Großes Wunder kleiner Mensch

 

Ob bewusst oder unbewusst, in den ersten sechs Wochen tut sich Grundlegendes beim Baby: Das Rückgrat entwickelt sich, dann werden die Grundlagen für Gehirn und Nervensystem gelegt. Das kleine Herz beginnt schon zu schlagen, auch wenn das Kind noch keine menschliche Gestalt angenommen hat. Die weiteren Entwicklungsschritte Ihres Babys:

1. Schwangerschaftsdrittel

 

Bis zur 7. Woche

Die Ansätze für die Extremitäten werden bis zur 7. Woche angelegt. Die Ausbuchtung für den Mund ist schon erkennbar, die Anlagen für Ohren und Augen sind ebenfalls schon vorhanden. Gegen Ende der Schwangerschaftswoche bilden sich Hände und Füßchen und die Netzhaut der Augen entsteht. Die Sehstäbchen jedoch entwickeln sich erst ab der 16. Woche. Schon in der sechsten Woche werden in der winzigen Zunge die Geschmacksknospen angelegt. Zu diesem Zeitpunkt ist das Baby zwei Zentimeter groß.

Bis zur 9. Woche

Am Ende des zweiten Monats sind alle inneren Organe bereits angelegt. Die Augenlider bilden sich in der neunten Woche. Am schnellsten wächst in dieser Zeit das Gehirn und somit der Kopf des Kindes. Das Baby bringt es jetzt schon auf große vier Zentimeter.

Bis zur 11. Woche

Die inneren Organe sind schon vorhanden, der Herzschlag ist mittlerweile am Ultraschall erkennbar. Das Kind wächst nun langsamer und nimmt sich die Zeit, seinen Körper sorgfältig zu entwickeln: An den Armen sind Hände mit Fingern, an den Beinen Füßchen mit Zehen zu erkennen. Auch die Gesichtszüge werden deutlicher: Neben Nase, Lippen, Augen und Ohren ist jetzt auch schon der Kiefer ausgebildet. Bis zum Ende des dritten Monats werden auch die Anlagen für die Geschlechtsorgane entwickelt, die jedoch erst um die 15. Woche erkennbar sind.

Bis zur 15. Woche

Alles, was der Mensch braucht, ist jetzt schon im Baby vorhanden, es muss sich nur noch vollständig entwickeln und ausbilden. Das Baby ist nun schon ca. 15 Zentimeter groß und wiegt 150 g. Die Organe beginnen sich gegenseitig zu steuern. Gleichzeitig muss die Plazenta wachsen, um den anspruchsvolleren Organismus bestens versorgen zu können. Auch wenn die Mutter die Bewegungen des Babys noch nicht spüren kann: Die Muskeln des Babys bilden sich aus und das Kleine trainiert schon fleißig. Was es außerdem schon alles kann: Schlucken, Gähnen, Saugen oder die Stirn in Falten legen. Zu diesem Zeitpunkt können sich die werdenden Eltern auch sagen lassen, ob sie ein Mädchen oder einen Buben erwarten.

2. Schwangerschaftsdrittel

Bis zur 22. Woche

Bis zur 18. Woche beginnt die Reifung des zentralen Nervensystems, danach setzt der Reifungsprozess des Gehirns ein. Das Baby ist schon ziemlich groß (ca. 20 Zentimeter) und die Mutter spürt seine Bewegungen. Frauen, die schon einmal schwanger waren, spüren das Baby oft schon früher, weil sie das, was sie spüren, eindeutiger zuordnen können. Kleine “Turner” können ab jetzt ihre Mutter ganz schön auf Trab halten. Sobald eine Schwangere die Bewegung ihres Kindes spürt, beginnt sie oft instinktiv den Bauch zu streicheln. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, denn etwa in der 18. Woche ist der Tastsinn des Babys so weit entwickelt, dass es den sanften Druck der streichelnden Hand spüren kann.

