Schluss mit dem Hausübungsstress

Die einen trödeln, die anderen verheimlichen, dass sie Augaben haben und wieder andere weigern sich ganz.
Wenn Sie wieder einmal verzweifeln, trösten Sie sich: Sie sind nicht allein. Lesen Sie unsere Tipps, damit nicht aus einer Kleinigkeit ein täglicher Kleinkrieg wird.

Wenn Eltern helfen…

Manche Kinder kümmern sich von Anfang an selbst ständig um ihre Hausübungen. In vielen Fällen brauchen Kinder aber Unterstützung. Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass Sie helfen – es kommt einfach nur auf das Wie an.
· Sagen Sie niemals vor, so schaden Sie Ihrem Kind mehr, als dass Sie es unterstützen.
· Stellen Sie Fragen, mit dem Sie Ihr Kind auf die richtige Lösung hinführen – denken soll Ihr Kind selbst.
· Sitzen Sie nicht permanent neben Ihrem Kind, es fühlt sich sonst kontrolliert und gestresst.
· Regen Sie Ihr Kind an, selbst Fragen zu stellen. Das ist der beste Weg, die Lösung zu finden.
· Kritisieren Sie nicht! Wenn Sie Fehler entdecken, sagen Sie zum Beispiel: “Schau, in dieser Zeile ist noch ein Fehler, findest du ihn?”. So bekommt der Schüler ein Auge für Fehler und kann sich selbst korrigieren – das ist wichtiger, als Fehlerfreiheit anzustreben.

Wenn Ihr Kind trotz aller Hilfen die Hausübung nicht erledigen kann, lassen Sie es ruhig mit unvollständigen Aufgaben in die Schule gehen. Für den/die Lehrer/in ist das eine wichtige Rückmeldung, ob er/sie die Klasse eventuell überfordert.

So werden die Hausübungen zum Kinderspiel

Planung muss sein
Wer seine Übungen nicht aufschreibt oder nur mit Zettelwirtschaft arbeitet, wird bald Stress mit vergessenen Aufgaben bekommen. Ihr Kind sollte sich ein schönes Heft kaufen, in das es seine Aufgaben gerne schreibt. Am Anfang können Sie das ruhig noch ab und zu kontrollieren, später erledigt Ihr Kind das allein.

Vom richtigen Zeitpunkt
Jeder Mensch hat einen anderen Rhythmus, ist zu anderen Zeiten topfit. Eines gilt jedoch für alle Kids: Direkt nach dem Mittagessen ist eine Pause angesagt. Die meisten haben zu dieser Zeit ein Leistungstief, unter anderem deswegen, weil der Körper mit der Verdauung beschäftigt ist. Wann Ihr Kind Hausaufgaben macht, sollte sich nach seiner individuellen Befindlichkeit richten. Wer abends erst wieder zu Höchstform aufläuft, darf die Aufgaben auch gerne zwischen 18.00 und 19.00 Uhr erledigen.

Auch der frühe Nachmittag ist eine gute Zeit. Um herauszufinden, wann die beste Zeit für Ihr Kind ist, probieren Sie einfach verschiedene Zeiten aus und sehen, wie der Schüler sich fühlt und vorankommt. Wenn Sie eine Zeit festgelegt haben, sollte sich Ihr Kind auch daran halten – es sei denn, an einem Tag steht etwas Besonderes an.

Leicht beginnen und alles durcheinander
Wenn Ihr Kind immer mit der leichtesten Aufgabe anfängt, hat es gleich zu Beginn ein Erfolgserlebnis. Das motiviert und hält wach für die kommenden Aufgaben. Die Reihenfolge der Übungen entscheidet auch darüber, wie gut Ihr Kind sie erledigen kann und wie groß der Lerneffekt ist.
Wenn zwei ähnliche Fächer direkt hintereinander gelernt werden, geht ein Großteil der Informationen verloren und Ihr Kind kann sich wenig vom Lernstoff merken. Wissenschaftlich ausgedrückt, liegt dann eine “Ähnlichkeitshemmung” vor. Motivieren Sie Ihr Kind, Fächer/Aufgaben abzuwechseln und so seine Leistung wesentlich zu steigern. Allein durch diese Veränderung kann Ihr Kind sich bei Schularbeiten verbessern, weil es mehr Informationen abspeichern kann.

Hausübungs-Verweigerer + Checkliste

“Ich mach’ meine Hausübungen nicht”
In manchen Familien entbrennt um die Hausübungen ein regelrechter Krieg. Die Kinder tun alles, damit sie von den ungeliebten Aufgaben freikommen und die Eltern sind ebenso hartnäckig dabei, die Kinder mit allen Mitteln zu überzeugen, dass die Hausübungen gemacht werden müssen.

Wenn Ihr Kind auch zu den Verweigerern gehört, ist die erste Regel: Ruhig bleiben! Sie ärgern sich, schimpfen und drohen – und was hat es bis jetzt gebracht? Vermutlich nichts. Nehmen Sie sich unbedingt vor, gelassen zu bleiben, was auch immer passiert. Wenn Ihr Kind merkt, dass es Sie nicht mehr aus der Reserve locken kann, ist das der erste Punkt für Sie. So können Sie Ihre Energie lieber verwenden, um das Problem positiv anzugehen.

