Kindergartenstart

Der geliebte Mensch trennt sich von dir, zwar nur auf Zeit, wie er sagt , aber er lässt dich einfach zurück. Du fühlst dich fremd, willst zu deinem geliebten Menschen zurück und verstehst nicht, warum du hier sein sollst. Es ist so laut und die Menschen rund um dich kennen sich alle und beäugen dich schief. Ja genau, so geht es unseren Kindern beim Start in den Lebensabschnitt Kindergarten.
Mag. Martina Gmeiner

Eingewöhnungsphase

Die Eingewöhnungszeit in den Kindergarten ist eine sehr heikle Zeit in der Entwicklung eines Kindes. Zum ersten Mal im Leben des Kindes kommt es zur Trennung von den Eltern. Das Kind muss einen Schritt Richtung Eigenständigkeit machen und weiß nicht so recht, was es da erwartet.
Aber auch für die Eltern bedeutet dieser Abschnitt eine große Veränderung im Leben mit ihrem Kind. So werden Eltern wie Kinder in der ersten Zeit von Verlust- und Trennungsängsten gequält. Die Kinder plagt der Zweifel, ob die Eltern wieder kommen, die Eltern fragen sich, ob die Betreuungspersonen liebevoll mit ihrem Kind umgehen.

Sind Kinder und Eltern bereit, sich auf Zeit voneinander zu lösen und startet man einem Tempo, das angenehm für alle Beteiligten ist, dann steht einer glücklichen, unbeschwerten Zeit im Kindergarten nichts mehr im Wege. Und damit der Kindergartenstart für Groß und Klein ganz sicher funktioniert gibt es einige Tipps!

Ist mein Kind schon kindergartenreif?

Generell lässt sich die Tendenz erkennen, dass Kinder, die bei Tagesmüttern oder in Krabbelstuben untergebracht waren einen immensen Startvorteil im Kindergarten haben. Von klein auf sind diese Kinder gewöhnt, dass sie anderen Erwachsenen vertrauen könne, dass sie Bestandteil einer Gruppe sind und dass die Eltern sie verlässlich wieder abholen.
Auch Kinder, die ältere Geschwister haben, drängen eher in eine Gruppe, als dass sie sich vor dieser fürchten.

Je nach Typ ist ein Kindergartenstart zwischen zweitem und drittem Lebensjahr anzuraten.

Ein kindergartenreifes Kind sollte problemlos einige Stunden von seiner Familie getrennt verbringen können. Bei den Großeltern, bei Verwandten oder Freunden fällt es Ihrem Kind nicht schwer sich von Ihnen zu verabschieden. Es genießt die Zeit und kann Vertrauen zu den Bezugspersonen fassen. Sie merken, dass Ihr Kind Interesse an anderen Kindern hat und sich auf kleine Spiele einlassen kann. Das alles ist gut am Spielplatz oder in Eltern/Kind Gruppen zu beobachten.

Wann ist der Start am besten?

Ganz wichtig ist, dass der Start im Kindergarten die einzige Veränderung im Leben des Kindes bzw. in der Familie ist. Nehmen Sie sich unbedingt 4-6 Wochen Zeit, in der ihr Kind nicht täglich eine gewisse Stundenanzahl im Kindergarten verbringen muss.
Das heißt, wenn der, überwiegend für die Betreuung des Kindes zuständige Elternteil wieder zu arbeiten beginnt, sollte der Kindergartenstart mindestens 6 Wochen vorher passieren.

Vermeiden Sie, den Kindergartenstart zeitgleich mit der Ankunft eines Geschwisterkindes. Besser ist es, schon vor Ankunft eines Geschwisters die Kindergartenzeit zu beginnen.

Was ist vor dem ersten Kindergartentag zu beachten?

Lassen Sie Ihr Kind die Kindergartentasche, die Serviette, die Jausenbox, die Hausschuhe etc… selbst aussuchen. Machen Sie Kindergarteneinkaufstage, an denen bewusst Zeit damit verbracht wird, die Dinge zu besorgen, die ihr Kind brauchen wird. Besprechen Sie mit dem Kind, was ein Kindergarten ist. Lesen Sie Kinderbücher mit ihrem Kind, die passend zu diesem Thema sind.
Erklären Sie Ihrem Kind, dass im Kindergarten gemeinsam gespielt, gegessen, gesungen und gebastelt wird und dass es eine Betreuungsperson gibt (nennen Sie den Namen der Betreuerin), die sich um das Kind kümmern wird. Besuchen Sie den Kindergarten gemeinsam mit Ihrem Kind, damit es den Ort schon vor dem ersten Kindergartentag gesehen hat.

Die Eingewöhnungsphase geht los. Wie hilft man seinem Kind am besten?

