Schwangerschaftsstreifen – was nun

Eine Schwangerschaft ist für jede Frau ein ganz besonderes seelisches und körperliches Erlebnis. Der Bauch rundet sich sanft, neues Leben beginnt sich zu regen, Wohlbefinden und Gesundheit des Ungeborenen sind jetzt die wichtigsten Dinge für die werdende Mutter.

Und trotzdem: Wenn wir die Dinge beim Namen nennen – wir wollen auch Frau bleiben: attraktiv, begehrenswert und schön. Es ist also ganz natürlich, sich auch Sorgen um das eigene Aussehen zu machen.

Das hat nichts mit Egoismus oder Rabenmutter zu tun. Aber “Mutter werden” heißt nicht gleichzeitig “sich selbst verleugnen”! Je wohler man sich fühlt, desto ausgeglichener und zufriedener ist man schließlich. Das spürt auch das Ungeborene und das registriert selbstverständlich auch unsere Umwelt.

Begleiter jeder Schwangerschaft

„Das Wichtigste ist doch, dass es Ihrem Baby gut geht.” “Ihr Mann wird Sie auch mit Schwangerschaftsstreifen lieben.” „Bei rund 90% der Frauen reißt die Haut im letzten Schwangerschaftsdrittel. Das ist einfach so, damit sind Sie also nicht alleine.”
Drei von vielen (leider typischen) Antworten von Ärzten oder Hebammen auf die Frage, wie sich denn die gefürchteten “striae gravidarum” (Schwangerschaftsstreifen) vermeiden lassen.

Der Wiener Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Josef Scholler, bringt es auf den Punkt: “Natürlich empfehle ich meinen Patientinnen, die Haut zweimal täglich mit Weizenkeimöl zu massieren, möglichst schon ab dem vierten Monat. Gibt es dann keine Striae, ist man überzeugt von der Wirkung des Öls. Treten sie aber doch auf, und das lässt sich leider nicht ausschließen, sind die Frauen enttäuscht. Deshalb sage ich immer dazu, dass man mit Schwangerschaftsstreifen einfach rechnen muss. Alles andere wäre nicht ehrlich.”

Eine wesentliche Rolle spielt selbstverständlich die Veranlagung: “Wenn die Frauen in der Familie nie Probleme mit ihrer Haut hatten, ist auch die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass es zu Dehnungsrissen kommt. Ist man aber durch Großmutter und Mutter vorbelastet, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Striae-Neigung entsprechend,” so Dr. Scholler.

Unabwendbares Schicksal

Wie kommt es überhaupt zu dieser ungewollten Nebenerscheinung? „Neben Gewichtszunahme und der Spannung der Haut ist das Hormon Gestagen dafür verantwortlich,” so der deutsche Dermatologe Dr. Tilman Steinberger. “Das Gestagen vermindert die Widerstandsfähigkeit der elastischen Fasern der Lederhaut, die direkt unter der obersten Hautschicht liegt.
Das hat seinen biologischen Grund: So kann die Haut an Busen und Bauch nachgeben – tut sie dies allerdings zu stark, entstehen Risse.

Dies lässt sich leider kaum vermeiden, allerdings kann man sehr wohl etwas zur Schadensbegrenzung tun: Zum Beispiel nicht in die Sonne gehen, da die UVA-Strahlen die elastischen Fasern der Haut (die bei einer Schwangeren ja angespannt und dadurch bis zu fünfmal dünner und durchlässiger als normale Haut ist) zerstören. Oder den Körper mit einem speziellen Schwangerschaftsmieder unterstützen!

Das milde Einbürsten oder Einmassieren von Pflegeprodukten, wobei Zupfmassagen (dadurch wird das Bindegewebe sanft gelockert) besonders zu empfehlen sind, kann ebenfalls gut tun. Je mehr man sich dabei Zeit lässt, je gründlicher man dabei also vorgeht, desto besser. Es scheint, als würden nicht so sehr die Cremes oder Öle helfen, sondern die durchblutungsfördernden Streicheleinheiten für die Haut. Auch Wechselduschen regen die Durchblutung an!”

