Start ins Glück

Die erste Zeit mit Baby gut in den Griff zu bekommen und dabei auf die eigene Regeneration zu schauen, ist ein Drahrseilakt. Im Rahmen der Wochenbettpflege wird die junge Familie daher rundum gut versorgt. Diplomkrankenschwester Teresa Svrcek-Seiler über dieses Konzept.

Die Geburt eines Kindes ist ein großes und spannendes Ereignis und ordnet bestehende Beziehungs-und Familienstrukturen in vielerlei Hinsicht neu. So ist die frischgebackene Mutter in den ersten Wochen nach der Geburt, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus oder nach einer Hausgeburt zu Hause, mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert.
Zum einen ist der eigene Körper mit der Rückbildung und den Umstellungen nach der Schwangerschaft beschäftigt, das seelische Gleichgewicht ist eventuell noch aus dem Lot, die Geburt wird von Mutter und Baby gleichermaßen verarbeitet. Aber auch die Bedürfnisse des neugeborenen Babys müssen gestillt werden. Sei es hinsichtlich der Ernährung, des Bedürfnisses nach Nähe und Geborgenheit und des schrittweisen Kennenlernens des Lebens. Als Mutter, aber auch als Vater bzw. als Familie ist man da schon sehr gefordert.
All das benötigt viel Ruhe und Geduld in dieser ersten besonderen Zeit. Das so genannte Wochenbett dauert sechs bis acht Wochen nach der Geburt bis sich alles gut eingespielt und geordnet hat und alle in das neue Lebensgefühl gefunden haben.
Man sollte in diesen ersten Wochen viel Zeit im Liegen verbringen, viel schlafen, mit dem Baby kuscheln, da dies die Rückbildung und Heilung sowie die Milchbildung und das Stillen fördert. Besuch sollte man nur wenig bekommen und wenn, dann sollte warmes Essen, Kuchen oder andere Köstlichkeiten der Familie im Wochenbett mitgebracht werden.

Hilfe von außen

Früher war es üblich dass die Mutter nach einer Geburt von der Großfamilie umsorgt wurde, um sich so gut erholen zu können und in den Alltag mit Baby zu finden. Vielen fehlt das heute, der Leistungsdruck und das schnelle Leben lassen einen glauben, sofort wieder schnell und gut funktionieren zu müssen. 
Auch fehlt es im Wochenbett an einer zusätzlichen Unterstützung neben der Hebammenbetreuung, welche die alltäglichen Bedürfnisse einer Mama nach der Geburt wahrnimmt und entlastend  für das Wohl der ganzen Familie wirkt. Denn auch der Vater und die Geschwister müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen. So ist es gut und wichtig zu wissen, dass man auf die Unterstützungsvariante Hebamme und zusätzlich Wochenbettpflegerin zurückgreifen kann, damit alle Bereiche optimal und umfassend abgedeckt werden.
Ein Stimmungstief, oft hervorgerufen durch Überforderung, Übermüdung und die noch neue ungewohnte Situation als Mama kann so deutlich gemildert oder vermieden werden. Denn je mehr Unterstützung desto besser.
Mutter und Baby bekommen genug Zeit und Ruhe, sich gut kennen zu lernen und entspannt in den eigenen Rhythmus zu kommen, das Mama-Sein kann gedeihen und wachsen. Die Beziehung und Bindung zwischen Mama, Baby, Papa und Geschwistern kann so entspannt aufgebaut und intensiviert werden.

