Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Neues Screening-Tool der FH St. Pölten zeigt hohes Diabetes-Risiko von Jugendlichen auf.

Immer mehr Jugendliche zählen zur Diabetes-Hochrisikogruppe, sind sich dieser Gefahr jedoch nicht bewusst. Das ist die Erkenntnis eines aktuellen Projektes, in dem ein einfaches und gleichzeitig kostengünstiges Tool zur Diabetes-Früherkennung bei Jugendlichen entwickelt wurde. Das Projekt, das von der Fachhochschule St. Pölten in Kooperation mit Partnerschulen durchgeführt wird, macht damit auf das Problem junger „Altersdiabetiker“ aufmerksam und zeigt Wege zu dessen Lösung auf.

Altersdiabetes (Diabetes-Typ-2) ist eine der beiden Hauptformen von Diabetes und tritt normalerweise, wie der Name schon sagt, erst im Alter auf. Umso kurioser ist es, dass es heutzutage immer mehr „jugendliche Altersdiabetiker“ gibt und die Medizin folgende Prognose abgibt: Klassische Altersdiabetiker werden in der Zukunft nicht mehr um die 50, sondern um die 15 Jahre alt sein. Damit steht eine dramatische Entwicklung bevor, die insbesondere auf Übergewicht und Fettleibigkeit bei Jugendlichen zurückzuführen ist. Um das Problem in den Griff zu bekommen, wäre eine frühzeitige Diabetesvorsorge dringend gefordert – doch diese ist für Jugendliche bislang kaum vorhanden.

Aus diesem Grund hat sich ein Projekt des Instituts für Gesundheitswissenschaften der Fachhochschule St. Pölten dem Thema Diabetes bei Jugendlichen gemeinsam mit Partnerschulen angenommen. In diesem wird nicht nur das Diabetesrisiko der Teenager erstmals umfassend untersucht, sondern auch ein neues Screening-Tool für Jugendliche entwickelt. Auf dem Programm stehen zusätzlich akute Maßnahmen, bei denen Jugendliche Gleichaltrige über die Gefahr der Zuckerkrankheit aufklären.

Fett und Gene

Bei der Diabetes-Risikobewertung von Jugendlichen spielen verschiedene Parameter eine wichtige Rolle. „Vor allem übergewichtige Jugendliche laufen Gefahr, an Diabetes mellitus Typ 2, also dem so genannten Altersdiabetes (der ja keiner mehr ist), zu erkranken. Besonders laut klingeln die Alarmglocken bei einer übermäßigen Fettansammlung am Bauch. Unsere Pilotstudie hat ausgehend vom Taillenumfang gezeigt, dass rund 8 % der Schüler und Schülerinnen fettleibig sind. Gleichzeitig empfinden sich jedoch nur etwas mehr als 1 % der Mädchen und Burschen selbst als dick.“
so Projektleiterin Daniela Wewerka-Kreimel, MBA.

Neben Übergewicht spielen auch genetische Faktoren eine wichtige Rolle – also ob in der näheren Verwandtschaft jemand an Diabetes erkrankt ist. Aus der Gruppe der übergewichtigen Teenies trifft dies auf 34 % der männlichen und 27 % der weiblichen Jugendlichen zu. „Ist beispielsweise der Vater oder die Mutter an Diabetes erkrankt, so besteht für das jugendliche Kind ein um 30 % erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken“, so Wewerka-Kreimel. Damit zählen insbesondere diese Jugendlichen für die Forscher klar zur Diabetes-Hochrisikogruppe – die Teenies selbst sind sich der Gefahr jedoch kaum bewusst.

Umso größer ist die Herausforderung für den Gesundheitsbereich, gefährdete Jugendliche zu identifizieren, wie Wewerka-Kreimel ausführt: „Mit FINDRISK – dem Risiko-Fragebogen DIABETES der Deutschen Diabetes-Stiftung – besteht zwar bereits ein einfaches und kostengünstiges Screening-Instrument, dieses ist jedoch nur auf Erwachsene, nicht aber auf Jugendliche zugeschnitten. Denn hier wird z. B. neben dem Taillenumfang auch mit dem Body-Mass-Index gerechnet, der jedoch das Längenwachstum in der Pubertät nicht berücksichtigt und absolut verzerrte Ergebnisse liefert. Daher ist es das Ziel unseres aktuellen Projektes, nun auch ein wissenschaftlich fundiertes Screening-Instrument für Jugendliche zu entwickeln. Mit diesem wird ganz ohne laborchemische Tests auf der Basis von Fragen das individuelle Diabetesrisiko von Jugendlichen ermittelt.“

Auf Wissenschaft folgt Aufklärung

Grundlage für die wissenschaftlichen Untersuchungen ist eine Kooperation mit der niederösterreichischen Landes-Berufsschule St. Pölten, an der in der ersten Phase über 300 Schüler untersucht und befragt wurden, wobei die Daten von 178 Schülern verwertbar waren.

Dem Projekt-Team der FH St. Pölten ist es ein Anliegen, nicht nur wissenschaftliche Daten zu generieren, sondern auch unmittelbar Aufklärung zu leisten. So findet an Schulen im Raum St. Pölten einmal im Jahr ein Diabetes-Projekttag statt. Dabei geben im Rahmen eines Peer to Peer-Verfahrens Studierende der FH St. Pölten ihr Wissen rund um Diabetes, gesunde Ernährung und Bewegung an Schüler und Lehrlinge weiter.

So werden die Jugendlichen bereits jetzt – und in Folge auch durch das Teenie-Screening-Tool – für die Volkskrankheit Diabetes sensibilisiert.

Quellen: Gesundheitsportal – gesund.co.at, FH St. Pölten
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