Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Vom Lernen mit Kids und warum es für Eltern doch manchmal schön ist, zu einem Schulbuch zu greifen.

Mama, wie rechne ich das aus?“, ruft die Kleine, während mir die Große das Französisch-Vokabelheft auf den Schreibtisch knallt und darauf besteht, dass ich sie abprüfe. Ganz die geduldige Lehrerin vortäuschend, greife ich zum Schulheft und höre mit einem Ohr die Antworten. In den (recht langen) Pausen, während die eine Tochter überlegt, versuche ich der anderen in Mathe auf die Sprünge zu helfen. Und schiele verstohlen auf meinen Computer, in dessen Tastatur ich klopfen sollte, um den Redaktionsschluss einhalten zu können. Nach etwa zehn Minuten erkläre ich den Kindern, dass wir die Sache anders angehen müssen. Schließlich habe ich die Matura schon gemacht, auch noch einen Job und man lernt doch sowieso am besten allein. Kommt wie aus der Pistole geschossen die, zugegeben, gute Frage: „Und wie?“ Ich schnappe einen Block, Leuchtstifte in verschiedenen Farben und gleich auch Karteikarten, erzähle ihnen von optischen Typen und jenen, die in Bewegung am besten lernen. Meine kleine, quirlige Tochter verzieht sich daraufhin in ihr Zimmer, von wo ich bald das brutal laute Geräusch eines Balles, der gegen die Wand geschossen wird, höre. „Was machst du denn jetzt?“, gehen mir doch noch die Nerven durch. „Ich lerne, Mami“, erklärt sie mir mit großen, unschuldigen Augen. Da muss ich dann doch lachen und beschließe kurzerhand, neben Tanzen, Musik und Englisch einen weiteren Kurs für die Kids zu buchen: Lernen lernen. Denn wie gesagt, ich habe die Schulzeit schon hinter mir und möchte nach der Arbeit nicht noch die Schulbank drücken … Aber dass ich jetzt wieder ein paar französische Basis-Vokabeln weiß, freut mich doch!

Text: Marion Breiter-O’Donovan
Bild: Jana Guothova – shutterstock.com