Das Konzept „Wochenbettpflegerin“

In anderen Ländern ist es bereits üblich, dass Frauen zu Hause (nach der Entlassung aus dem Krankenhaus oder einer Hausgeburt) von einer Hebamme und einer Wochenbettpflegerin versorgt werden. In Österreich ist dieses Modell noch sehr neu, Mama und Baby werden sehr wohl gut von einer Hebamme versorgt, aber viele der alltäglichen Tätigkeiten macht die Mutter selbst, was sie aber nicht sollte, um sich gut regenerieren zu können. Die Väter können aufgrund der Arbeit ihre Frauen oft nur in den ersten ein bis zwei Wochen unterstützen, speziell in den Großstädten ist auch die Familie meist nicht gut verfügbar.
Eigene Erfahrungen nach der Geburt meiner Kinder und das Erleben des Bedarfs an Unterstützung inspirierten mich dazu, meine Wochenbettpflege Mama-Baby Care zu starten. Das Konzept ist darauf aufgebaut, die Frau in ihrer eigenen Intuition und Kompetenz  zu stärken, denn nur sie ist die Expertin für ihr eigenes Kind.
Die Mama-Baby Care Wochenbettpflege unterstützt Frauen/Familien nach der Geburt zu Hause, sei es mit Stillberatung/Ernährung des Babys, Tipps bei  Babypflege und entwicklungsbegleitendem Handling, Erkennen von medizinischen Auffälligkeiten und gegebenenfalls Weiterleitung an Hebamme oder Arzt/Kinderarzt, Softlaser-Anwendungen zum Beispiel bei wunden Brustwarzen, Entspannungsmöglichkeiten für Mama und Baby, bis hin zu Tätigkeiten, welche zur Fortführung des Haushalts dienen, je nach individuellem Bedürfnis. Damit sich die Familie auf das konzentrieren kann, was jetzt an erster Stelle stehen sollte: Vater, Mutter, Kind(er).
Teresa Svrcek-Seiler ist Diplomkrankenschwester, Still-und Laktationsberaterin IBCLC, 
Babymassage-Kursleiterin, Mama-Baby Care-Initiatorin 

Anna-Maria: Wochenbett nach der Geburt des zweiten Sohnes

„Nachdem ich das Wochenbett mit meinem ersten Kind so anstrengend und überfordernd erlebt habe, wollte ich nach der Geburt meines zweiten Sohnes besser versorgt sein. Zusätzlich zu der Begleitung durch meine Hebamme habe ich diesmal die Betreuung durch eine Wochenbettpflegerin genossen.
Die Besuche waren so wohltuend für uns alle. Egal, ob es Fragen rund ums Stillen waren, die Versorgung meiner beleidigten Brustwarzen mit einem Softlaser, ausführliche Gespräche, Unterstützung im Haushalt, ein warmes Essen, ich war stets einfühlsam und kompetent unterstützt. Es hat so gut getan, von vielen Seiten begleitet und versorgt zu werden, sodass ich das Wochenbett diesmal sehr positiv erleben konnte.“

Isabella: Wochenbett nach der Geburt ihres dritten Kindes

„Nach der Geburt unseres dritten Kindes wurden meine Familie und ich von vielen Seiten versorgt. Wir hatten eine Hausgeburt und da natürlich einerseits von meiner Hebamme. Mein Mann hatte gut zwei Wochen frei und meine Schwiegermama versorgte uns auch mit Essen. Dies hätte aber nie und nimmer gereicht – meine Brust musste sich zum dritten Mal wieder ganz neu ans Stillen gewöhnen, und der Alltag mit drei Kindern war ganz neu zu organisieren. Da tat es gut, dass jemand meinem Mann ein paar Handgriffe abgenommen hat, sich zum tausendsten Mal meine Geburtserzählungen anhören wollte und mir eine gute Jause direkt ans Bett brachte. Der Soft-Laser half mir sehr, sodass sich meine viel beanspruchten Brustwarzen schnell erholen konnten, abgesehen von den vielen liebevollen Tipps zum Stillen und Handling mit dem Baby. Als ich trotz besseren Wissens ein bisschen zu viel auf den Beinen war, schlug prompt eine Brustentzündung zu. Und so einfach das nun klingen mag: Die größte Erleichterung waren fix und fertige Topfen-Wickel im Kühlschrank, die mir meine Wochenbettpflegerin vorbereitet hatte. Wie sonst soll man sich das direkt nach dem Stillen gönnen, wenn man ein Neugeborenes im Arm, eine schmerzende Brust und 39 Grad Fieber hat? Für mich ist so eine zusätzliche Unterstützung ein unverzichtbarer Bestandteil im Wochenbett, etwas, das schon viel zu lange hierzulande fehlt. Ich hatte im Übrigen in diesem Wochenbett (im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen) gerade mal einen kurzen Anflug von Baby-Blues. Das führe ich unter anderem darauf zurück, dass ich diesmal nicht in eine Überforderung und Überlastung gekommen bin. Und das hat mir auch hinsichtlich der Bindung zu meinem Baby sehr gut getan und sich klarerweise auch positiv auf das Miteinander mit meinem Mann und den größeren Kindern ausgewirkt, ganz nach dem Motto: Geht es der Mama gut, geht es den Kindern gut.“
Fotos: HannamariahDubova – shutterstock
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