Was andere tun

Solche Auskünfte lassen uns doch wieder hoffen. Dass der Hautpflege während der Schwangerschaft besondere Bedeutung zukommt, darin sind sich jedenfalls alle von uns befragten Mütter einig. Und jede hat ihre speziellen Tipps parat. Die Haut so elastisch wie möglich halten, das ist auf jeden Fall ein springender Punkt.
Schließlich weiß man spätestens nach dem ersten Baby, dass sich während einer Schwangerschaft nicht nur die Körperfunktionen verändern, sondern auch der Hautstoffwechsel anders ist als sonst. Man sieht es und man spürt es täglich. Das lässt sich vor allem mit der Umstellung der Hormonsituation erklären.

Der Haut wird also nicht nur Feuchtigkeit entzogen, das elastische Bindegewebe wird auch stark beansprucht. Fast alle Frauen stellen während einer Schwangerschaft fest, dass sich die Hautstruktur besonders an den stark strapazierten Zonen am Bauch, am Po und an den Oberschenkeln allmählich verändert. Infolge sehr starker Gewebedehnung – häufig in Verbindung mit einer Bindegewebsschwäche – können an diesen Stellen die gefürchteten Schwangerschaftsstreifen entstehen.

So weit muss es aber nicht unbedingt kommen! Neben viel Bewegung und Gymnastik kann besonders die regelmäßige Massage mit einem guten Pflegeprodukt die Durchblutung der oberen Hautschichten fördern und der Streifenbildung vorbeugen. Die Vitamine A und E können die Zellrege-neration beschleunigen und verbessern den Stoffwechsel der Haut.

Für intensive regenerative Hautpflege schwören einige zum Beispiel auf Stutenmilch-Striae-Lotion, die speziell auf die biologischen Bedürfnisse der Problemzonen Bauch, Hüfte und Brust während und nach einer Schwangerschaft abgestimmt sein soll. Ein spezieller Tipp ist auch das “Anti Stripe Öl” der Firma “medesign” aus München, intensive und regelmäßige Anwendung vorausgesetzt. Ein echter Klassiker ist “Stria Fissan”, mit dem sich auch die Autorin dieser Zeilen vor vielen Jahren (und mittels Zupfmassage – erfolgreich übrigens!) geholfen hat.

Ähnlichen Bekanntheitsgrad genießt auch “frei öl“” (gibt’s nur in der Apotheke), das praktischerweise universell eingesetzt werden kann, nicht nur im Einsatz gegen unschöne Dehnungsstreifen. Was auch immer verwendet wird: Großflächig einen dünnen Film auftragen und sich für die Massage so viel Zeit wie möglich nehmen!

Und wer bekommt sie nun wirklich

Amerikanische Wissenschafter wollen herausgefunden haben, dass auch Zinkmangel (in der Phase des raschen, sichtbaren Wachstums des Babys im Mutterleib) zu erhöhter Striae-Neigung führen kann.
Apropos, Amerika: Ann Linden aus den USA, studierte Anthropologin (Universität Yale) sowie ausgebildete Schwester und Hebamme, weiß aus ihrer langjährigen Berufserfahrung mit hunderten Schwangeren, dass es keine feststehenden Regeln gibt, wer Striae bekommt und wer nicht. Schlanke sind davon genauso wenig ausgenommen wie Mollige, allerdings scheinen gut trainierte Frauen, die fit und sportlich sind, weniger betroffen zu sein. Ihrer Erfahrung nach bekommen zumindest 50% der Schwangeren die Streifen.

Abhängig von der eigenen Hautfarbe sehen Striae unterschiedlich aus: Sie sind bei hellhäutigen Frauen eher rosa, rötlichbraun oder sogar dunkelbraun, bei Dunkelhäutigeren allerdings heller als die normale Haut. Die gute Nachricht: Nach der Schwangerschaft geht die Pigmentierung deutlich zurück und die Striae sehen nach einiger Zeit nur mehr aus wie matt glänzende Linien eines leicht vernarbten Gewebes.

