Taschengeld

„Über Geld redet man nicht“ – waren die Worte der älteren Generation. Die jüngere ergänzte den Satz mit “man hat es”.
“Üblich ist, Geld zu haben, aber darüber nicht zu reden. Kinder haben durch dieses Informationsmanko oft einen völlig unrealistischen Bezug zu Geld. Woher kommt das Geld, das die Eltern aus dem Bankomat ziehen? Ich erachte es als durchaus wichtig, Kinder mit der Materie Geld schon früh vertraut zu machen”, rät Mag. Caroline Erb, Psychologin, in Wien.

Warum sollte mein Kind Taschengeld erhalten?
Für Kinder und Jugendliche stellt das Taschengeld meist die einzige kontinuierliche Geldquelle dar. Zwar gibt es immer wieder Geld von Omas und Co, aber Höhe und Auszahlungstermin variieren bei diesen Spenden recht deutlich. Durch die Möglichkeit, eine gewisse Summe für einen bestimmten Zeitraum zur freien Verfügung zu haben, erleichtern Sie Ihrem Kind, den Wert des Geldes kennen zu lernen.
Durch die unterschiedlichen Dinge, die sich das Kind kauft, bekommt es ein Gefühl für billig und teuer. Wie viel kostet ein Eis, wie viel ein neuer CD-Player. Spare ich auf einen Wunsch, der mehr kostet oder gebe ich das Geld, das mir zur Verfügung steht, gleich aus?

Das Kind lernt, eigene Entscheidungen zu treffen und sinnlose und sinnvolle Ausgaben zu unterscheiden. Wer in jungen Jahren lernt, was Geld ist und wie man damit umgeht, kommt später meistens besser damit zurecht.

Ab welchem Alter sollte man beginnen, Taschengeld auszuzahlen?
Ein geeigneter Zeitpunkt für die Einführung des Taschengeldes ist der Schuleintritt. Die Kinder lernen rechnen und den Wert des Geldes besser kennen. Das sind erste Voraussetzungen, um mit Geld umzugehen.

In der Kinder- und Jugendstudie, die Anfang 2003 von den Österreichischen Kinderfreunden veröffentlicht wurde, gaben 78% der 6-14-jährigen Kinder in Österreich an, Taschengeld regelmäßig ausgezahlt zu bekommen. Nur 9,5% beklagten sich, mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld nicht auszukommen.

17% der Kinder gaben sogar an, zu viel Taschengeld zu bekommen. Wir haben recherchiert, wie viel Geld in welchem Alter empfehlenswert ist. In der unten angeführten Tabelle finden Sie eine Orientierungshilfe. Bei Kindern bis 9 Jahren empfiehlt es sich den Betrag wöchentlich auszuzahlen, da Kinder in diesem Alter meist noch große Schwierigkeiten haben über einen ganzen Monat hinweg zu planen.

Ab dem 10. Lebensjahr sollten Sie beginnen, den Betrag monatlich auszuzahlen, um dem Kind die Möglichkeit zu bieten, sich finanziell zu organisieren.

Empfehlungen über die Höhe des Taschengeldes:

6-7 Jahre 1,5 Euro wöchentlich
8-9 Jahre 2 Euro wöchentlich
10-11 Jahre 13 Euro monatlich
12-13 Jahre 18 Euro monatlich
14-15 Jahre 25 Euro monatlich
16-17 Jahre 40 Euro monatlich

Wenn das Kind nur “unnützes Zeug” kauft

“Mein Sohn kauft sich von seinem Taschengeld völlig überteuerte Spielkarten. Wenn ich ihn überreden will, sein Geld doch für qualitätsvolles Spielzeug oder Bücher auszugeben, ernte ich nur Missfallen”, beklagt sich Elisabeth, die Mutter eines 7-Jährigen.
“Ganz wichtig ist es, das Kind selbst entscheiden zu lassen, wofür es das Taschengeld ausgibt. Das Kind kann sich somit selbst die Frage stellen, ob es ihm wert ist, sein ganzes Taschengeld für fünf Spielkarten auszugeben, oder ob es lieber ein Buch davon kauft.

