Wer hat den billigsten Strom (2)

Bis zu 1.350 € lassen sich für einen vier Personen Haushalt einsparen. Ein aktueller Preis-Check am E-Control Tarifkalkulator ergibt Preisunterschiede von mehr als 150%.

23.03.2024. Beginnen wir unsere Story mit einem kleinen Rückblick:  Erinnern sie sich noch? Im April 2023 haben wir gefragt: „Wer hat den billigsten Strom in Österreich?

Die Einleitung damals: „Chaos am österreichischen Strommarkt: Die EVN kündigt tausende Kunden, der Verbund findet sich vor Gericht wieder und die Preise schnalzen nach oben. Zeit sich einen neuen Anbieter zu suchen, …“ schrieben wir vor nicht ganz einem Jahr. (Den Artikel finden Sie hier: https://www.fratz.at/leben/wer-hat-den-billigsten-strom-in-oesterreich)

Kurz zuvor (22.2.2023) wurde dem Verbund vom Handelsgericht Wien beschieden, dass eine Preisänderungsklausel von 2022 unzulässig war, eine Entscheidung die vom OLG Wien mittlerweile im Oktober 2023  bestätigt wurde (https://verbraucherrecht.at/5222). Die EVN wiederum kämpft aktuell gegen ein Urteil des Landesgerichts Wiener Neustadt vom 22.03.2024, wonach zwei Preisänderungsklauseln in ihren AGB unzulässig waren (siehe hier: https://verbraucherrecht.at/lg-wiener-neustadt-zwei-preisaenderungsklauseln-evn-agb-unzulaessig/67637).

 

Juristen kreuzen die Säbel …

Während die Juristen des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) mit einigen Strom-Konzernen vor Gericht ihre Säbel kreuzen und die Prozesse durch die Instanzen treiben, ist hinter den Kulissen der Markt gewaltig in Bewegung geraten. Das zeigt  schon ein kurzer Blick auf den Österreichischen Strompreisindex (Anmerkung 1), der von einigen Anbietern in ihren Verträgen als Grundlage für Preisanpassungen herangezogen wird. „Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) fällt im April 2024 gegenüber dem Vormonat um 6,4 %. Im Vergleich zum April des Vorjahres 2023 liegt der ÖSPI um 65,1 % niedriger“, heißt es auf der Seite Austrian Energy Agency. Ein gutes Bild wie dramatisch sich die Strom-Großhandelspreise, die im ÖSPI abgebildet, werden zuletzt entwickelt haben sehen Sie in der Grafik.

 

… wir rechnen nach

Weil der ÖSPI nach einem steilen Anstieg nun eine gleichermaßen steile Talfahrt hinter sich hat wollten wir es genauer wissen und haben den Tarifkalkulator der E-Control befragt. Dieser ist mit Sicherheit der umfassendste Tarifvergleich für die Strompreise in Österreich, weil alle Strom- und Gaslieferanten in Österreich gesetzlich verpflichtet sind, ihre Produkte und Preise in die Tarifkalkulator-Datenbank der E-Control einzupflegen.

Der Test wurde am 23.03.2024 (zwischen 13.00 und 16.00 Uhr) durchgeführt und förderte durchaus Erstaunliches zu Tage. Für einen fiktiven 4 Personen-Haushalt in 4020 Linz liegt der Preisunterschied zwischen dem günstigsten und teuersten Anbieter bei stolzen 1356,93 €. In Prozent ausgedrückt kostet ein Jahresverbrauch von 4725 kWh Strom beim teuersten Anbieter um fast 158% mehr als beim günstigsten Anbieter go green energy mit seinem Floater-Tarif (Anm. 2) dem „stromflex (Online)“.  Insgesamt flossen 80 Tarife in den Vergleich ein. Im Folgenden finden Sie einen Auszug aus diesem Test. Die Verbund AG wurde unter anderem deshalb miteinbezogen, weil sie Österreichs größter Stromproduzent ist und mehrheitlich im Besitz der Republik steht (51%, weitere 25 % gehören einem Syndikat aus EVN und den Wiener Stadtwerken). Um eine möglichst breite, unverfälschte Übersicht zu erhalten wurden in den Test keine Spezialvarianten wie einmalige Wechselrabatte miteinbezogen.