Auch das „Nachher“ entscheidet

Nachdem das Vorbeugen eine unsichere Sache ist, führt der Weg ganz automatisch zum sinnvollen Nachher. In den USA machen im Augenblick zwei Anwendungen von sich reden:
“Retin-A-Creme”, die laut Tests die Länge der Striae um 14% gekürzt und die Breite um 8% vermindert haben soll. Sie muss allerdings sehr bald nach der Geburt des Kindes aufgetragen werden, solange noch eine Pigmentierung der Streifen vorhanden ist. Keinesfalls darf sie aber während der Schwangerschaft verwendet werden! Leider gibt es noch keinerlei Untersuchungen der Wirkung und Nebenwirkungen einer Verwendung während des Stillens.

Die Laserbehandlung bestehender Dehnungsstreifen. Eine Studie des Laser Centers der Eastern Virginia Medical School zeigt durchwegs positive Ergebnisse. Der Laser wird nach der Schwangerschaft und Stillzeit nur mit “Low power mode”, also mit halber Kraft, eingesetzt. Die Hautzellen werden stimuliert und beginnen sich wieder zu teilen. Die Haut der behandelten Zone wird dicker, bis sie fast wieder der normalen Haut ähnelt. Der Eingriff sollte nur von einem Facharzt nach entsprechender vorheriger Beratung durchgeführt werden. Die Laserbehandlung selbst ist für die Patientin vom Gefühl her wie ein Gummiringerl, das gegen die Haut schnalzt. Durchaus erträglich also, es ist daher auch keine Anästhesie notwendig. Die einzige spürbare Folge ist ein Hautkribbeln, das nach ein bis zwei Tagen verschwindet. Die Haut kann auch bis zu 24 Stunden leicht gerötet sein. Der sichtbare Erfolg der Aktion tritt dann zwei bis drei Monate nach der Behandlung ein. Schließlich kann es ja ein langsamer Prozess sein, die Haut muss erst wieder nachzuwachsen beginnen.

Problemchen oder Problem

  • Keinesfalls sollte man allerdings vergessen, dass Streifen in keiner Weise gesundheitsschädlich sind und an Auffälligkeit sehr verlieren, wenn einmal die Pigmentierung verschwindet bzw. verblasst. 
  • rapide Gewichtszunahme das Entstehen begünstigt. Vom “Essen für zwei” ist also dringend abzuraten!
  • der (gute) Ernährungsstatus eine Rolle spielt: gut durchfeuchtete und gesunde Haut (viel trinken!) kann sich leichter und problemloser dehnen.
  • ethnische Voraussetzungen eine Rolle spielen: Schwarze Frauen neigen deutlich weniger zu Striae.

Das Wichtigste ist mit Sicherheit die Freude auf das Baby. Schwangerschaft ist keine Krankheit, sondern das perfekte Zusammenspiel von Leib und Seele. Die richtige Einstellung zum eigenen Körper, das neue Lebensgefühl und positives Denken in jeder Hinsicht machen ungeahnte Kräfte in uns frei, die uns helfen, Schwangerschaft und Geburt – innerlich und äußerlich – harmonisch zu erleben.

Was sagt das Lexikon

Striae: Streifen (Mz. von Stria).
Striae cutis (atrophicae), s. distensae Fgb. (derm): Parallele, anfangs etwas erhabene, bläulich bis braunrote Streifenbildungen der Haut, die unter Atrophie (=Schwund von Organen) und Pigmentverlust abheilen. Treten physiologisch z.B. in der 2. Schwangerschaftshälfte auf (= Striae gravidarum); krankhaft bei Fettsucht.

 

Text: Jürgen Steiner
Foto: Adrian Petrean/Shutterstock.com

Fratzi-Tipp: EXKLUSIVE RABATTE auf Baby-Produkte und mehr …

Related Stories
Search Posts