Weg dennoch schwanger zu werden. Die Schulmedizin hält einige Möglichkeiten bereit, um Ihnen den Kinderwunsch zu erfüllen.

Ihr Kinderwunsch bleibt unerfüllt? Es gibt eine Reihe von wirksamen Möglichkeiten, um dem Glück nachzuhelfen. Wesentlich dabei ist, im Vorfeld abzuklären, wo die Ursache liegt, dass Sie nicht schwanger werden. Hierzu sollten sich Mann und Frau untersuchen lassen.
Da die Möglichkeiten der Schwangerschaftsunterstützung mit unterschiedlich großen Eingriffen bei Ihnen als Frau und damit mit entsprechend großen Belastungen verbunden sind, sollten Sie sich gemeinsam mit Ihrem Partner und Ihrem Gynäkologen in Ruhe besprechen, was für Sie infrage kommt.
Sie sollten sich auch von vornherein darüber klar sein, dass auch beim Einsatz aller Möglichkeiten nicht garantiert ist, dass sie schwanger werden. Von allen Frauen, die sich den folgenden Behandlungen unterzogen haben, wurden rund 40 Prozent am Ende schwanger.

Hormonbehandlung

Als Einstieg nutzen viele Gynäkologen die Gabe von Hormonpräparaten. Diese setzten je nach Wirkstoff an unterschiedlichen Punkten im weiblichen Körper an. Eine gängige Variante ist beispielsweise Clomifendihydrogencitrat. Es gaukelt dem Gehirn vor, dass trotz Zyklus noch kein Ei für den Sprung gereift ist. Der weibliche Körper soll also dafür sorgen, dass sich mindestens ein zusätzlicher Follikel mit einem reifen Ei am Eierstock bildet. Das erhöht die Chance schwanger zu werden.
Mit Ultraschalluntersuchungen kontrolliert der Gynäkologe dann den Erfolg des Medikaments. Es ist durchaus möglich, dass sich mehrere Follikel bilden. Unmittelbar vor dem Eisprung verabreicht der Gynäkologe noch eine Hormon-Injektion, um den weiblichen Körper ganz darauf programmiert, schwanger zu werden.
Da nach der Gabe von Hormonen als Ovolationsauslöser oftmals mehr als ein Ei heranreift, besteht die Gefahr von Mehrlingsschwangerschaften. Aufgrund des erhöhten Hormonspiegels bei der Frau neigen die befruchteten Eier durchaus zur Teilung. Daher sollten Sie sich mit Ihrem Partner genau überlegen, wie weit Ihr Kinderwunsch geht.

Intrauterine Insemination

Reicht eine Hormonbehandlung nicht aus um schwanger zu werden oder sind die Spermien nicht agil genug, kann mit der Insemination nachgeholfen werden. Zunächst wird hierfür Samenflüssigkeit des Mannes aufbereitet und gereinigt. Im nächsten Schritt wird die Samenflüssigkeit in die Gebärmutterhöhle gespritzt. Auf diese Weise soll der Weg, den die Spermien zur Eizelle zurücklegen müssen, verkürzt werden. Hierbei spricht man aber noch nicht von künstlicher Befruchtung.
Dabei kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an. Mit mehreren Ultraschalluntersuchungen wird der Eisprung genau abgepasst. Durchaus üblich ist es, dass die Intrauterine Insemination in Kombination mit einer Hormontherapie angewendet wird, um die Chance schwanger zu werden noch einmal deutlich zu erhöhen.

Befruchtung im Labor

In-Vitro-Fertilisation

Die Übersetzung von „in vitro“ sagt schon vieles aus: „im Glas“. Die In-Vitro-Fertilisation ist die klassische „Befruchtung im Reagenzglas“. Die Eizellen werden mittels einer Punktion aus dem Eierstock entnommen. Anschließend werden sie – eben außerhalb des weiblichen Körpers – mit dem Sperma befruchtet.
Im Anschluss werden der Frau die befruchteten Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt. Im Regelfall geschieht dies mit drei Eizellen, da dies die Chance schwanger zu werden erhöht und zugleich eine Mehrlingsgeburt dennoch begrenzt.
Seit der ersten Geburt eines durch künstliche Befruchtung erzeugten Babys ist diese Methode immer weiter verfeinert worden. Sie ist heute mehr oder minder Standard bei künstlichen Befruchtungen, wenn Probleme am Eileiter oder bei der Qualität der Spermien vorliegen.

Intracytoplasmatische Spermieninjektion

In manchen Fällen kommt es bei Nutzung der klassischen künstlichen Befruchtung nicht zum gewünschten Erfolg. Dann besteht die Möglichkeit, die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) einzusetzen. Die Schritte sind quasi gleich mit denen der In-Vitro-Fertilisation. Nur überlässt man den eigentlichen Befruchtungsprozess nicht mehr dem Zufall. Im Labor injiziert man das Spermium mittels einer feinen Nadel in das Ei.
Wenn selbst diese Methode nicht zur Befruchtung führt, setzen die Kinderwunsch-Experten auf die Intrazytoplasmische Morphologisch Selektierte Spermien Injektion (IMSI). Unter einem Mikroskop werden dabei die besten Spermien ausgesucht und für die Injektion vorbereitet. Allerdings ist dieses Verfahren noch relativ neu und der Erfolg letztlich wissenschaftlich noch nicht endgültig erwiesen. 

Risiken

Fast jede medizinische Therapie hat mögliche Risiken. Diese sind auch bei der Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches vorhanden. Solche Risiken sollten Ihnen bekannt sein und Sie sollten gut abwägen, wie wichtig Ihnen der Kinderwunsch im Hinblick auf die Gefahren ist.
Bei der Hormonbehandlung kann es beispielsweise zum Ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS) kommen, einer deutlichen Überfunktion der Eierstöcke. Mögliche Folgen sind: Eindickung des Blutes, Bildung von Blutgerinseln, Atemnot, Nierenunterfunktion, Ansammlung von Wasser im Bauchraum.
Bei der künstlichen Befruchtung (und damit auch bei der ICSI und IMSI) erhöht sich die Möglichkeit einer Fehlgeburt im Vergleich zur „normalen“ Befruchtung. Die liegt bei der natürlichen Zeugung bei bis zu zehn Prozent. Bei IVF erhöht sie sich um bis zu fünf Prozent. Hier spielt auch die zunehmende Fehlgeburt-Quote bei steigendem Lebensalter eine Rolle!
Daneben bedeutet jeder Eingriff wie die Entnahme von Eizellen ein Risiko für die Patientin. Beim eigentlichen Vorgang kann es immer mal zu Komplikationen kommen, dies gilt insbesondere für die dafür notwendige (leichte) Vollnarkose. Zudem kann im Nachhinein eine Infektion auftreten.

Mit einiger Hilfe schwanger werden

Hormontherapie, Einführen des Spermas in die Gebärmutter, künstliche Befruchtung: Die Schulmedizin tut einiges, damit Ihr Kinderwunsch erfüllt werden kann.

Text: Stefan Trockel
Fotos: Shutterstock.com