Geständnisse einer (berufstätigen) Mutter

Wie man alle Mühen des Alltags vergisst.

Ich rase die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Babysitterin ablösen, dann mit meiner kleinen Tochter zurück zur Schule, die Große vom Turnunterricht abholen. Fein, dass bald der Sommer kommt, wenn es länger hell ist, kann sie auch abends allein nach Hause gehen und ich habe weniger Stress nach der Arbeit. Apropos Stress – mir kommt schlagartig ein Gedanke: Oh je, was essen wir heute zu Abend? Ich habe kein Brot eingekauft, auch sonst ist nicht viel zu Hause. Ich seufze und sperre die Wohnungstür auf. Das heißt, keine Verschnaufpause, sondern sofort losstarten und auf dem Weg in die Schule noch in den Supermarkt fahren.
Die Leihoma spielt mit meiner Kleinen. Ein herrliches Bild, eine „Oma“ und das Kind, friedlich über das Brettspiel gebeugt. Warum bin ich so selten diejenige, die ruhig beim Tisch sitzt, sondern immer diejenige, die voller Hektik das Geld verdient, den Alltag und die Freizeit-Aktivitäten organisiert, von neuen Frühlingsjacken bis zu Fahrrädern alles besorgt, was die Kinder brauchen, mit ihnen zum Zahnarzt fährt, und so weiter, und so weiter?
„Wir haben kein Brot“, stöhne ich und will mit meiner kleinen Tochter auf dem Absatz kehrt machen. „Doch, Juli hat Brot gekauft!“, ist die prompte Antwort der Leih-Oma. Da hat meine Tochter tatsächlich vor mir daran gedacht, dass die Familie etwas zu essen braucht und ist in der Mittagspause vor dem Turnunterricht einkaufen gegangen. Toll, wenn die Kinder selbständig sind und mitdenken! Da kann ich mich tatsächlich wenigstens für ein paar Minuten in aller Ruhe an den Tisch setzen – und beschließe, mich nie wieder zu beschweren. Schließlich überwiegt die Tatsache, dass ich die tollsten Kinder der Welt habe, alle Mühen des Alltags!
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