Streifzug durch den Finanzdschungel

 

Träume und Wünsche lassen sich leicht erfüllen, wenn man auf ein prall gefülltes Portemonnaie zurückgreifen kann. Doch wer hat das schon, wenn nicht die Eltern kräftig mitsponsern oder die Tante aus Amerika ein unerwartetes Erbe hinterlässt. Trotzdem muss der Traum nicht unerfüllt bleiben.

Die Finanzierung des Wohntraumes … mit etwas Unterstützung durch professionelle Beratung und mit einer gesunden, schonungslosen Auflistung der monatlichen Kosten wird sie zum greifbaren Projekt. Das Schöne daran: Während man seinen Obolus leistet, kann man das Objekt der Begierde schon fleißig nutzen und genießen … Damit es sich trotz geborgten Geldes auch noch ruhig schlafen lässt, seien das Was, das Wo, das Warum und das Wie gut abgewogen. Schließlich will man sich ja wirklich nur bis zur Decke strecken und nicht über das Geländer der Dachterrasse hinauslehnen, wo der Abgrund lauert. Da heißt es realistisch bleiben, damit der Traum nicht eines Tages platzt.

Keine Milchmädchenrechnung

Zuallererst sollte man natürlich wissen, welche Summe es zur Wohnraumfinanzierung überhaupt braucht. Kaufpreis, Nebenkosten wie Maklergebühren und Vertragserrichtung (in der Regel in Summe um die zehn Prozent) sowie eventuell noch zu tätigende Investitionen müssen miteinkalkuliert werden. Mit dieser Summe kann man dann wirklich arbeiten. Im nächsten Schritt kommt die Leerung der Staatskasse: Wie viel Geld hat man selbst für die Investition?

Grundsätzlich gilt natürlich: „Je mehr, desto besser“. So man eine Finanzierung durch Dritte erwägt, empfehlen Experten, dass mindestens ein Drittel der benötigten Summe aus der eigenen Tasche kommen sollte. Bei solchen Voraussetzungen macht es dann definitiv Sinn, über den Restbetrag zu reden. Egal, wie schnell es gehen muss: In jedem Fall sollte man sich bei der Wahl der Kreditart ausreichend Zeit nehmen und nichts überstürzt entscheiden.

Zu hoch ist das Risiko, dass man es nachher bereut. Wie schnell sich das internationale Zinsniveau ändern kann, hat das Jahr 2007 anschaulich demonstriert: Explodierende Zinsen, provozierte Ölknappheit, amerikanische Immobilienkrise, starker Euro bei schwächelndem Export, das Leitzins-Jo-Jo bei der Notenbank – das alles hat Anleger und Kreditnehmer ganz schön schwitzen lassen. Die gute Nachricht: Die verschiedenen Arten, sich Geld zu borgen, lassen sich im Grunde durchaus überschauen, handelt es sich doch um Möglichkeiten, die jedermann einigermaßen geläufig sind. Regel Nummer Eins ist und bleibt der Vergleich zwischen den einzelnen Produkten. Nur so findet man auch tatsächlich das auf die persönliche Situation zugeschnittene und vor allem leicht zu finanzierende Modell.

Auf Tradition ist Verlass

Das Bauspardarlehen ist beim herrschenden Rekordzinsentief eine der attraktivsten Möglichkeiten für die Finanzierung von Errichtung oder Erwerb eines Eigenheimes. Neben verführerischen Zinsangeboten bleibt der Bausparkreditnehmer flexibel, für welchen Zweck er das Darlehen einsetzen möchte. Basis für ein Bauspardarlehen ist ein laufender Bausparvertrag – laut Umfragen immer noch die beliebteste Anlageform des Landes. Er gilt als absolut krisensicher und lockt mit einer hohen Rendite. Bei dieser Kreditform wird nach dem „30 zu 70“-Prinzip verhandelt, das bedeutet: Ein Drittel Eigenkapital muss vorhanden sein, die restlichen zwei Drittel werden nach Begutachtung des Bauvorhabens finanziert.

Die Absicherung des Darlehens erfolgt über eine Lebensversicherung des Darlehensnehmers, deren Summe in etwa die Hälfte der angestrebten Darlehenshöhe betragen sollte, bzw. auch über eine Eintragung in das Grundbuch bis zur vollständigen Tilgung der Schuld. Generell versteht sich das Bauspardarlehen als Tilgungsdarlehen, bei dem der geliehene Betrag am Ende der Laufzeit durch die einbezahlte Summe getilgt wird. Man profitiert hier von den dynamischvariablen Zinsen, die zwischen mindestens drei und maximal sechs Prozent schwanken können.

Es wird linear Vermögen aufgebaut, am Schluss steigt man mit einer schwarzen Null aus. Im Falle einer möglichen Wartezeit bis zur endgültigen Bereitstellung der Darlehenssumme, wie sie durch starke Nachfrage entstehen kann, wird ein Zwischenkredit angeboten. Verwenden kann man dieses Darlehen zu Errichtung, Umbau und Sanierung von Eigenheimen, zum Erwerb eines Grundstückes oder auch zur finanziellen Ablöse von Erbteilsforderungen. Die Höchstdarlehenssumme pro Person ist bei Eintragung in das Grundbuch mit 150.000 EUR festgelegt.

