Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Über Streithühner und wie man sie doch noch austricksen kann.

„Gib mir sofort mein Handy zurück, du A…“, schreit die eine, während die andere hämisch grinsend ihre Zimmertür zuhält. Kurz nicht aufgepasst, und schon geht der Zickenkrieg los. Und zwar mit Karacho. Als wären hier nicht zwei zuckersüße Mädels am Werk, sondern zwei Katzen, die eben noch streichelweich plötzlich ihre Krallen ausfahren, um einander ins Gesicht zu springen.
Ich lasse den Kochlöffel fallen, renne ins Kinderzimmer und kriege einen meiner (na ja, nicht ganz seltenen) Anfälle. Und plötzlich sind sich die beiden einig. Ihre – gemeinsame – Welt ist wieder absolut in Ordnung, während meine schief in den Angeln hält. Erschöpft und blass vor Ärger sinke ich aufs Sofa, um zum soundso vielen Mal zu erklären, dass im Herzen einer Mutter Platz für zwei Kinder ist und für Mütter wie Kaiser Maria Theresia gleich für eine ganze Horde von Kindern und wie schrecklich es für mich ist, wenn sie so streiten … Bis ich feststelle, dass das keinen mehr interessiert, weil die beiden schon wieder in aller Eintracht die Köpfe zusammen stecken und gemeinsam am Handy spielen.
Womit mein zweites Donnerwetter losbricht. Immer das Handy vor der Nase, das kann nicht gesund sein, wegen der Strahlen und überhaupt. Haben sich die Kinder von heute denn gar nichts mehr zu sagen, einander immer nur zu smsen, auch wenn sie sich gegenüber sitzen oder zu spielen. „Schau Mama, wie süß …“, bezieht mich die Kleine geschickt in das Geschehen ein und hält mir unschuldig und mit großen Augen das iPhone hin. „Oh, das ist ja niedlich“, kann ich nicht umhin, das schnuckelige Krokodil, das gebadet werden soll, zu bewundern. Und habe im Handumdrehen vergessen, warum ich mich eben noch so aufgeregt habe.
Bis zum nächsten Mal, als die Fetzen zwischen den beiden Kampfhühnern fliegen. Nur, dass ich mich diesmal gar nicht erst ärgere, sondern einfach erkläre: „Zeit zum Spazierengehen, anziehen!“ Da nämlich sind sich die beiden auf der Stelle einig, spielen einträchtig „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ (und zwar ganz real am Wohnzimmertisch) und ich breche gemütlich zum Spaziergang auf. In aller Ruhe. 
Text: Marion Breiter O’Donovan
Foto: Jana Guothova – shutterstock.com
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