Überhaupt passiert in dieser Zeit viel in der Sinnesentwicklung: In der 20. Woche ist die Nase zwar erst ein winziger Stups, aber das Riech-Epithel ist schon ausgebildet. Was Babys im Mutterleib riechen, darüber sind sich Forscher nicht einig. Amerikanische Theorien besagen, dass es zum einen das süßliche Fruchtwasser gibt, zum anderen die Aromastoffe, die über die Nahrung der Mutter ins Fruchtwasser kommen. Der Geruchssinn ist auch der erste Sinn, mit dem neugeborene Babys ihre Mutter wiedererkennen. Zum Hörsinn: Das Ohr ist in 20. Woche ausgereift. Das Baby hört zu dieser Zeit in erster Linie den Herzschlag der Mutter, das Rauschen ihres Blutes, die Verdauungsgeräusche von Magen und Darm und die Atmung.

 

Bis zur 30. Woche

…geht die Entwicklung in rasantem Tempo weiter: Am Ende des siebten Monats misst das Baby schon 40 Zentimeter und wiegt ein gutes Kilogramm. Das Kind nimmt nun aufgrund seines voll ausgebildeten Nervensystems die Welt bewusst war. Es hört nicht nur mehr die Geräusche innerhalb des Mutterleibes, sonder auch die der Außenwelt. Es lernt zu unterscheiden, ob die Mutter mit ihm oder mit ihrer Umgebung spricht. Aus den Reaktionen von Babys schließt man, dass sie sich auch an Musikstücke, die sie schon im Mutterleib gehört haben, erinnern. Seinen eigenen Schlaf- und Wachrhythmus hat das Baby ebenfalls schon entwickelt.

Was es zusätzlich alles kann: Daumen lutschen und Fruchtwasser trinken, das einen süßlichen Geschmack hat. Süß wird durch diese Prägung auch Babys beliebteste Geschmacksrichtung – das ist gut und wichtig, denn auch die Muttermilch wird süß sein. Wenn das Baby sich verschluckt, kann die werdende Mutter einen Schluckauf spüren.

Außerdem wird es schön langsam eng im Bauch: Oftmals drückt das Baby auf die inneren Organe der Mutter, was dieser ganz schön zu schaffen machen kann (Harndrang, Sodbrennen etc.). Wenn es das Baby eilig hat und schon zur Welt kommen will, ist es im siebten Schwangerschaftsmonat so weit entwickelt, dass es gute Überlebenschancen hat.

3. Schwangerschaftsdrittel

 

Bis zur 34. Woche

Ab der 30. Woche öffnet das Baby seine Augen, die es dann nur mehr zum Schlafen schließt. Es schaut schon nach Licht, so reagiert es z.B., wenn sich die Mutter Sonne auf den Bauch scheinen lässt. In den letzten Wochen legt das Baby hauptsächlich an Gewicht zu, um für das Leben draußen gut gerüstet zu sein. Startklare Babys drehen sich bereits mit dem Kopf nach unten.

Die beliebtesten Turnübungen in dieser Zeit sind die “Drehung um die eigene Achse” und “Kickboxing” gegen die mütterliche Bauchwand. Auch die Streckübungen des Babys haben es in sich: Sie können gegen das Zwerchfell stoßen oder sogar das Mutterherz verrücken. Die Frau kann in dieser Zeit unter Sodbrennen, Kurzatmigkeit und Rückenbeschwerden leiden, sie sollte sich in dieser Zeit viel Ruhe gönnen. Ein schönes Lebenszeichen ohne Nebenwirkungen, allerdings nur für Partner oder Geschwister zu beobachten: Wenn man das Ohr auf den Bauch legt, kann man den Herzschlag des Babys hören.

Bis zur 40. Woche

Was das Baby jetzt fleißig trainiert, sind Magen, Niere und Blase: Es trinkt bis zu drei Liter Fruchtwasser täglich und scheidet es auch über die Harnwege wieder aus; dennoch bleibt das Fruchtwasser, das das Kind wärmt und schützt, keimfrei und sauber. Im letzten Monat wird noch ordentlich an Gewicht zulegt, bis das Baby bei der Geburt durchschnittlich 3400 g wiegt.

Das Kind bewegt sich in den Geburtskanal, was eine Erleichterung für die Frau beim Atmen bedeutet. Die werdenden Mütter haben oftmals schon das Gefühl, dass es Zeit wird für die Geburt, während es das Baby noch einmal ausgiebig genießt, leicht und schwerelos im warmen Mutterleib zu schweben.

Text: Jürgen Steiner
Foto: Sebastian Kaulitzki/Shutterstock.com

 

 

 

 

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