Auf los gehts los

Wie bei allem ist es auch bei der Geburt so, dass Geschmäcker verschieden sind und jeder Frau etwas anderes zusagt. Wichtig ist, dass man sich zu nichts überreden lässt oder noch schlimmer: davon ausgeht, man hätte nichts mitzureden. Gerade eine Entbindung ist etwas sehr Intimes, Persönliches und nicht mit einem Gipswechsel zu vergleichen – ich kann also nur jeder Frau raten, sich vor diesem einzigartigen Erlebnis einige Krankenhäuser in ihrer Umgebung bzw. deren Kreißsäle anzusehen.

Viele Krankenhäuser bieten inzwischen sogenannte „Storchenpartys“ oder spezielle Infoabende an, bei denen es Führungen durch Krankenzimmer und Kreißsäle sowie Vorträge rund um die Geburt gibt. Ich war sogar gemeinsam mit meinem Mann mehrmals vor der Entbindung in „unserem Kreißsaal“ und wir hatten dabei Gelegenheit, unsere Hebamme besser kennen zu lernen.

Im Zuge dessen hatten wir auch das Vergnügen die verschiedenen Arten der Entbindung erklärt zu bekommen. Und falls Sie sich jetzt fragen, was es da so alles gibt – voilà, hier sind sie: die bekanntesten Arten, ein Kind auf diese Welt zu bringen!

Geburt im Bett

Der Klassiker, den wir alle kennen. Früher lag man auf diesen Betten flach und unbequem, heutzutage sind Geburtsbetten allerdings moderne Geräte mit meist verstellbaren Einzelteilen, die mit flauschigen Frotteeüberzügen sogar recht kuschelig und einladend wirken – zumindest bei der Besichtigung! Ob man im Liegen oder sitzend entbindet kann man sich hier aussuchen.

Geburt im Vierfüßlerstand

Hier entbindet man auf allen vieren, was viele Frauen als sehr angenehm empfinden, da die Schwerkraft mithilft und das Baby nach unten drückt. Diese Position kann sowohl im Bett als auch am Boden durchgeführt werden.

Geburt in der Wanne

Nicht in jeder Klinik möglich, da nicht alle Kreißsäle standardmäßig eine Geburtswanne haben, aber derzeit stark im Kommen. Nachweislich können werdende Mamas im angenehm warmen Wasser besser entspannen und brauchen weniger Schmerzmittel. Und für die neuen Erdenbürger ist es wahrscheinlich auch angenehmer, vom wohlig temperierten Fruchtwasser ins warme Wasser der Wanne zu gleiten.

Geburt am Gebärhocker

Hier ist wirklich ein Hocker gemeint! Kein Stuhl, nichts Gepolstertes – eine Art kleiner Holzschemel, auf den sich die werdende Mama setzt und presst – auch hier unterstützt die Schwerkraft!

Geburt an der Sprossenwand oder am/mit Seil bzw. Pezziball

Eigentlich sind oben genannte Methoden eher „Geburtshelfer“: Gerade während der ersten starken Wehen hilft es vielen Mamas, sich an die Sprossenwand oder ein Seil zu hängen oder am Pezziball zu wippen. Die Wehen werden so intensiviert und der Beckenboden – anscheinend – weicher. Falls weder noch vorhanden ist, kann man sich aber auch bestens an den werdenden Papa hängen!

Kaiserschnitt

Ein Kaiserschnitt ist ein Querschnitt am Unterbauch, meist kurz über der Schamhaargrenze. In den letzten Jahren hat sich ein Trend zum Wunschkaiserschnitt abgezeichnet, das heißt, Frauen wählen diesen Weg ohne medizinische Notwendigkeit. Ein Kaiserschnitt kann aber natürlich auch vom Arzt empfohlen bzw. entschieden werden, wenn beispielsweise schon in der Schwangerschaft ersichtlich ist, dass das Baby zu groß ist, um auf natürlichem Weg das Becken zu verlassen oder wenn es während der Geburt zu Komplikationen kommt. Falsch ist allerdings die Annahme, man hätte mit Kaiserschnitt weniger oder gar keine Schmerzen.

Zange oder Saugglocke

Bei einer Zangen- oder Saugglockengeburt wird der Kopf des Babys mit den genannten Hilfsmitteln behutsam umfasst und dann – meist im Rhythmus der Wehen – herausgezogen. Beide Hilfsmittel werden eingesetzt, wenn die Mutter oder/und Kind schon sehr erschöpft und geschwächt sind oder Komplikationen auftreten, die schnelles Handeln erfordern. Meist ist hier ein Dammschnitt und eine Betäubung erforderlich.

