Spermienqualität– ein ungelöstes Problem

Die Wissenschaftler rätseln noch, warum die Qualität der Spermien in den letzten Jahrzehnten abnimmt. Mit einem Spermiogramm kann die überprüft werden.

Es ist auffällig, dass die Qualität der Spermien in den letzten Jahrzehnten in Mitteleuropa abnimmt. Das haben Studien von Universitätskliniken ergeben. Die genauen Ursachen liegen bislang allerdings im Verborgenen. Mediziner und Wissenschaftler haben Vermutungen – von Umweltgiften bis hin zur Bekleidung.

Standardmäßig wird die Qualität von Spermien mittels eines Spermiogramms gemessen. Hierfür hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einige Richtwerte herausgegeben. Diese wurden vor einiger Zeit überarbeitet und an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst.

Normwerte der WHO

Untersucht werden beim Spermiogramm
1. die Gesamtmenge des Spermas pro Erguss,
2. der pH-Wert,
3. die Gesamtzahl der Spermien pro Milliliter Sperma,
4. die Optik des Ejakulats,
5. der Geruch des Ejakulats,
6. das Aussehen der Spermien (in der Fachsprache Morphologie) sowie
7. die Beweglichkeit der Spermien (Motilität).

Pro Erguss sollten mindestens 1,5 Milliliter Samenflüssigkeit zusammen kommen. Der optimale pH-Wert liegt zwischen 7,2 und 7,8. Jeder Milliliter Sperma sollte mindestens 15 Millionen Spermien aufweisen. Normal ist ein gelblich-weißliches, trübes Ejakulat, das einen signifikanten Geruch von Kastanienblüten aufweist. Mehr als die Hälfte der Spermien sollte normal geformt sein. Die Quote der beweglichen Samenzellen sollte bei mindestens 40 Prozent liegen, wobei rund 13 Prozent aller Spermien eine hohe Agilität aufweisen sollten.

Mögliche Risikofaktoren

Zu den häufigsten Ursachen für ein abnormales Spermiogramm gehört das Rauchen. Daneben werden immer wieder Schwermetalle, Giftstoffe wie Pestizide und Insektizide, Weichmacher et cetera als mögliche Risiko faktoren für eine normale, gesunde Spermienproduktion angeführt. Wissenschaftlich fundierte Studienergebnisse hierfür fehlen zurzeit aller dings.

Hingegen gibt es einige Möglichkeiten, die Quantität und Qualität der Spermien positiv zu beeinflussen. An erster Stelle stehen da Lebensstil und Ernährung. Vermeiden Sie Stress oder arbeiten Sie aktiv am Stressabbau. Es gibt zum Beispiel spezielle Yoga-Kurse für Männer.

Viel frisches Obst und Gemüse sind top, viel Alkohol und tierische Fette der Flop. Hochwertige Oliven- und Rapsöle enthalten viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren – eindeutig die bessere Wahl. Bestimmte fette Fischsorten enthalten besonders viel Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

Da die Spermienproduktion nur optimal läuft, wenn die Hoden nicht zu warm sind, sollten enge Slips und Hosen ebenso gemieden werden wie die Sitz heizung im Auto. Problematisch können auch heiße Bäder oder der Besuch der Sauna sein.

Text: Stefan Trockel
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