„So gut ist es mir schon lange nicht mehr gegangen“

Sommer 2021 – die Pandemie scheint vorbei. Am Sonnenkoglhof nahe Neulengbach herrscht wieder das Kinderlachen, ein besonderes Lachen. Doch das könnte bald vorbei sein, denn das Projekt Ferien am Sonnenkoglhof steht auf Messers Schneide, wie man so schön sagt.

Zur Vorgeschichte: Seit 2017 betreibt Daniela Maleschek das Projekt „Ferien am Sonnkogelhof“, 2018 wurde sie vom Land NÖ dafür ausgezeichnet. Beim Projekt geht es einerseits darum Kindern mit Benachteiligungen in Form einer tiergestützten Therapie auf ihrem Weg zu mehr Selbstständigkeit zu unterstützen. „Sie übernehmen Verantwortung für die Tiere und wachsen an dieser Verantwortung“, erzählt Daniela Maleschek. Andererseits sorgt das Projekt, durch seine Offenheit für alle Kinder, auch dafür, dass Integration und Inklusion tatsächlich gelebt wird. Was in Österreichs Schulen mitunter zu kurz kommt.

Bisher wurde das Projekt zu 75% aus Förderungsmitteln der EU finanziert. Doch das entsprechende Programm ist ausgelaufen. Zwar haben die Bürgermeister der Region „WIR“ (hier geht’s zu Facebookseite der Region: https://www.facebook.com/wienerwaldinitiativregion/) zugesagt einen Teil der Kosten zu übernehmen. Doch das reicht nicht, bei weitem nicht.

Tränen in den Augen

Fritz* hat ADHS. Fritz gehört zu jenen Kindern, denen auf Grund ihrer Impulsivität wenig bis gar kein Vertrauen entgegengebracht wird. Man weiß nie, es könnte ja was passieren. Vergangenen Sommer war Fritz am Sonnenkoglhof. Das fröhliche Treiben der Wachteln gefiel Fritz besonders gut. Deshalb durfte er sich auch ganz alleine zu den Wachteln setzen und sich um sie kümmern. Ein Kind, dass normalerweise keine fünf Minuten ruhig sitzen kann, saß mehr als 30 Minuten still bei den Wachteln genoss die Ruhe und beobachtete sie. Anschließend meinte Fritz: „Ich glaub so gut hab‘ ich mich seit einem Jahr nicht mehr gefühlt.“ „Mir hat’s die Tränen in die Augen getrieben“, schildert Daniela Maleschek die Situation.

Gelebte Integration

Fritz ist nur eines von zehn Kindern, dass im Sommer jeweils für eine Woche – bei manchen werden es auch mehr – am Sonnenkoglhof unbeschwerte Ferien verbringen. Das Spektrum reicht von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen, Epilepsie, Autismus und ADHS über Trisomie21 bis zu Kindern, die nicht sprechen können – ausgeschlossen wird niemand. Dazu kommen ganz normale Kinder – gelebte Integration. Sie alle genießen unbeschwerte Ferien in der freien Natur bei den, und mit den Tieren des Sonnenkoglhofes.
„Wir haben regelmäßig auch Kinder bei uns, die eine Einzelbetreuung benötigen“, deshalb umfasst das Betreuerteam inklusive Daniela Maleschek vier Vollzeit- und eine Teilzeitkraft. „Mit weniger geht’s nicht“, meint sie. Auch wenn manche meinen, sie solle doch das Personal reduzieren.

In Summe verschlingt das Projekt – inklusive Lohn- und Lohnnebenkosten, Essen für die Kinder, Transport, etc. – an die 35.000 Euro – jährlich wohlgemerkt. Bisher wurde das Projekt – wie erwähnt – grossteils von der EU finanziert, einen Teil der Kosten haben die Gemeinden übernommen, alle Kosten für das Essen (rund 2.800 Euro)  wurden vom Rotary Club Neulengbach-Wienerwald übernommen. Der wiederum hat das dafür nötige Geld bei Veranstaltungen hereingespielt – in Zeiten der Pandemie ein schwer- bis unmögliches Unterfangen. „Auch die Eltern mussten einen Teil beigetragen – bisher 70 Euro je Woche. Für manche mag das wenig sein, für einige Familien war und ist das aber viel Geld“, erzählt Daniela Maleschek und weist damit darauf hin, dass es auch hierzulande Kinder gibt die in finanzieller Hinsicht nicht auf der Sonnenseite des Lebens aufwachsen.

Ich kämpfe weiter

Trotz der widrigen Umstände will Daniela Maleschek nicht aufgeben: „Ich kämpfe weiter. Ich will das die Kinder auch weiterhin die Möglichkeit haben die Ferien im Freien zu verbringen und nicht abgeschirmt von anderen irgendwo drinnen hocken müssen. Ich will, dass die Kinder mit Hilfe der tiergestützten Therapie Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten fassen und ein Stück an Freiheit und Selbstständigkeit erlangen.“ Ein Unterfangen, das gerade in Zeiten der Pandemie mit allen psychologischen Folgen für die Kinder, wichtiger ist, denn je.

Um den Kampf zu gewinnen und das Projekt vor dem AUS zu retten braucht der Sonnenkoglhof Unterstützung von Firmen, Vereinen und Privatpersonen. Die Firma Spar Neulengbach hat bereits eine Unterstützung zugesagt, die Neulengbacher Steuerberatungskanzlei Grüner wiederum spendet das Geld das normalerweise für Weihnachtsgeschenke aufgewendet wird an das Projekt „Sonderpädagogische Ferienwoche am Sonnenkoglhof.“ Auch die Raiffeisenbank Böheimkirchen, und die Grünen der Marktgemeinde Kirchstetten haben eine fixe Summe zugesagt. Dennoch werden dringend weitere Sponsoren gesucht.

Wollen auch Sie mithelfen?

Erzählen Sie die Geschichte weiter, teilen Sie die Story in den sozialen Medien auf Facebook und last but not least spenden Sie. Jeder Euro wird gebraucht.
Das eigens eingerichtete Konto: „Sonderpädagogische Ferienwoche Sonnenkogl, IBAN: AT79 3258 5000 0446 6272“

Weitere Infos zum Projekt und zur Arbeit von Daniela Maleschek: https://sonnenkogl.at/ oder per Mail: office@sonnenkogl.at.

Übrigens Fratz&Co wird weiter berichten.

 

*Anmerkung: Name von der Redaktion geändert

Bilder: oben Sujet: Pixabay/M W (aus Rücksicht auf die Privatsphäre aller Kinder wurde ein Sujet-Bild gewählt), rechts: beigestellt

 

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Über Daniela Maleschek

Die dreifache Mutter (Drillinge im Alter von zwei Jahren) ist Dipl. Personal Coach im tiergestützten Setting und akademisch geprüfte Fachkraft für tiergestützte Therapie und tiergestützte Fördermaßnahmen. Sie betreibt seit 2016 den Sonnenkoglhof und möchte diesen – so ihr Traum – zu einem Zentrum für tiergestützte Therapien ausbauen.