Hausgeburt oder ambulant

Für besonders Mutige: Hier wird das Baby tatsächlich daheim geboren, meist im eigenen Bett und somit in vertrauter Umgebung. Die meisten Frauen, die sich für diese Geburtsvariante entscheiden, haben ihre Hebamme schon Monate vorher gewählt und außerdem eine risikofreie Schwangerschaft gehabt. Was die Nachsorge betrifft, übernimmt dies bei Hausgeburten meist auch die betreuende Hebamme, es gibt aber auch (Kinder-)Ärzte, die zu Ihnen nach Hause kommen. Wichtig ist außerdem auch, dass im Notfall ein Krankenhaus in der Nähe wäre, da unerwartet immer wieder Komplikationen während Geburten auftreten.

Prinzipiell ist eine Hausgeburt aber nicht gefährlicher als eine Geburt im Krankenhaus – nur einfach nicht jedermanns Sache. Wer mit einer Hausgeburt liebäugelt, aber trotzdem medizinische Versorgung bereitstehen haben möchte, für den ist eine ambulante Geburt wohl genau das Richtige: Hier wird zwar im Krankenhaus entbunden, allerdings können Mutter und Kind wenige Stunden nach der Geburt nach Hause.

Bauchgefühl

Egal, wofür man sich entscheidet: Legen Sie sich im Vorhinein auf nichts fest. Viele werdende Mamas malen sich eine Entbindung in der Wanne aus und wollen dann im entscheidenden Moment nur raus aus dem Wasser. Genauso hat es keinen Sinn, sich liegend von Wehe zu Wehe zu quälen, wenn man vielleicht das Gefühl hat, man würde viel lieber noch stehen und sich irgendwo festhalten. Generell empfehlen Hebammen und Ärzte, sich solange wie möglich zu bewegen, also im oder vor dem Kreißsaal auf und ab zu gehen, sich an Seile oder Sprossenwände hängen oder den Partner „mithelfen“ zu lassen – ja, das geht! Und damit wären wir auch schon bei den Entspannungshilfen während der Geburt: Ihr Freund/Mann kann erheblich dazu beitragen, dass Sie sich während der Geburt etwas entspannen!

Beispielsweise mit einer Massage: Unsere Hebamme hat meinem Mann ein paar tolle Griffe gezeigt und ihn auch immer beim „Wehenatmen“ dazugeholt! Die meisten Männer sind nämlich ganz froh, wenn sie miteinbezogen werden. Manchmal kann es entspannend wirken, sich anders zu positionieren. Wenn Sie liegend nicht gut pressen können oder Ihnen der Hocker einfach unsympathisch ist, sagen Sie es!

Es ist Ihre Geburt und Sie machen die Regeln! Wenn es aus irgendeinem Grund oder aus medizinischer Sicht nicht möglich sein sollte, Ihren Wünschen nachzukommen, werden Sie bestimmt darüber informiert werden.

Periduralanästhesie (PDA)

Eine medizinische Variante der Geburtshilfe ist die PDA: Betäubungsmittel wird direkt in den Wirbelkanal gespritzt und die Körperregion unterhalb des Bauchnabels schmerzfrei gemacht. Wirkt schnell und für circa zwei Stunden, allerdings kann es sein, dass Sie weniger aktiv mithelfen können. Bei langen Geburten wird eine PDA auch manchmal verabreicht, damit die werdende Mama sich nochmal entspannen und sammeln kann. Kann man sich aber auch „wünschen“, wenn man das Gefühl hat, es gar nicht mehr auszuhalten …

Auch wenn Sie sich nicht vorstellen können, im Wasser zu entbinden, so kann ein Entspannungsbad in der Eröffnungsphase wahre Wunder wirken! Mit einem duftenden Badezusatz, den die Hebamme ins Wasser gibt, und ihrem Partner an der Seite lassen sich die ersten Wehen bestimmt leichter ertragen!

Phasen der Geburt

Prinzipiell gibt es vier Geburtsphasen: Eröffnungs-, Übergangs-, Austreibungsund Nachgeburtsphase. Dauer und Intensität sind bei jeder Frau anders. In der Eröffnungsphase geht’s mit den Wehen los, diese sollen den Kopf des Babys nach unten schieben und damit den Muttermund (der hoffentlich schon weich genug ist) weiten – diese Phase kann leider mehrere Stunden dauern. In dieser Phase kann und soll man noch herumgehen, kann sich meist noch ganz gut zusammenreißen und hofft, dass die Wehen nicht schlimmer werden.

