Bub oder Mädchen?

Doch das war nicht immer so, in der Antike, zum Beispiel, gab es ein Grundprinzip zur Volksmehrung: ein Sohn präsentierte alles Gute, Schöne und ein Mädchen genau das Gegenteil. Aus dieser Zeit stammt auch ein Vorurteil, dass sich bis heute hartnäckig hält – ein Junge schenkt der Schwangeren Schönheit und ein Mädchen entzieht sie seiner Mutter. Mit einem Wort: Ein Bub musste her und dazu war jedes Mittel recht!


Zum Glück hat sich diese Einstellung heutzutage, zumindest in unserer westlichen Welt, geändert und ein Mädchen wird mindestens genauso herbeigesehnt. Trotzdem versucht man auch heute noch die Natur auszutricksen und Mittel und Wege zu finden, das Geschlecht des Kindes vor oder während der Zeugung zu bestimmen.

Geschichtliche Hintergründe

Erste Untersuchungen über menschliche Fortpflanzung wurden um 2000 v.Chr. angestellt. Doch Rituale und Aberglaube prägten hauptsächlich die Vorstellungen über die Beeinflussung von Schwangerschaften und Geburten bis weit in das Mittelalter. In der Antike gewann man die Gewissheit, dass es zur Zeugung eines Kindes eine Eizelle und eines Spermiums bedarf. Die alten Griechen wussten in Grundzügen darüber Bescheid, dass letztendlich das Spermium, das heißt, der Mann, das Geschlecht bestimmt.

Der Philosoph Anaxagoras behielt sein “Wissen” leider nicht für sich – man glaubt es kaum, aber er war der Ansicht, dass die Spermien aus dem linken Hoden Mädchen zeugen und die aus dem “richtigen”, natürlich dem rechten, Buben. Einige französische Adelige wollten gleich auf Nummer sicher gehen und ließen sich den “unnützen” linken einfach amputieren. Etwas wehleidigere, aber ebenso frauenfeindliche Zeitgenossen banden sich fortan bei ihren Fortpflanzungsversuchen ihren linken Hoden ab oder begnügten sich damit, sich lediglich beim Beischlaf fest in diesen zu kneifen.

Ergänzend gab es auch Empfehlungen, bestimmte Gesänge oder Gedichte während des Beischlafs zu rezitieren oder sich mit seiner Lust nach Temperatur, Gezeiten oder Windrichtungen zu orientieren. Das sich bei all diesen lustvollen Vorkehrungen die Menschen trotzdem vermehrt haben, grenzt an ein Wunder!

Einige Rituale haben sich bis heute gehalten, zum Beispiel soll Sex bei Viertelmond die Chancen auf einen Sohn steigern, am besten nachts und an den ungeraden Tagen des Monats. Für ein Mädchen sollte man dagegen die Zeit des Vollmondes bevorzugen, nachmittags miteinander schlafen und an den geraden Tagen Sex haben.

Zeitplanmethode

Eine Zeitlang glaubte man, dass es ausschlaggebend für das Geschlecht des Kindes sei, ob das Paar vor oder nach dem Eisprung miteinander schläft. Inzwischen weiß man jedoch, dass generell die sechs Tage vor dem Eisprung die fruchtbarsten sind, und sich danach nicht mehr viel tut. *)1970 stellte Dr. Otfried Hatzold , Diplomvolkswirt, seit 1993 Leiter des Cycloplan-Instituts für Familien- und Gesellschaftspolitik, dazu Untersuchungen an, die bei richtiger Anwendung eine Erfolgsquote von 90% aufwiesen, dieses Ergebnis wurde von der “Deutschen Forschungsgemeinschaft” bestätigt.

Das bedeutet, dass sich die Chancen auf einen Buben erhöhen sollen, wenn man möglichst kurz vor dem Eisprung, am besten am Eisprungtag selbst, Sex hat. (in Apotheken gibt es Computer, die helfen, die fruchtbaren Tage zu erkennen). Je länger man vor dem Eisprung zur Tat schreitet, desto eher wird es ein Mädchen. Der Grund: Samenzellen, die das Y-Chromosom tragen (dieses bestimmt das männliche Geschlecht), bewegen sich schneller als die für Mädchen „zuständigen“ X-Chromosomen. Dafür sind diese zäher und leben besonders lang, dürfen also in den Eileitern der Frau nicht zu lange auf den Eisprung warten müssen.