Das Geld der anderen

Der weit verbreitete, klassische Fremdwährungskredit wird nicht in Euro ausgezahlt, sondern in einer anderen Währung. Diese Finanzierungsform belegt Platz Zwei auf der Beliebtheitsskala. Überwiesen wird das Geld sofort nach Abschluss des Vertrages, das bedeutet: Ist der Kredit genehmigt, kann man gleich, ohne jegliche Wartezeiten, über das Geld verfügen. Der Kreditkunde ist hierbei noch ungebundener, denn es ist einerlei, ob er sich nun tatsächlich den Dachboden ausbaut oder doch drei Motorräder kauft. Bei der unumgänglichen Bonitätsprüfung des Antragstellers wird verifiziert, ob sich der künftige Kreditnehmer das Darlehen auch in einer hochpreisigeren Eurovariante leisten kann.

Der Sicherheitszuschlag beläuft sich auf rund 35 Prozent, die zusätzlich verrechnet werden. Der unbestrittene Vorteil dieser Kreditvariante liegt darin, dass man das niedrigere Zinsniveau einer fremden Währung – in der Regel wird mit Schweizer Franken, japanischen Yen oder amerikanischen Dollar gearbeitet – zu seinen Gunsten ausnützen kann. Derzeit steht der Schweizer Franken hoch im Kurs, er bildet die Grundlage für die meisten in Österreich abgeschlossenen Fremdwährungskredite. Mit einem Kredit in fremder Währung gehen jedoch auch zusätzliche Risiken einher, die man keinesfalls außer Acht lassen sollte. Der Kreditnehmer liefert sich mit der Inanspruchnahme des Kredits dem schwankenden Wechselkurs aus und riskiert bei einer aufgewerteten Auslandswährung, dass der Betrag, der zur Tilgung aussteht, steigt.

Darüber hinaus besteht das Risiko, dass auch der Tilgungsträger für endfällige Kredite – Kapitalanlage oder Sparprodukt – einer Schwankung unterliegt. Unbedingt zu bedenken gilt es weiters das persönliche Ausfallsrisiko: Der Kreditgeber verlangt obligatorisch eine Absicherung dagegen – und das impliziert natürlich auch zusätzliche Kosten. Der Traum vom schnellen Geld kostet eben. Von Experten wird geraten, sich bei der Tilgung dieses Kredits nicht auf einen Tilgungsträger zu verlassen, sondern gut zu mixen. Bezahlt werden während der Laufzeit die anfallenden Zinsen, der Rest der Rate wird angespart und am Ende der vereinbarten Laufzeit mit dem geborgten Kapital gegengerechnet. Im Idealfall bleibt am Schluss sogar noch etwas für den Kreditnehmer übrig.

Das schnelle Geld

Wenn es doch eher rasch gehen soll, bieten sich drei Möglichkeiten an, die das Procedere relativ einfach machen. Zum einen gibt es das Sofortdarlehen mit Eintragung ins Grundbuch, das zwar kein Währungsrisiko in sich birgt, jedoch nach den ersten 18 Monaten auch mit variablen Zinsen arbeitet. In der Höhe ist es mit dem Bauspardarlehen vergleichbar, nur völlig unabhängig davon, ob man über einen Bausparvertrag verfügt oder nicht.

Zum anderen steht für kleinere Beträge bis 22.000 Euro das Sofortdarlehen ohne grundbücherliche Eintragung zur Wahl. Bei einer maximalen Verzinsung von sechs Prozent und ohne Fremdwährungsrisiken muss man hier auch keine Kreditgebühren zahlen. Eine vorteilhafte Lösung stellt das Stufendarlehen dar, bei dem die Rückzahlrate zu Beginn kleiner ist und mit fortschreitender Laufzeit ansteigt. Diese Variante empfiehlt sich für all jene, die noch Geld für die Einrichtung benötigen und deshalb nicht mit der vollen Rückzahlung beginnen wollen.

Am unkompliziertesten scheint aber wohl die Form des Privatkredites, für den man lediglich einen Ausweis und den Meldezettel vorlegen muss – neben der obligatorischen Haushaltsrechnung und einer Selbstauskunft. Auch hier geht es darum, die besten Zinssätze zu verhandeln und mehrere Angebote einzuholen, um sich den optimalen Überblick zu verschaffen. All das und selbstverständlich noch viel mehr gibt reichlich Stoff, um über eine wohnliche Zukunft nachzudenken. Doch bei allen Verlockungen darf man eines nicht vergessen: Das Leben steckt voller Kleinigkeiten, und es findet hier und jetzt statt. Das hat Vorrang und darf auf keinen Fall vergessen werden … Schließlich soll der schönste Wohntraum am Ende ja auch der beste Lebenstraum sein!

Tipps zur Vorbereitung:

Rechnen Sie das monatliche Familiennettoeinkommen aus. Es wird empfohlen, dass die Rückzahlungsraten nicht mehr als 40 Prozent davon ausmachen sollten.

Ein Drittel auf der hohen Kante, der Rest aus einer Finanzierung – mit weniger oder gar keinem Startkapital lieber Finger weg von Fremdfinanzierungen

Überlegen Sie den Zeitraum der Rückzahlung: Er kann bis zu 30 Jahren betragen. Man kann zwar nicht hellsehen, sollte sich aber über eventuelle gravierende Veränderungen, die etwa zum periodischen Verdienstausfall führen können, im Klaren sein und diese miteinbeziehen.

Die Rückzahlungsraten sind niedriger, je länger die Laufzeit des Kredites geht. Nicht immer ist die kürzeste Laufzeit gleichzeitig die sinnvollste, auch wenn man unter dem Strich dann vielleicht mehr zurückzahlt.

Nehmen Sie sich Zeit und holen Sie so viele Angebote wie möglich ein. Ein kritischer Vergleich der einzelnen Produkte kann sich auszahlen.

Dipl. Ing. Barbara Jahn-Rösel

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