Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Über alleinerziehende Mütter, die totale Erschöpfung und die Liebe.

Du, ich hab da jemanden wirklich Süßen kennen gelernt“, flüstert meine Freundin Christine ins Telefon. Ich tippe auf die Handy-Sprechton-Taste, bis sich wirklich nichts mehr verstellen lässt, presse den Hörer ans Ohr – denn sie zu bitten, lauter zu sprechen, hat keinen Sinn. Im Hintergrund lärmen Christines Kinder und somit weiß ich, sie kann nicht frei reden. „Wen hast du kennen gelernt?“ schreie ich meinerseits also in das Telefon. Christine beginnt voller Begeisterung zu erzählen … So beginnen ihre Geschichten neuerdings meistens: Sie ist hin- und hergerissen von einer neuen Bekanntschaft.
Nach wenigen Wochen aber ändert sich die Tonalität ihrer Erzählungen deutlich. Denn Christine ist alleinerziehende Mutter zweier lebhafter Buben, deren Vater sich nur gelegentlich daran erinnert, dass er Nachwuchs hat. Christine ist also im Dauereinsatz. Mit den Kindern lernen, den Haushalt schupfen, Geld verdienen, die Freizeit organisieren – der Stundenplan will nicht enden und wenn ich Christine abends anrufe, ist meine eigentlich lustige, lebhafte Freundin meist wortkarg und erschöpft. Und so enden für gewöhnlich auch ihre Versuche, nach ihrer Scheidung wieder eine Beziehung anzufangen: in der totalen Erschöpfung. „Wie machen das nur die anderen?“, fragt mich Christine dann jedes Mal aufs Neue. Und ich habe keine andere Erklärung, als: „Vielleicht war einfach noch nicht der Richtige dabei?“ Denn wenn er es ist, dann wird auch Christine zwischen Mathe-HÜ-Betreuung, Einkaufen und vielem mehr Zeit für ihn finden: für den Mann, der sie nicht nur Energie kostet, sondern ihr Kraft schenkt. Da bin ich mir ganz sicher.
Text: Marion Breiter-O’Donovan
Foto: Jana Guothova – shutterstock.com
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