Allerdings gibt es einen Haken bei der Geschichte: Dr. Hatzold räumt selbst ein, dass natürlich kein Zyklus dem anderen gleicht und man nie 100% voraussagen kann, wann denn nun genau der nächste Eisprung stattfinden wird. Dieses Manko wurde ihm auch von vielen Kritikern entgegengehalten, deshalb hat er einen “Frauenkalender” entwickelt, der seinem *)Buch beigelegt ist, damit soll die Vorausberechnung angeblich sehr gut funktionieren. Die Menstruationsdaten müssen dabei allerdings über mindestens sechs Monate angestrichen werden, um möglichst genaue Eisprungdaten zu ermöglichen.

Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs & Scheidenmilieu

Auch die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs spielt eine angeblich nicht unerhebliche Rolle. Je häufiger man sich der Fleischeslust hingibt, desto größer die Wahrscheinlichkeit auf ein Mädchen. Wer es auf einen Sohn anlegt, sollte laut dieser Theorie möglichst selten Sex haben, der Penis sollte auch nur ganz wenig in die Vagina eindringen und einen Orgasmus darf Frau auch nicht haben. Das Scheidenmilieu würde sich nämlich zuungunsten der weiblichen Spermien verändern, denn diese fühlen sich nur im sauren und nicht im alkalischen Bereich wohl.
Mit Scheidenspülungen kann man die Hoffnung auf die gewünschte Wirkung noch verstärken: für ein Mädchen vor dem Geschlechtsverkehr zwei Teelöffel weißen Essig mit einem knappen Liter lauwarmen Wasser vermischen – für einen Buben ist eine Spülung mit zwei Teelöffel Backpulver vermischt mit einem viertel Liter Wasser geeignet.

“Wunschkind Diät”

Eine bestimmte Ernährungsform soll die Chancen auf das ersehnte “Wunschgeschlecht” leicht erhöhen, meinen der Wiener Gynäkologe Professor Dr. Wilfried Feichtinger und die Ernährungsberaterin Gertrud Reiger.
Das Grundprinzip hinter der Diät: Nimmt man vermehrt bestimmte Mineralstoffe zu sich, lässt sich möglicherweise die biochemische Struktur der Eizelle verändern, entweder männliche oder weibliche Samenzellen kommen leichter durch.

Die Diät macht übrigens nur Sinn, wenn die Frau schon zwei, drei Monate vor einer geplanten Empfängnis beginnt, die Ernährung umzustellen. Sobald die Frau schwanger ist, sollte sie sich wieder ausgewogen ernähren, denn richtig gesund und abwechslungsreich ist die Wunschkind-Diät nicht!! Auf jeden Fall sollte man vor Beginn einen Arzt zu Rate ziehen, damit keine Stoffwechselstörungen auftreten können!

Buben Diät:
sollte möglichst viel Kalium und Natrium enthalten und wenig Kalzium und Magnesium:
· Avocados, Bananen, Karotten, Äpfel, Birnen, Orangen, Zitronen, Knoblauch, frische Kräuter, Linsen.
· Gemüsebrühwürfel, Salz, Apfelessig.
· Gemüse-, Karottensaft, Ketchup.
· Weizenvollkornbrot
· Kartoffeln, polierter Reis
· Honig, Zucker, Hagebuttenmarmelade

Mädchen-Diät
soll viel Magnesium und Kalzium enthalten und wenig Kalium und Natrium (Salz):
· Magertopfen, Sauerrahm, Buttermilch, Magerjoghurt, Kefir, Tilsiter (45%)
· Zitronen, Orangen, Bananen, Karotten, Äpfel, Birnen,
· Honig, Spinat, Linsen, Erbsen, frische Kräuter, Knoblauch, Zwiebeln
· Säfte von Sanddorn, Karotten, Gemüse, Orangen, Apfel, Tomaten, Johannisbeere.
· Brot, Karottentorte, Reiskuchen
· Kartoffeln, Naturreis, Hirse, Hirseflocken, Mais, Gerste, Vollkornteigwaren, Weizenkeim

Neueste Forschungsergebnisse:

Univ. Prof.Dr.Heinz Strohmer, Kinderwunschzentrum im “Goldenen Kreuz”, Wien:
”Heutzutage kann man den Samen vor dem Eintreten einer Schwangerschaft “behandeln”: dadurch sollen überwiegend “männliche” oder “weibliche” Samenzellen herausgefiltert und in einer Probe angereichert werden.