In den meisten Kindergärten ist es ohnehin selbstverständlich, dass ein Elternteil die erste Zeit gemeinsam mit dem Kind im Kindergarten verbringen darf. Versuchen Sie allerdings, nicht helfend einzugreifen. Das heißt, bleiben Sie am Rand der Gruppe sitzen, und lassen Sie Ihr Kind am Geschehen teilnehmen.
Ihr Kind wird immer wieder zu Ihnen kommen, vermeiden Sie es allerdings zu Ihrem Kind zu gehen. Sie stören den Gruppenablauf und tun Ihrem Kind nichts Gutes. Bleiben Sie die ersten Tage höchstens eine Stunde gemeinsam mit ihrem Kind im Kindergarten oder der Kindergruppe.

Nach einigen Tagen wechseln Sie die Position, indem Sie sich in die Garderobe setzen. Sie sind für Ihr Kind da, falls es Sie braucht, aber auch schon ein Stückchen weiter weg als die ersten Tage. Der nächste Schritt ist, ein zeitweises Entfernen aus dem Kindergarten. Sagen Sie Ihrem Kind, wie lange Sie wegbleiben werden. Anfangs höchstens eine halbe Stunde.

Erklären Sie die Zeitangabe in einer Einheit, die das Kind kennt. Solange wie das Vorlesen eines bestimmten Buches, so lange wie eine Geschichte auf einer Videokassette etc… Ihr Kind muss mit der Länge, die Sie wegbleiben etwas anfangen können. Den Kindern fällt der Start leichter, wenn sie etwas Gewohntes mitnehmen dürfen. Ein Kuscheltier, ein Armband, oder ein anderer vertrauter Gegenstand, der Sicherheit vermittelt, ist wichtig, damit Ihr Kind sich geborgen fühlt.

Der Abschied vom Kind

Überlegen Sie, wer besser geeignet ist, die Eingewöhnungsphase mit Ihrem Kind in Angriff zu nehmen. Oft ist der Papa, die Oma oder sonst eine nahe Bezugsperson besser geeignet, als Sie selbst. Wenn Sie merken, dass Ihr Kind bei einer anderen, nahen Bezugsperson weniger „leidensfähig” ist als bei Ihnen, ist es vielleicht günstiger nicht selbst die Eingewöhnungsphase durchzustehen.
Denken Sie aber daran, dass die Person sich konstant einige Wochen Zeit nehmen muss, da die Eingewöhnungsperson nicht wechseln sollte. Oft helfen Sie Ihrem Kind, wenn Sie das Kind nicht zur “Stoßzeit” in den Kindergarten bringen. Wenn es schon in der Garderobe wuselt und die Kindergärtnerinnen mehrere Kinder gleichzeitig begrüßen, sind Kinder, die noch nicht in die Gruppe eingebunden sind, oft überfordert.

Lieber etwas früher kommen, wo die Gruppe noch kleiner ist. So hat Ihr Kind die Möglichkeit, noch in aller Stille und Ruhe mit dem Spielen zu beginnen.

Vermeiden Sie lange Abschiedsszenen. Ein inniges kurzes Verabschieden, mit dem Verweis, dass sich jetzt die Betreuerin kümmert, hilft ihrem Kind mehr, als ein minutenlanges, herzzerreißendes Abschied nehmen. Meist weinen die Kinder schon nicht mehr, wenn Sie die Straße betreten.

An dieser Stelle fällt mir die Geschichte meines Sohnes ein, der sehr lange täglich (rituell) weinte, wenn ich ihn in den Kindergarten brachte. Eines Tages sagte er am Abend im Bett zu mir “Mama, wenn ich im Kindergarten weine, wenn du gehst, ist das einfach so. Ich brauch das Weinen und dann geht es mir gut.”

Überfordern Sie Ihr Kind nicht!

In der ersten Zeit ist es besonders wichtig, den Tag sachte zu planen. Nehmen Sie sich in der Früh Zeit, Frühstücken Sie gemeinsam mit Ihrem Kind und erklären Sie ihm, was Sie tun werden, wenn es im Kindergarten ist. So hat Ihr Kind eine klare Vorstellung.
Versuchen Sie, in der ersten Zeit die Nachmittage nicht restlos zu verplanen. Viele Kinder wollen nach dem Kindergartentag lieber gemütlich zuhause bleiben und die Zeit mit Ihnen verbringen.

Wenn Ihr Kind erzählt, was es alles gemacht hat im Kindergarten, können Sie sich glücklich schätzen. Die meisten Kinder können in der ersten Zeit gar nicht antworten auf Fragen wie “Was hast du heute im Kindergarten gemacht”, weil die vielen neuen Eindrücke erst verarbeitet werden müssen. Lieber abwarten, was das Kind erzählt, als es zu drängen.

Sicher sein!

Ihre eigene Überzeugung und Ausstrahlung vermittelt Ihrem Kind Sicherheit. Wenn Sie überzeugt sind, dass der Kindergartenbeginn gut gewählt ist, Ihr Kind kindergartenreif und Sie selbst diesem neuen Lebensabschnitt freudig entgegen blicken, erleichtern Sie Ihrem Kind den Loslöseprozess. Beate Reininger, Kindergärtnerin, erzählt aus der Praxis: Oft weiß man nicht, ob das Kind sich nicht von der Mutter lösen kann oder die Mutter nicht vom Kind”.

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