Keine Angst! fratz sprach mit einer Kinderzahnärztin.

Die Grundlage für die Zahngesundheit legen wir in der Kindheit. Grund genug, sich selbst im hektischen Familienalltag die Zeit dafür zu nehmen, mit den Kindern Zähne zu putzen und ihnen die Pflege ihrer Zähne nahe zu bringen. Wie Sie dabei ein gutes Vorbild sein und Kindern die Angst vor dem Zahnarzt nehmen können, verrät Zahnärztin DDr. Brigitte Engin-Deniz, die übrigens selbst zweifache Mutter und u. a. auf die Behandlung junger PatientInnen spezialisiert ist.

1.Wie wichtig ist Stillen für die Kiefer- und Zahnentwicklung meines Kindes?

Sehr wichtig! Muttermilch ist die beste Säuglingsnahrung. Ihr Baby kräftigt durch das Saugen die Kiefer-, Lippen-, Zungen- und die Kopfund Halsmuskulatur. Auch das Immunsystem wird gestärkt und eine harmonische Zahn-und Kieferstellung begünstigt. Aber Achtung: Muttermilch hat einen hohen Gehalt an Milchzucker, schmeckt dadurch besonders süß und ist leider damit auch kariesfördernd.

2.Wann beginne ich bei meinem Kind mit der Zahnpflege?

Schon der erste Milchzahn soll regelmäßig geputzt werden. Gründliche Reinigung der Zähne beseitigt Zahnbeläge. Dadurch können sich Kariesbakterien erst gar nicht ausbreiten. Als Hilfsmittel können Sie anfangs Wattestäbchen verwenden und dann auf eine kleine, weiche Zahnbürste umsteigen. Ab einem Jahr können Sie die Zähne Ihres Kindes immer am Abend vor dem Schlafengehen mit ganz wenig fluoridhaltiger Kinderzahnpasta (maximal 500 ppm Fluorid) putzen.

3.Wie soll sich mein Kind die Zähne putzen?

Ab zwei Jahren können Sie mit dem Üben beginnen. Systematische und regel mäßige Zahnpflege muss trainiert werden. Ganz einfach geht es mit der KAI-Zahnputzsystematik. K: Putzen der „K“auflächen (unten: eine Seite, andere Seite; oben: eine Seite, andere Seite) A: Bei zusammengebissenen Zähnen („Knurren wie ein Tiger“) Kreise auf die „A“ußenseiten malen (vorne, eine Seite, andere Seite) I: Putzen der „I“nnenseiten (Bewegung wie Gasgeben beim Motorradfahren unten und oben in 3 Abschnitten: vorne, eine Seite, andere Seite)

4.In welchem Alter soll ich mit meinem Kind das erste Mal zum Zahnarzt gehen?

Es ist nie zu früh für einen Zahnarztbesuch! Das Kind soll rechtzeitig an die Ordinationsumgebung gewöhnt werden und nicht erst, wenn es Zahnschmerzen hat. Angst sollte erst gar nicht aufkommen. Am besten ist es, Ihr Kind mitzunehmen, wenn sie selbst zur Kontrolle gehen (und damit selbst ein „positives Vorbild“ sind).

5.Warum ist ein früher Kontrollbesuch beim Zahnarzt wichtig?

Zahn- und Kieferfehlstellungen sollten möglichst früh erkannt werden. Zu diesen kann es durch Angewohnheiten des Kindes wie Daumenlutschen oder das Nuckeln am Schnuller kommen. Typisch ist der offene Biss, bei dem die vorderen oberen Schneidezähne beim Zubeißen nicht mehr auf die unteren Schneidezähne treffen. Das Kind kann dann nur noch seitlich abbeißen. Dadurch rutscht die Zunge zu weit nach vorne und es kommt zu einer erschwerten Lautbildung. Die Laute „S“, „SCH“ und „Z“ können oft nicht mehr deutlich ausgesprochen werden. Das heißt, das Kind nuschelt bzw. lispelt. Eine angeborene Rück- oder Vorlage des Unterkiefers verursacht ebenso Zahn- und Kieferfehlstellungen

6.Wie viele Zähne hat das Milchgebiss?

Im Oberkiefer und im Unterkiefer hat Ihr Kind je zehn Zähne, davon vier Schneidezähne, zwei Eckzähne und vier Backenzähne. Die ersten Zähne (Schneidezähne) brechen im Alter von fünf bis neun Monaten durch. Das Milchgebiss ist mit ca. zweieinhalb Jahren vollständig.

7.Wann erscheint bei meinem Kind der erste bleibende Zahn und wann fallen die Milchzähne aus?

Zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr brechen hinter den letzten Milchzähnen die ersten bleibenden Backenzähnen durch. Das sind die „Sechser“ oder „6-Jahr-Molaren“. Erst danach fallen die Frontzähne Ihres Kindes aus und werden durch bleibende Zähne ersetzt.

8.Was sind Fissurenversiegelungen?

Auf Backenzähnen befinden sich häufig tiefe Furchen, Ritzen und Spalten zwischen den Höckern auf der Zahnoberfläche. Diese Fissuren sind bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt und es ist bei einem tief gefurchten Zahnrelief oft unmöglich mit einer Zahnbürste den Zahn gründlich zu reinigen, da die Borsten der Zahnbürste nicht eindringen können. Zahnbeläge und Bakterien können sich so ansiedeln und Karies verursachen. Diese Fissuren können vorbeugend mit einem speziellen zahnfarbenen Füllungsmaterial versiegelt werden. Dadurch entsteht eine glatte, leicht zu reinigende Oberfläche, die weniger kariesanfällig ist.

9.Wie bereite ich mein Kind am besten auf den Zahnarztbesuch vor?

Ermöglichen Sie Ihrem Kind, seine eigenen positiven Erfahrungen zu sammeln. Drohen Sie niemals mit dem Zahnarztbesuch und verwenden Sie keine negativ besetzten Ausdrücke wie „Es wird nicht weh tun“ oder „Du brauchst keine Angst vor dem Bohrer oder der Spritze zu haben“. Lassen Sie keine Verwandte oder Bekannte Ihrem Kind „Zahnarztstorys“ erzählen.

10.Was mache ich, wenn mein Kind schon schlechte Erfahrungen gemacht hat und sich nicht beim Zahnarzt behandeln lassen möchte?

Wir bieten in unserer Ordination auch Zahnbehandlungen im Dämmerschlaf in Anwesenheit eines erfahrenen Anästhesisten an. Das Kind schläft während der Behandlung und spürt weder Angst noch Schmerz. Die Reflexe des Kindes bleiben erhalten und es atmet selbst. Ihr Kind soll sich wohlfühlen und eine positive Einstellung zur zahnärztlichen Behandlung entwickeln.

Text: Anna Heisinger
Titelfoto: Pressmaster/Shutterstock.com

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