Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Maaaaaaaamaaaaaaaaaa, eine Fraaaaaaaaag“ – die Worte allein genügen, um mir Herzschmerzen zu bescheren. Wenn Sie sich jetzt vielleicht wundern, wie das sein kann, dann lassen Sie mich nur so viel sagen: Eine elfjährige Tochter, die sich vor dem Spiegel dreht und wendet, im Durchschnitt sechs- bis zehnmal umzieht, bis sie ein Outfit für den Schulbesuch am nächsten Tag gefunden hat – und die dabei absolut gelungene Kombinationen von Röcken, Jeggings, Tops, Gürteln, Schals und Schmuck findet, zugegeben. Die Mode-Stylistinnen dieser Welt jedenfalls hätten ihre Freude an ihr. Und ich wünschte oft genug, ich könnte mir ein Scheibchen von ihrem modischen Gespür abzwacken.

Aber muss das Kind denn gleich so gestylt herumlaufen? Und diesem Aspekt gilt auch die eingangs zitierte „Fraaaaaaaaage“, nämlich: „Eine Fraaaaaaaaage, kann ich das anziehen?“ Dann muss ich oft genug antworten: „Sieht super aus, wenn du in die Disko gehen würdest – aber du gehst morgen in die Schule, also überleg‘ dir was anderes“ und frage mich, wie es wohl werden wird, wenn sie erst eines Tages in die Disko geht. Und überlege weiter, warum Kinder ihren Eltern immer wieder dieselben Fragen stellen, obwohl sie die Antworten ohnehin schon kennen. Aber wenn meine Nerven dann völlig blank liegen und ich die Beantwortung einer „Fraaaaaaaaage“ schlichtweg verweigere, tröste ich mich damit, dass Hartnäckigkeit ja im Grund eine Tugend und gerade heute unumgänglich ist, um erfolgreich zu sein. Und wer hat sich das modische Interesse selbst eingebrockt?
Na ich natürlich, indem ich meine Tochter ihre Garderobe von klein auf (weitgehend und im Rahmen der realistischen Möglichkeiten natürlich) selbst habe wählen lassen …
Text: Marion Breiter-O’Donovan
Bild: Jana Guothova – shutterstock.com