Kinder realisieren schon sehr bald, ob etwas teuer ist oder nicht. Da jedoch der Wert, den der Gegenstand für das Kind hat, den Preisaufwand entschädigt, ist der Kauf für das Kind lohnend. Man darf das Kind aufmerksam machen, indem man hinweist, wie viele Spielkarten den Wert eines Buches repräsentieren.

Aber wir alle kennen doch auch Käufe, die wir schon kurze Zeit später bereuen. Kinder sollten früh diese Erfahrung machen, um zu lernen, wie sie solche Fehlkäufe vermeiden können”, betont Psycholgin Erb.

Wie erziele ich den optimalen Lerneffekt?


Sie sollten folgende Punkte beachten, um den optimalen Lerneffekt zu erzielen:
  • Achten Sie darauf, dass der Auszahlungstermin immer pünktlich und regelmäßig statt findet.
  • Das Kind sollte sein Taschengeld immer erhalten, unabhängig, wie sein Verhalten war. Taschengeldentzug darf keine Strafmaßnahme darstellen!
  • Lassen Sie Ihr Kind selbst entscheiden, was es sich kauft. Besprechen Sie aber, welche Dinge vom Taschengeld berappt werden müssen und welche Dinge extra bezahlt werden. Achten Sie darauf, dass vor allem ältere Kinder, die gerne selbstständig einkaufen gehen, ein gewisses Extrabudget für Kleidung, Frisör etc… erhalten.
  • Wenn die Haushaltskasse knapp bemessen ist, sollten Sie offen mit Ihren Kindern darüber reden.
  • Eltern sollten die Höhe des Taschengeldes nach ihrer finanziellen Situation richten.
  • Sie sollten auf jeden Fall vermeiden, die Höhe des Taschengeldes von den Schulnoten Ihres Kindes abhängig zu machen. Schulische Leistung sollte nicht an Geld bemessen werden. Für das eine Kind ist ein Befriedigend im Schulfach Mathematik so viel wert wie für ein anderes ein Sehr gut.
  • Sie tun Ihrem Kind nichts Gutes, wenn Sie ihm überhöhtes Taschegeld auszahlen. Ihr Kind verliert die Orientierung und die Folge sind maßlose Wünsche und Schulden.
  • Was tun, wenn’s nicht reicht?

Kommt Ihr Kind mit seinem Taschengeld nicht aus? Gehen Sie der Ursache auf den Grund. Generell gilt, dass Eltern nicht nachzahlen sollten, wenn die Kinder über ihre Verhältnisse gelebt haben. Gelegentliche Vorschüsse sind in Ordnung, wenn Sie abschätzen können, warum Ihr Kind gerade diesen Monat nicht auskommt mit dem Taschengeld.
Häufen sich diese Bettelaktionen, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind versuchen die Ursachen zu finden. Ältere Kinder können ein Ausgabenbuch führen und so Überblick erhalten, wo das Geld bleibt, das sie am Monatsende vermissen.

Sollen Kinder dazuverdienen?
“Meine Kinder erhalten ein Fixum und zu dieser Summe können sie sich Geld dazuverdienen durch Mistkübel ausleeren, Geschirrspüler ausräumen, saugen und weitere einfache Tätigkeiten im Haushalt.”, erklärt Sabine, Mutter dreier Kinder ihr Taschengeldprinzip.

“Bei dieser Methode sehe ich die Gefahr, dass die Kinder hier für Leistungen kassieren, die selbstverständlich sind und für die Gemeinschaft unentgeltlich zu leisten sein sollten. Haushalt geht die ganze Familie an und sollte den Kindern unmissverständlich auf den Lebensweg mitgegeben werden”, rät Mag. Erb.

Ältere Kinder können durch Babysitterdienste in der Nachbarschaft, Nachhilfestunden und dergleichen ihr Taschengeld aufbessern. Bedenken Sie aber, dass solche Tätigkeiten eine Aufbesserung darstellen und nicht als Ersatz für das von Ihnen ausbezahlte Taschengeld, gelten sollten.

Foto: PathDoc / Shutterstock.com

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