Die Methode, die derzeit die besten Resultate liefert ist “Microsort” (sie finden nähere Informationen dazu unter www.microsort.com). Durch die Präparation des Samens mit dieser Methode enthält die endgültige Probe 88% X – Chromosom hältige Samenzellen. 91% der Schwangerschaften führen schließlich zur Geburt des gewünschten Mädchens.
Die Anreicherung der Probe mit Y – Chromosom hältigen Samenzellen ist schwieriger (73% der Samenzellen), 76% der Babys sind dann wie gewünscht Buben.

Eine weitere Methode ist die so genannte Präimplantationsdiagnostik, hierbei handelt es sich um eine genetische Analyse des Embryos in frühen Stadien vor der Einnistung (Implantation). Dabei wird ein Anteil des Zellmaterials aus dem Präimplantationsembryo entnommen und genetisch analysiert. Dabei besteht auch die Möglichkeit die Geschlechtschromosomen und somit das Geschlecht des Embryos zu bestimmen.

Durch gezieltes Zurückführen von z.B. ausschließlich weiblichen Embryonen ist es möglich (wenn es durch die Behandlung zu einer Schwangerschaft kommt!) zu 100% die Geburt eines Mädchens herbeizuführen. Diese Methode wird nur im Zusammenhang mit Geschlechtschromosom-assoziierten Erkrankungen (z.B. wenn in einer Familie eine gefährliche Bluterkrankheit besteht, die allerdings nur an Buben weitervererbt wird) durchgeführt. Die Durchführung nur um das Wunschgeschlecht zu erzielen, wird aus ethischen Gründen weitgehend abgelehnt.

Die MicroSort Methode ist in Österreich erlaubt, Präimplantationsdiagnostik hingegen verboten.

Rein statistisch gesehen, hat man, wenn man der Natur seinen Lauf lässt, eine größere Chance, einen Buben zu bekommen: 51,2 Prozent aller Babys sind männlich, und 48,8 Prozent weiblich. Daran hat weder die Weisheit der alten Griechen, noch die moderne Fortpflanzungsmedizin etwas ändern können.

Aber ein bisschen Spaß soll die Sache zur Fortpflanzung ja auch noch machen und was wäre das Leben ohne Überraschungen!

Wer ist “verantwortlich” für Bub oder Mädchen?

Eines steht fest, da können sich die Männer nicht davor drücken, sie sind es, die das Geschlecht bestimmen und zwar durch die Kombination der Chromosomen, die auch die Gene enthalten.
Im Kern jeder Körperzelle befinden sich 23 Chromosomenpaare, also 46 Chromosomen. Nur die Ei- und Samenzellen spielen da nicht mit. Sie enthalten nur die Hälfte an Chromosomen, erst wenn sie miteinander verschmelzen, besitzt die befruchtete Eizelle ebenfalls den vollen Chromosomensatz.

Von den 46 Chromosomen, die den gesamten genetischen Bauplan des Menschen tragen, wird das Geschlecht des Kindes allerdings von nur zwei Chromosomen bestimmt, den so genannten X (weiblich) und Y(männlich) Chromosomen. Während Eizellen ausschließlich ein X-Chromosom aufweisen, besitzt jede Samenzelle entweder ebenfalls ein X-Chromosom oder aber ein Y-Chromosom.

Wenn ein X-Spermium sich mit einer Eizelle vereinigt, wird sich ein Mädchen entwickeln. Wenn ein Y-Spermium eine Eizelle befruchtet, so wird bald ein Bub das Licht der Welt erblicken. Genetiker benutzen die Kurzform XX für weiblich und XY für männlich.

 

Foto: Shutterstock

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