Es war einmal …

…ein Ehepaar, das es liebte, auf Flohmärkten und anderswo besondere und oftmals auch mit kleinen Makeln behaftete (Möbel)Stücke zu suchen und diesen mit viel Liebe und Geschick neues Leben einzuhauchen. Was sie am „Shabby Chic“ fasziniert und warum es wunderbar ist, wenn Leidenschaft und Begabung sich im eigenen Beruf ausleben lassen, das haben uns Manuela und Markus Kudla im Interview erzählt.

Was macht man mit Dingen, die man mag, für die man aber keine Verwendung mehr hat? Ausmisten? Aufheben? Weiterschenken? Manuela und Markus Kudla haben kürzlich einen Onlineshop mit Vintage-Schätzen für verschiedenste Gelegenheiten und Anlässe sowie jeden Geschmack eröffnet und verraten, dass es oftmals schon hilft, sich zu fragen, ob es für die entsprechenden Stücke vielleicht noch eine andere, bisher nicht bedachte Verwendungsmöglichkeit geben könnte. 
Das Ehepaar überarbeitet verwitterte Schränke und Truhen, verschönert Spiegel und Kästchen und ist zudem auch äußerst begabt und kreativ, was die Erfindung ausgefallener Accessoires und Möbel für Wohnräume, Küchen und Gärten angeht. Da werden alte Porzellantassen beispielsweise mit Kerzenwachs befüllt, Kannen und Krüge verwandeln sich in Vasen und abgenutzte Bilderrahmen dienen als Pinnwände für Karten oder Aufbewahrungen für Ketten und Haarschmuck. Zudem näht Manuela Kudla entzückende Kinderkronen, Puppenbettwäsche und Zubehör für Kinderküchen. Kreativität, Detailverliebtheit und handwerkliches Geschick sind also offensichtlich die wichtigsten Voraussetzungen für alle, die aus ihren alten Lieblingsstücken neue machen wollen …
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Sie sind stolze Eltern von sieben (!) Kindern und haben sich kürzlich mit „Es war einmal“, einem Onlineshop für Liebhaber des Shabby Chic, einen großen (Berufs)Wunsch erfüllt. Wie kam es dazu?
Markus Kudla: Nachdem mein langjähriger Arbeitgeber, die Papierfabrik Hallein, schloss, machte  ich diverse Umschulungen und versuchte mich neu zu orientieren. Um Beruf und Familie bestmöglich zu vereinen, entschlossen wir uns dann zur Gründung unseres eigenen kleinen Unternehmens.
Manuela Kudla: Der Wunsch, einen eigenen Shop mit verschiedensten „Shabby Chic Schätzen“ zu führen, war schon längere Zeit ein Traum von uns. Wichtig war uns auch, unser Sortiment sowohl in unserem Zuhause, als auch online zu verkaufen.
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Haben Sie beide immer schon gerne selbst gebastelt und gebaut oder entstand der Wunsch, selbst etwas zu schaffen, eher plötzlich?

Markus Kudla: Altes wieder aufleben zu lassen, ist schon seit Jahren eine Leidenschaft, der wir uns nun ganz verschrieben haben.
Manuela Kudla: Seit meiner Kindheit und auch durch meinen erlernten Beruf – Kindergärtnerin – bastelte, nähte und entwarf ich schon immer sehr gerne, was für mich nach wie vor eine Tätigkeit ist, die mich vollauf erfüllt. 
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Spezialisiert haben Sie sich mit „Es war einmal“ wie anfangs erwähnt auf Shabby Chic. Was genau verstehen Sie darunter?

Markus Kudla: Dass alte, gebrauchte Gegenstände nicht mehr perfekt sind, ist klar. Genau das macht aber den Charme und die Ausstrahlung dieser Sachen aus! Diverse Dellen, Risse und Abblätterungen stehen für Leben und Geschichte. Der Shabby-Chic ist ein ruhiger, einfacher und praktischer Stil, der sich wunderbar mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen kombinieren lässt.
Manuela Kudla: „Es war einmal …“ So beginnen viele Märchen und dieser Spruch bezieht sich auch auf vieles im realen Leben. Deshalb passt er zum Shabby-Chic und auch zu unserem Shop. Wir legen unseren Kindermöbeln beispielsweise immer ein kleines Kärtchen bei, auf dem sich dann eine kleine persönliche „Geschichte“ findet: „Es war einmal ein altes Nachtkästchen, aus dem dann eine kleine Kinderküche oder ein Schminktischchen für kleine Prinzessinnen wurde.“
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Beschreiben Sie doch kurz, was den besonderen Zauber der Stücke von „Es war einmal“ ausmacht.

Markus Kudla: Bei uns findet man einfach mit Gespür und Freude aufbereitete Möbel, Dekostücke und Gebrauchsgegenstände, die einer neuen Bestimmung zugeführt werden können.
Manuela Kudla: Genau! Wir wollen alten Dingen eine zweite Chance geben und damit unseren Kindern ein Gespür für Nachhaltigkeit und Kreativität vermitteln. Oder, etwas blumiger formuliert: Unsere KundInnen erhalten bei uns immer handgemachte Unikate und stimmungsvolle Hingucker.
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Möbel, Geschirr, Kindermöbel und –Spielsachen… In Ihrem Onlineshop gibt es ein breitgefächertes Angebot. Wo finden Sie Ihre „Ausgangsmaterialien“?