Als Erstes sollten Sie einmal überlegen, welche Gründe vorliegen könnten, warum Ihr Kind einen solchen Stress mit seinen Hausübungen macht:

Checkliste
· Hat es Angst vor dem Versagen? Ist es überfordert?
· Hat Ihr Kind Ordnung in seinen Unterlagen oder muss es immer erst alles zusammensuchen?
· Fühlt Ihr Kind sich zu sehr von Ihnen kontrolliert?
· Leidet Ihr Kind an einer Informationsüberflutung durch Fernsehen, Internet, PC-Spiele usw.?
· Kann Ihr Kind sich schlecht konzentrieren?
· Ist der Zeitpunkt für die Hausübungen verkehrt?
· Hat Ihr Kind einen ruhigen Arbeitsplatz oder wird es immer wieder durch Geschwister gestört?

Falls keiner dieser Punkte zutrifft, kann es sein, dass Ihr Kind emotional blockiert ist. Emotionale Blockaden entstehen durch Probleme verschiedener Art: Probleme mit Mitschülern, Ängste, Probleme in der Familie. Oft sind diese Ursachen so verborgen, dass nicht einmal aufmerksame Eltern sie entschlüsseln. In diesem Fall sollten Sie professionelle Hilfe suchen. Der schulpsychologische Beratungsdienst wird Ihnen weiterhelfen.

Wunsch nach Zuwendung
Wenn all diese Gründe auf Ihr Kind nicht zutreffen, ist die Verweigerung der Hausübungen eine indirekte Bitte nach mehr Zuwendung. Ihr Kind benutzt die Aufgabensituation, wenn es spürt, dass Sie großen Wert auf diese Pflichterfüllung legen. Durch die Verweigerung erreicht es, dass Sie sich ihm augenblicklich zuwenden. Widmen Sie Ihrem Kind regelmäßig Zeit, in der Sie ihm Ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken. So lassen sich viele Probleme lösen.

Arbeit und Eigenverantwortung

Eine andere Methode: Stellen Sie klar, dass die Schule der “Job” des Schülers ist, genauso wie die Mutter und auch der Vater ihrer Arbeit nachgehen. Wer arbeitet, bekommt etwas dafür, wer nicht arbeitet, kann gewisse Dinge nicht bekommen – auch das können Sie Ihrem Kind plausibel erklären.
Setzen Sie sich mit Ihrem Kind zusammen und legen Sie fest, welche “Vergünstigungen” es gibt, wenn es seinen Job ordentlich macht. Das heißt nicht, dass Sie sich eine Reihe von Belohnungen ausdenken sollen. Der Alltag bietet für jedes Kind sowieso viele Belohnungen: Hier ein Eis, da eine Stunde mehr Fernsehen usw. Bitten Sie Ihr Kind, diese Abmachung zu unterschreiben. Sie müssen einen langen Atem haben, um diese Strategie durchzuhalten, aber es kann sich lohnen.

Mehr Eigenverantwortung
Mit zunehmender Reife möchte manches Kind die Verantwortung für die Hausübungen selbst übernehmen. Das Nachfragen und Kontrollen der Eltern “nerven”. Wenn Sie Ihrem Kind zutrauen können, dass es sich selbstständig darum kümmert, wagen Sie den Versuch. Treffen Sie eine Vereinbarung. Falls es die Aufgaben dann einmal nicht erledigt hat, lassen Sie es ruhig ohne in die Schule gehen. Das Kind muss sich mit den Konsequenzen seines Handels nun eben auseinandersetzen.

Zu schwer, zu viel

“Ich schaff’ das nicht” – kleiner Trödler
Viele Schüler würden ja gern ihre Aufgaben erledigen, aber kommen irgendwie nicht so richtig in Gang. Wenn Sie einen kleinen Trödler zu Hause haben, dann können Sie ihm folgenermaßen helfen

· Setzen Sie sich neben ihn und fragen: “Welche Aufgabe ist als nächstes dran?” Fragen Sie auch danach, wie das Kind die Aufgabe lösen will etc. Alles, was Ihr Kind aktiviert, hilft weiter.
· Wenn Sie merken, dass der Schüler körperlich schlapp ist, wirkt eine Entspannungsübung Wunder. Auch ein flotter kurzer Marsch weckt die Lebensgeister.
· Teilen Sie die Aufgaben unbedingt in kleine Schritte auf. Manche Kinder fangen nicht an, weil sie das Gefühl haben, dass sie die Aufgabe sowieso nicht schaffen. Belohnen Sie Ihr Kind mit einer gemeinsamen kurzen Pause, wenn es einen Schritt geschafft hat.

Zu schwer, zu viel?
Wenn mehrere Kinder in der Klasse ständig mit ihren Hausübungen nicht fertig werden oder sie nicht verstehen, sollten Sie sich mit anderen Eltern. Viele Lehrer bedenken nicht, dass die Kinder auch in anderen Fächern umfangreiche Hausübungen bekommen. Schreiben Sie eine Woche lang auf, welche Übungen Ihr Kind erledigen musste, wie lange es gebraucht hat und ob die Arbeit vollständig und richtig war. Wenn die anderen Eltern zu ähnlichen Ergebnissen kommen, suchen Sie das Gespräch mit den entsprechenden Lehrern. Probieren Sie gemeinsam mit Lehrern und Kinder eine Lösung zu finden – es lohnt sich für alle!

Foto: Brian A Jackson – shutterstock.com

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