Familien – richtig versichert

Kein Makler, Versicherungsvertreter oder Konsumentenschützer wird Ihnen jemals sagen, Sie seien überversichert, würden vielleicht monatlich zu viel Prämie zahlen, um sowieso im Ernstfall mehr als genug an Schadenswiedergutmachung zu bekommen.
Das Risiko eines solchen Rates kann niemand auf sich nehmen. Es gibt eben leider das Horrorbeispiel, dass ein Mensch, Familienvater wie du oder ich, an einem schönen Samstagnachmittag gemächlich auf der Autobahn ins Grüne rollt – und dann passiert’s, und niemand weiß wieso, kann’s im nachhinein ändern: Das Auto rammt einen Tankwagen, der schleudert gegen einen Brückenpfeiler.

Beides kaputt, beides mit extremen Folgeschäden. Da ist dann auch eine Deckungssumme von astronomisch vielen Euro-Millionen keine Überversicherung mehr. Also wird vor einer Überversicherung niemand abraten. Sie kann sich als sinnvoll erweisen – wenn Katastrophen eintreten, mit denen man wirklich nicht gerechnet hat. Ob Sie sich die Prämie dafür allerdings leisten können, müssen Sie schon selbst entscheiden.

Grundsätzlich gibt es aber wichtigere und weniger wichtige Versicherungen für Familien, diese werden in den folgenden Themenbereichen bearbeitet.

Wo Sie kein Risiko eingehen dürfen!

So also soll ein Basispaket an Versicherungen ausschauen:
Versicherungen, die jede Familie haben sollte, sind neben der verpflichtenden Kfz-Haftpflichtversicherung (bei Autobesitz) eine Privathaftpflicht, wenn notwendig eine Risiko-Ablebensversicherung und eine Unfallversicherung. Daneben ist zur Absicherung des Eigentums noch eine Eigenheim- und Haushaltsversicherung wichtig, meinen alle Experten einhellig.

Die Privathaftpflichtversicherung ist zwar meist Teil einer Haushaltsversicherung, kann aber auch separat abgeschlossen werden. Zur Erklärung: Die Haftpflichtversicherung deckt berechtigte Schadenersatzansprüche Dritter und wehrt ungerechtfertigte Schadenersatzansprüche ab.

Vor allem dann, wenn Personen zu Schaden kommen und möglicherweise dauerhaft beeinträchtigt bleiben, kann dies teuer werden. In der Privathaftpflicht sind der Ehegatte, der Lebensgefährte und die minderjährigen Kinder automatisch mitversichert. Die Kinder bleiben bis zum 25. Lebensjahr mitversichert, sofern und solange sie über keinen eigenen Haushalt und kein eigenes regelmäßiges Einkommen verfügen.

Außerdem sollte man sich den Geltungsbereich seiner jeweiligen Haftpflicht genau anschauen, denn die meisten Verträge gelten zwar für Europa, genügen also auch für etwaige Ferien und dort passierte Malheurs. Nur: Manche Familien machen schließlich ja auch in Südostasien Urlaub. Also lieber einen Kontrollblick auf die Polizze, als dann ohne Deckung da zu stehen.

Wichtig ist auch eine private Unfallversicherung.Der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung erstreckt sich nur auf Arbeit oder Schule und den Weg dorthin, allerdings nicht auf den Freizeitbereich, wo laut Statistik die meisten Unfälle passieren.

Was soll man in dieses Versicherungs- Basispaket investieren?

Eine schwer zu entscheidende Gewissensfrage.
Die jeweils optimale Deckungshöhe für eine Versicherung kann man nur sehr schwer angeben, aber es gibt eine Faustformel ( ohne Garantie):

Ein 30jähriger sollte das Sechsfache seines Jahresverdienstes als Deckungssumme nehmen, ein 40jähriger das Fünffache.

Wo Sie Ihr Risiko genau abwägen müssen

Ganz oben auf der Prioritätenliste für Familien ist eine Risiko-Ablebensversicherung. Und zwar dann, wenn durch Ableben einer (oder auch mehrerer) Personen die Existenz der Hinterbliebenen gefährdet ist. Diese Versicherung kann für Partner abgeschlossen werden und leistet dann, wenn der Versicherte/die Versicherten stirbt/sterben. Oft wird eine kombinierte Er- und Ablebensversicherung für diesen Zweck angeboten, die ist aber oft nicht geeignet, weil einerseits die Summe für den Todesfall nicht frei vereinbar und zu gering ist und andererseits oft junge Familien die höheren Prämien für das kombinierte Ansparen nicht aufbringen können und wollen.

Je nach Wohnsituation sollte auch über eine Eigenheim- und Haushaltsversicherung nachgedacht werden, welche die eigenen oder gemieteten vier Wände gegen Brand, Blitzschlag, Sturm, aber auch gegen Diebstahl und Beraubung absichert. Wieder eine Faustregel, wenn man als Laie vor der Frage steht, welche Versicherung wofür zuständig ist: “Stellen Sie sich Ihr Haus auf den Kopf gestellt vor. Was rausfällt, gehört zur Haushaltsversicherung, was drinnen bleibt gehört zur Eigenheimversicherung.”