Markus Kudla: Das „Jagdgebiet“ ist großflächig aufgestellt: Hausräumungen, Flohmärkte, Entrümpelungen usw. Überall findet man dies und das …
Manuela Kudla: Oft bekommen wir auch Tipps von Bekannten und Freunden. Diese Mundpropaganda ist sehr wichtig und beschert uns manch kleinen Schatz! Dinge kommen auf verschiedenste Weise zu uns und wir geben ihnen dann ein neues Outfit oder eine neue Verwendung.


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Haben Sie für alle, die nun neugierig geworden sind, ein paar Tipps für Flohmarktbesuche? Lohnt es sich immer, schöne, aber abgenutzte oder teils kaputte Gegenstände mitzunehmen oder ist es manchmal besser, realistisch zu sein und zu akzeptieren, dass man nicht jedem Stück neues Leben einhauchen kann?

Markus Kudla: Man sollte sich die Stücke schon genau ansehen. Manchmal ist der Wurmbefall zu groß oder die Substanz von Möbeln zu desolat. Dann sollte man die Sachen lieber nicht mitnehmen, außer man möchte das Stück als Dekoelement verwenden.
Manuela Kudla: Man sollte wirklich nur das kaufen, was auch ins Konzept passt. Nicht alles ist zu gebrauchen, da muss man realistisch bleiben.
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Wer Stücke im Shabby Chic erwirbt, der weiß, dass es nicht darum geht, etwas Perfektes zu erstehen, sondern vielmehr etwas mit Geschichte. Wie kann man sich den Entstehungsprozess Ihrer Stücke vorstellen?

Markus Kudla: Zuerst prüfen wir die Substanz, dann schauen wir, wieviel auszubessern ist und dann betrachten wir die Objekte aus verschiedenen Blickwinkeln und lassen unsere Phantasie spielen. Denn aus jedem alten Gegenstand kann etwas Neues, Anderes entstehen, das wiederum neue Geschichten schreibt.
Manuela Kudla: Alte Möbel haben oft schon viel erlebt und deshalb auch ihre charakteristischen Abnutzungen bekommen – manche mehr, manche weniger. Ich finde es gerade in unserer schnelllebigen Zeit schade, dass vieles so einfach weggeworfen wird, ohne auf die ursprüngliche „Schönheit“ einzugehen. Wir wollen diesen alten Glanz wieder hervorholen und zum Strahlen bringen.
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Wirkt sich Ihre Arbeitsweise auch in anderen Bereichen aus? Achten Sie beispielsweise besonders auf Energie- und Wasserverbrauch oder auf bestimmte Voraussetzungen bei Nahrungsmitteln?

Markus Kudla: Nachhaltigkeit ist natürlich vorrangig. Man bekommt mit der Zeit ein Gefühl für Recycling, oder wie in unserem Fall, für Upcycling und wir sind schon darauf erpicht, vieles wiederzuverwerten. Das Verpackungsmaterial etwa wird aus alten Zeitungen geschreddert  und wir verwenden hochwertige Farben, die biologisch unbedenklich und gerade für Kinder auch speichelecht sind.
Manuela Kudla: Weniger ist oft mehr! So gut es geht vermeiden wir Plastik, aber leider ist es als Großfamilie finanziell oft nicht möglich, ausschließlich in Biomärkten einzukaufen. Wir bevorzugen aber definitiv regionale Lebensmittel und verzichten tunlichst auf chemische Keulen im Haushalt – bei uns leisten Schmierseife, Natron oder Essig beste Dienste und wir behandeln auch unsere Möbel damit.
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Besonders am Herzen liegen Ihnen wie man online nachlesen kann, die mit viel Liebe und Hingabe gemachten Kindermöbel und Spielsachen im Shabby Chic-Look. Wollen Sie bewusst auch die jüngere Generation für Sachen abseits des Mainstream begeistern?

Markus Kudla: Wie schon erwähnt, haben wir ja selbst eine große Kinderschar und waren zudem als Tageseltern tätig. Dabei konnten wir immer wieder feststellen, dass die Kleinen gerne mit unseren Sachen spielten – vor allem auch, weil dabei nicht so viel vorgegeben war und sie ihre Phantasie ausleben und das meiste selbst erfinden konnten. Außerdem sind viele unserer Stücke schier unverwüstlich und wenn doch einmal ein Kratzer entsteht, bekommt der Gegenstand erst recht einen gewissen Charme. Allen Liebhabern des Shabby-Looks sei gesagt, dass man sich mit unseren Möbeln ein ganzes Kinderzimmer individuell zusammenstellen kann.
Manuela Kudla: In unserer Zeit werden die Kinder mit einer Flut von Spielsachen konfrontiert. Langlebigkeit ist aber bei vielen Produkten nicht gegeben und sie können oft nur sehr schwer oder gar nicht repariert werden. Wir bevorzugen Spielsachen aus natürlichen Materialien, die, wenn es erforderlich ist, geleimt oder neu bemalt werden können. Zudem haben wir einige Möbel unserem Motto gemäß mit handgemalten Märchenmotiven verziert. Denn jedes Kind öffnet erwartungsvoll die Augen und den Mund, wenn es heißt: „Es war einmal …“
Alle Neuigkeiten finden Sie auch auf facebook: www.facebook.com/eswareinmal.by.mkm oder auf Manuela Kudlas Blog, wo sie viele DIY-Tipps, Bastelanregungen und Rezepte mit ihren LeserInnen teilt! eswareinmal-by-mkm.blogspot.co.at
Interview & Text: Isabel Müller
Foto: Prostock-studio – shutterstock.com
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