Schnell wieder schlank

Das Gefühl, ein “Muttertier” zu sein, ist eine ambivalente Sache. Zunächst überwiegt die Freude, dass sich Nachwuchs einstellt. Dann kommt die Zeit des wachsenden Taillen-Umfanges, und man genießt das Gefühl, endlich einmal NICHT den Bauch einziehen zu müssen.
Jetzt ist selbst ein mehrgängiges Menü purer Genuss, weil die bequeme Umstandsmode nirgends zwickt oder einengt! Gleichzeitig aber beginnen die großen und kleinen Nebenerscheinungen: Der Busen spannt, das Kreuz tut weh. Die Nächte werden unruhig, das Kleine strampelt schon ordentlich im Bauch und der Geburtstermin rückt näher – also auch die Ängste.

Vernünftig – oder schön

Und irgendwann kann man sich selbst nicht mehr anschauen im Spiegel: Die eigenartigen Umstandskleider mit Matrosenkragen oder großer Masche, scheußlich. Die Umstandshosen mit dem praktischen Gummizug – irgendwie kommt man sich vor wie ein trauriger Clown.
Und die vernünftigen Umstandsmieder mit der Stütze – praktisch, ja. Schön? Nicht wirklich! Obwohl all diese Überlegungen so herzlos klingen, weil in Wahrheit ja doch nur das Baby zählt: Jede Mutter kennt sie! Und fast jede Mutter weiß, wie es dann “nachher” ist: Ein gesundes Kind auf die Welt, die Strapazen und Schmerzen hinter sich gebracht zu haben, das war schon eine Leistung.

Und so ist es auch ganz legitim, sich WIEDER vor den Spiegel zu stellen und zu fragen: Will ich so aussehen? Es sind nur wenige, die ein paar Wochen nach der Geburt wirklich 100 -%ig zufrieden mit sich sind. Und leider nur sehr wenige Ärzte und Hebammen, die dann die richtigen Tipps parat haben, wenn das Muttertier wieder zur Frau werden will.

Giftige Muttermilch

Die Autorin dieser Zeilen bekam auf ihre Anfrage im Krankenhaus zu hören: “Na, jetzt stillen Sie erst einmal ein paar Monate! Solange Sie das tun, dürfen Sie gar nicht abnehmen, denn dann entstehen Gifte, die in die Muttermilch kommen, und das schadet dem Kind.” Was macht man mit so einer Ansage?!
Hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und Körperbewusstsein entscheidet sich die tapfere Mutter für gesundes Stillen und gegen jede körperliche Aktivität (denn kaum beginnt der Sport, lässt die Milch merklich nach – das ist allerdings bei fast allen Frauen ein Faktum). Und dann geistern ja auch immer noch Allgemeinplätze wie “essen für zwei” durch Kinderstuben und Mütterrunden. Schluss damit!

Der Wiener Gynäkologe Dr. Josef Scholler (Donauspital) gibt “seinen” werdenden und stillenden Müttern stets den guten Rat, Schwangerschaft und Stillzeit nicht als “Krankheit” zu sehen, sondern als natürlichen Vorgang. Das bedeutet, dass – ähnlich wie im Leben vor oder nach der Schwangerschaft – Hungerkuren für Körper und Seele stressig und ungesund sind. Das Märchen von der “giftigen” Muttermilch (siehe oben) erklärt er mit dem Hinweis, dass “bei einseitiger, kalorienarmer Ernährung, speziell bei Radikalkuren, Stoffwechselprodukte entstehen können, die tatsächlich keinen guten Einfluss auf die Muttermilch haben.”

Wieder in Form kommen

„Eine natürliche, abwechslungsreiche, fettarme Mischkost, und zwar auf Dauer, ist das beste und gesündeste Mittel, die paar überflüssigen Kilos wieder los zu werden. Blähende Nahrungsmittel wie Kohl, Karfiol, Zwiebeln, Kraut oder Bohnen, solange gestillt wird, weglassen, auch zitronen- und kohlensäurehältige Getränke sind zu vermeiden. Dafür aber frisches Obst und Gemüse, soviel man mag!
Dazu ordentlich Kohlenhydrate (Kartoffeln, Reis, Nudeln, Brot…), magere Milchprodukte (0 %-Joghurt, Käse nur bis 15% F.i.T., Magertopfen, fettarmer Hüttenkäse) sowie hin und wieder mageres Fleisch, besser aber Fisch. Und jeden Tag 2 bis 3 Liter kalorienarm trinken! Und die Bewegung, Herr Doktor?