Tun sie aber und damit startet die Übergangsphase: Die Wehen kommen in kürzeren Abständen und schmerzen so, dass ich keine Worte dafür finde – das Schlimmste: In dieser Phase darf man noch nicht mitpressen! Fast erwartet man also schon die Austreibungsphase, in der man dann endlich die Aufforderung „Pressen!!!“ hört. Idealerweise ist der Muttermund in dieser Phase schon bis zu zehn Zentimeter geöffnet und das Baby kann in naher Zukunft das Licht der Welt erblicken.

Nachgeburtsphase: Wird von den meisten Frauen gar nicht mehr wirklich wahrgenommen. Macht nichts, denn in dieser Phase wird nur die Plazenta ausgestoßen, was glücklicherweise meist schmerzfrei geschieht. Jede Geburt ist etwas ganz Individuelles und ich glaube, jede Mama gibt mir Recht, wenn ich sage, dass es sich dabei um das wohl unbeschreiblichste und einzigartigste Erlebnis handelt. Und auch wenn man während der Geburt denkt, dass man diese Schmerzen auf gar keinen Fall und niemals vergessen kann: Wenn einem das eigene, unfassbar perfekte Baby auf den Bauch gelegt wird, denkt man nur: „Ich liebe dich, mein Baby, und du warst es alles wert.“

Vor, während und nach der Geburt

Vor der Geburt

Tasche fürs Krankenhaus auf jeden Fall circa einen Monat im Vorhinein packen und bereitstellen.

Vorkochen! Sie werden in den ersten Tagen daheim mit Baby wahrscheinlich weder Zeit noch Lust haben, den Kochlöffel zu schwingen …
Falls es Ihnen also gegen Ende Ihrer Schwangerschaft gut geht, kochen Sie vor und frieren die Gerichte in Einzelportionen ein!

Auch wenn es Ihnen alle befreundeten Paare mit Kindern schon tausend Mal gesagt haben: Genießen Sie die letzten Tage zu zweit! Es wird für längere Zeit das letzte Mal gewesen sein …

Gönnen Sie sich nochmal einen Frisörtermin oder gehen Sie zur Maniküre, tun Sie einfach etwas nur für sich!

Lesen Sie ein Buch oder eine Zeitschrift von Anfang bis zum Ende in Ruhe durch – ich hätte nicht gedacht, dass ich das vermissen würde …

Während der Geburt

Erwarten Sie das Unerwartete: Malen Sie sich nicht aus, wie alles kommen wird – es kommt garantiert anders!

Schreien Sie, fluchen Sie, weinen Sie – tun Sie alles, was Ihnen das Gefühl geben könnte, sich ein bisschen besser zu fühlen und diese Qualen irgendwie zu überstehen!

Ist Ihr Mann dabei: Denken Sie nie daran, wie Sie aussehen oder sich verhalten – Sie werden nach der Geburt seine ganz persönliche Heldin sein!

Verlassen Sie sich auf Ihre Hebamme! Sie weiß, was Sie tun sollen, immerhin macht sie das glücklicherweise nicht zum ersten Mal so wie viele von uns …

Nach der Geburt

Denken Sie nicht: „Hä? Das Baby ist doch jetzt nicht mehr drin, wieso ist der Bauch also noch da?“

Falls Sie am ersten Tag daheim total überfordert sind und weinend mit Ihrem Baby dasitzen: Das ist normal und es geht fast allen frischgebackenen Eltern genauso! Und die, die behaupten, alles liefe „wie am Schnürchen“, lügen!

Erwarten Sie nicht, dass Ihr Baby nach zwei Wochen durchschläft oder Sie sofort einen super Stillrhythmus haben!

Wenn Ihnen jemand anbietet, Wäsche zu waschen oder Pizza mitzubringen: Nehmen Sie Hilfe an!

Auch wenn Sie manchmal das Gefühl haben, das alles nicht zu schaffen und sich alles einfacher vorgestellt haben: Genießen Sie Ihr Baby, denn es wird Sie nie wieder so brauchen wie jetzt.

Fotos: Kati Molin, Paul Hakimata Photography by Shutterstock.com