Wichtig bei beiden Sparten ist, die Versicherungssumme von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Vor allem dann, wenn Neuanschaffungen oder Umbauten getätigt wurden, kann es zu einer Unterversicherung kommen und der Versicherer muss dann im Schadensfall nur einen Teil leisten.
Apropos Eigenheim: Da ja wohl die meisten Familien einen Kredit aufnehmen mussten, um sich diesen Wohnwunsch zu leisten, sollte man auch in diesem Kapitel den Kopf nicht in den Sand stecken. Wer einen Kredit aufgenommen hat, sollte unbedingt die Rückzahlung irgendwie absichern. Hier gibt entweder echte Kreditversicherungen. Aber auch eine Ablebensversicherung kann die Rest-Familie vor dem schlimmsten finanziellen Desaster schützen.”

Versicherungen, die fast jeder möchte, beziehungsweise Angebote, die zusätzlich noch abgeschlossen werden können, sind private Krankenversicherung, Rechtsschutzversicherung und Lebensversicherung. Aber: Eine private Krankenversicherung ist relativ teuer. Ihr entscheidender Vorteil: Sie übernimmt – je nach Vertrag – das Honorar eines Privatarztes, den Krankenhausaufenthalt in der Sonderklasse oder einen Teil der Zahnbehandlungskosten.

Was man bedenken sollte: Kinder können ab Geburt in die Versicherung der Eltern eingeschlossen werden. Wer nur die Kosten für die Begleitperson im Krankenhaus ersetzt haben möchte, kann dies kostengünstig durch Mitgliedschaft bei einer Organisation wie dem Verein Kinderbegleitung oder Muki erledigen.Da lohnt sich ein Anklicken der Webseiten der betreffenden Organisationen – www.kib.co.at oder www.muki.at. Und auch in der Rechtsschutzversicherung sind Familienpakete möglich, wo minderjährige Kinder mitversichert sind.

Vorsorge statt versichern

An der Grenze zur Sparform beziehungsweise zur Altersvorsorge stehen andere Formen, die oft auch von Versicherungen angeboten werden. Zur Definitionsfrage: Lebensversicherungen sind langfristige Verträge und nur dann sinnvoll, wenn sie über die gesamte Laufzeit gehalten werden können.

Sie sind Vorsorgeprodukte, die zum Teil mit Versicherungen kombiniert sind. Eine vorzeitige Auflösung kostet und ein Abschluss über einen langen Zeitraum sollte daher gut überlegt werden. Wer sich für eine Lebensversicherung als Ansparvariante entscheidet, sollte die Prämienhöhe so wählen, dass sie längerfristig leistbar ist, Alle Experten empfehlen: Risikoabsicherung und Kapitalaufbau sind grundsätzlich zu trennen.

Versicherungen zum Vergessen

Auch wenn jetzt die Spezialanbieter verschiedener Versicherungsleistungen aufheulen – es gibt zweifellos ein paar Versicherungen, die man genauer hinterfragen sollte, bei welchen man am ehesten den Rotstift ansetzen kann, wenn man seine Prämienlast mindern will. Zum Beispiel eine Fahrraddiebstahlversicherung – ihre Leistung gibt’s nur bei äußerster Sorgfalt; eventuell sind entstehende Schäden auch durch die Haushaltsversicherung gedeckt.

Sogar die Haushaltsversicherung selbst bedarf einer kritischen Prüfung. Überhaupt dann, wenn der Wohnungsinhalt kaum mehr wert ist als die Prämie. In diesem Fall sollte man eine Haftpflicht separat abschließen.

Eine Kfz-Insassen-Unfallversicherung erweist sich bei bestehender Unfallversicherung als überflüssig. Bei einer zusätzlichen Reiseversicherung sollte man prüfen, ob sie nicht Leistungen garantiert, welche dann zu einer Doppelversicherung durch Kreditkarte, Vereinsmitgliedschaften, Kranken-, Haushalts- und Unfallversicherung führen.

Ebenfalls nicht existenziell notwendig sind meist Spezialversicherungen wie Kühlgutversicherung. Überlegen Sie, ob der Inhalt Ihrer Kühltruhe wirklich die Prämie wert ist. Taggeldleistungen in Unfall- und Krankenversicherung sind ebenfalls ein teurer Zusatz mancher Versicherungen. Er ist nur sinnvoll, wenn (etwa bei Freiberuflern) ein Verdienstentgang abgesichert werden muss.

Und auch wenn Sie noch so sehr an Ihrem vierbeinigen Liebling hängen und ihm alles gönnen: Eine Tier-Krankenversicherung ist oft nicht gedeckt, wenn z.B. Routineuntersuchungen oder Impfungen nicht eingehalten werden.

Foto: Shutterstock.com Jirsak

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