“Auch hier gilt: Übertreibungen sind schlecht! Wer vorher nicht extrem gesportelt hat, sollte es nach der Geburt des Kindes auch nicht tun – ganz abgesehen davon, dass man anfangs viel zu müde ist, allzu aktiv zu sein. Nach den ersten Wochen empfiehlt es sich, viel spazieren zu gehen und mit der Zeit immer flotter zu werden.

Das geht auch sehr gut, so lange gestillt wird. Oft sieht man jetzt auch schon die praktischen 3-Rad-Buggys, die sportliche Mütter beim Dauerlauf oder Inline-Skaten vor sich her schieben – warum nicht? So lange alles moderat und nicht übertrieben gemacht wird, haben beide etwas davon. Mutter und Kind.”

Klartext zur Ernährung

Vernünftig und möglichst zucker- und fettarm ernähren, genügend Bewegung an frischer Luft machen und sich dabei langsam steigern. “Tennis zum Beispiel ist in den ersten Monaten, solange man stillt, nicht zu empfehlen, da die starke, reißende Bewegung die Milch rasch weniger werden lässt.”
Auch das “Wiener Lebensmittel- und Ernährungsservice”, Tel.:01/ 4000-8038, hilft uns weiter: Per Telefon oder E-Mail gibt es gute Tipps für Mutter und Kind. Man kann dort auch eine praktische, kleine Broschüre anfordern, Thema: Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit. Auf 14 Seiten gibt es da, übersichtlich geordnet, für Mutter und Kind gut nachvollziehbare Ernährungstipps. Tenor: Ähnlich wie die Ratschläge vom Arzt aus dem Donauspital.

Wenn es schnell gehen soll

Irgendwie hat man aber gerade jetzt, in der warmen Jahrezeit, die selektive Wahrnehmung: Die Augen bleiben ganz automatisch an vielversprechenden Anzeigen wie “Minus 12 kg in nur drei Wochen!” oder “Schlank in Rekordzeit mit unserem Algenpräparat” hängen. Das wär’ doch was…ein paar Wochen Wunderkur, und wir sind wieder knusprig wie früher. Die “magische Kohlsuppe” fällt allerdings flach, weil die blähenden Sachen ja vom Speiseplan gestrichen sind.
Schau nach beim Spezialisten. “Dem Diätwahn Paroli bieten”, lautet der vielversprechende Titel einer Veranstaltung des “Verbandes der Ernährungswissenschafter Österreichs”. Und dort werden der planenden, werdenden oder bereits seienden Mutter endgültig die Augen geöffnet: Es gibt zwar so viel zum Thema Abnehmen am Markt wie überhaupt noch nie, aber leider auch genauso viel Unsinn!

Frau Mag. Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation in Wien bestätigt: “Die Buchhandlungen sind voll von Büchern mit ‚Turbodiäten’, magischen ‚Kohlsuppe-Rezepten’ oder Publikationen von Medizinern, die ‚forever young’ bleiben wollen (wollen wir das denn auch wirklich?!). Fatburner machen das Rennen, zumindest in der Publikumsgunst. Wozu auch auf die Ess-Bremse steigen, wenn angeblich Vitamin C, L-Carnithin, Cholin, Chrom oder Magnesium die Speckpölsterchen wundertätig auflösen? Fest steht in Wahrheit: Der wirksamste Fettverbrenner ist immer noch die Muskulatur!” Der letzte Schrei ist übrigens das Essen im Sinne der persönlichen Blutgruppe, leider der größte Schwachsinn überhaupt.

Hände weg von „Wundermitteln“

Wer also spätestens nach der Still-Zeit seinen Kilos rasch an die Schwarte rücken will, sei vor all diesen Superkuren gewarnt. Die meisten der Diäten halten nicht, was sie versprechen; in vielen Fällen sind sie sogar kontraproduktiv, weil das Übergewicht nach einer Crash.-Diät aufgrund des nachweislichen Jo-Jo-Effektes wie ein Bumerang wieder zurückkehrt.
Besonders schlimm sind Versprechungen betreffend spezieller Kapseln, die “Fettzellen auflösen”. Vorher-nachher-Fotos (am PC schlicht und ergreifend perfekt retuschiert), sollen letzte Zweifel schwinden lassen. Vergessen Sie’s! Schlank-Kapseln machen nur die Geldbörse schlank, aber nie die Betroffenen selbst.

Wir befragen Herrn Mag. Dr. Hannes Pratscher (vom Institut pratscher. bewegen&leben aus Hernstein) zur natürlichsten Methode der Gewichtsreduktion, der Bewegung. Dr. Pratscher bringt ein Beispiel aus der Tierwelt, das sofort zeigt, worum es geht: Affen (die ja genetisch eine starke Nähe zum Menschen haben) nehmen sofort an Gewicht zu, wenn sie sich für die Nahrungsbeschaffung nicht mehr bewegen müssen!

Dr. Pratscher bestätigt, was wir alle ohnedies längst wissen, aber viel zu wenig beachten: “Körperliche Betätigung und (moderate) sportliche Aktivität regen den gesamten Stoffwechsel an und führen zu erhöhtem Kalorienverbrauch. Neben der Intensitätsgestaltung durch die Atmung (Langsam laufen oder schnell gehen ohne Schnaufen) bietet sich die Herzfrequenz (Pulsmessung) als steuernder Faktor an: 110 bis 120 Schläge pro Minute sind für den Großteil der Bevölkerung mit dem Ziel ‚fatburning’, also Fettverbrennung, geeignet.

Der Menüplan der Fachfrau

Frau Dipl. oec. Troph. Britta Macho ist freiberufliche Ernährungswissenschafterin mit eigener Praxis in Wien. Sie empfiehlt uns Müttern ein moderates, gesundes Programm, wobei eine Gewichtsreduktion von maximal 1 kg pro Woche angestrebt wird. Nach 5-7 kg gilt: über 6 Monate Gewicht halten. Dann erst weiter abnehmen. Somit erstreckt sich erfolgreiches Gewichtsmanagement, wenn es dauerhaft und sinnvoll sein soll, über mindestens ein Jahr!
Ihre Ernährungsempfehlung für jeden Tag:

Mindestens 2 Liter kalorienarm trinken, 4-6 Scheiben Brot (merke: Brot macht satt!), 1 Portion Nudeln, Kartoffeln oder Reis; je 1 Portion Gemüse, Rohkost und Salat; außerdem 2x mindestens Obst – am besten aber 5x täglich (“five a day”). Außerdem entweder 1/2 Liter fettarme Milch oder Sauermilch, Buttermilch oder Joghurt, sowie 3 Scheiben fettarmer Käse.

Fisch, Fleisch, Eier: Höchstens 2-3x pro Woche 1 Portion mageres Fleisch, (nicht vom Schwein!); maximal 2-3mal pro Woche magere Wurst (wenn man darauf nicht verzichten kann). 1-2x wöchentlich Fisch, Eier nur wenig bis gar nicht maximal 2-3 pro Woche, inklusive der “versteckten Eier” beim Kochen und Backen!

Fette und Öle: Meiden, wo es geht! 1 EL Butter oder Margarine sowie 1 EL Pflanzenöl (für Salat oder Kochen) ist erlaubt – besser aber darauf ganz verzichten. Wer etwas braucht am Brot: Halbfettmargarine verwenden! (z.B. Lätta oder Minarine – Besteht zur Hälfte aus Gelatine und hat daher auch nur 50% Kalorien!)

Süßes: Nicht mehr als 10% der täglichen Energie – also max. 4-6 El Zucker oder 1 Rippe Schokolade, oder 2-3 Kekse. Je weniger davon, desto besser. Leichte Alternative für Naschkatzen: Gummibärli (nur 10 kcal pro Stück) oder “Rispinos” (kleine Reiskekse, nur 7 kcal pro Stück.)

Tipps und Tricks

Ein heißer Tipp ist auch das Ernährungsprotokoll: In einem Heft genau mitschreiben, was und wie viel man isst. Erstaunlich, was da alles zusammen kommt! Wenn man weiß, dass man’s einschreiben muss, überlegt man sich doch sehr genau, ob das Stück Torte, die Packung Kekse oder die Mayonnaise-Semmel wirklich sein muss…
Zum Schluss noch ein Rat aus eigener Erfahrung: Geduld mit sich haben! Von 100 auf Null in 3 Sekunden, das ist einfach nicht drin. Wenn man aber merkt, dass die gesunde, maßvolle Ernährung “greift” und die Jean von früher wieder passt, ist die Freude groß.

Foto: Mark Nazh – shutterstock.com

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