Platz Anbieter Tarif Gesamtpreis/Jahr (inkl. USt.) in € Grundpauschale pro Jahr in € Arbeitspreis/kWh (netto) Stromkostenbremse*

(Bund)

1. gogreenenergy strom flex 859,77 30,00 8,36 Cent 0 €
2. gogreenenergy strom flex (Online) 871,72 30,00 8,36 Cent 0 €
3. oekostrom AG oeko Flow 1.0 879,66 30,00 8,50 Cent 0 €
6. Energie Steiermark Kunden GmbH SteirerStrom Flex 892,93 42,00 8,48 Cent 0 €
48. Verbund Verbund-Strom Direkt-Treue 07/23 1.437,00 46,68 19,70 Cent 194,98 €
80. E.ON Energie Österreich E.ON Öko Strom Pur 2.216,70 48,00 31,70 Cent 382,19 €

Steirer mischen den Strom-Markt auf – zum Vorteil der Kund*innen

Weil go green energy mit verschiedenen Tarifen in den Top-5-Angeboten gleich viermal vertreten war, haben wir einen Blick hinter die Kulissen gewagt und uns gefragt, wer hinter dem aktuell günstigsten Strom-Anbieter in Österreich steht. Die Antwort haben wir auf der Internet-Seit des Unternehmens gefunden. Die go green energy GmbH & Co KG steht seit 01.01.2022 im Besitz die Energie Steiermark. Auf gut deutsch heißt das, dass die Energie Steiermark derzeit mit verschiedenen Töchtern und Marken den österreichischen Strommarkt aufmischt wie kein anderer Stromversorger  – wohlgemerkt zum Vorteil der Kund*innen.

Zum Abschluss noch eine kurze Erklärung zur Tabelle: Die mit „*“ gekennzeichnete Stromkostenbremse der Regierung müsste man vom Jahresgesamtpreis des jeweiligen Tarifes noch abziehen. „Die von der Regierung übernommenen Kosten beziehen sich auf den reinen Energiepreis nach Abzug aller Rabatte. Kosten werden   bis 2.900 kWh und bis zu 40 Cent/kWh (bis zum 30.06.2024) bzw. bis zu 25 Cent/kWh (ab dem 01.07.2024) übernommen. Abgaben und USt. werden jedoch auf den ursprünglichen Betrag berechnet“, heißt es in den Formularen der E-Control.

So absurd es klingen mag, aber von der Strompreisbremse profitieren nach dem derzeitigen Stand vor allem die Kund*innen der teuren Anbieter (siehe Tabelle oben).

Conclusio: Auch wenn Strompreisvergleiche mitunter etwas mühsam erscheinen – im Moment zahlen sie sich auf alle Fälle aus, denn prinzipiell kann man den Anbieter sehr rasch wechseln.

Hier noch zum Nachvollziehen die Einstellungen,  die wir für unseren Test am Tarifkalkulator der E-Control vorgenommen:

Einstellung im Tarifkalkulator links

Quelle: E-Control Tarifkalkulator

Einstellung oben:

Quelle: Tarifkalkulator der E-Control

 

Probieren Sie es selbst – es zahlt sich aus.

Anmerkungen

1: Österreichischer Strompreisindex (ÖSPI)
Der ÖSPI erfasst nur das Produkt Strom (Strom-Großhandelspreise) und berücksichtigt keine Netzgebühren, Steuern oder Abgaben. Bei Endkonsument*innen teilt sich der Gesamtpreis für Strom auf die Energiekomponente, auf Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben auf. Der ÖSPI wird nach einer standardisierten Methode auf Basis der Notierungen an der Energie-Börse EEX (European Energy Exchange) in Leipzig berechnet. Grundlage des ÖSPI sind die durchschnittlichen Marktpreise der vergangenen 9 Handelsmonate für Strompreis-Futures der kommenden vier Quartale. Sie sind gleichzeitig ein Indikator für die zu erwartende Entwicklung des Strompreises.
Mehr dazu hier: https://www.energyagency.at/fakten/strompreisindex

 

2: Floater-Tarife

Sogenannte Floater richten sich im Unterschied zu Fixpreisangeboten nach der Preis-Entwicklung am Markt. Die in der Tabelle abgebildeten Jahrespreise können deshalb höher aber auch geringer ausfallen. Für Konsumenten ist der Vergleich der Arbeitspreise in Cent je kWh das wichtigste Kriterium. Denn dieser schlägt sich unmittelbar auf die Stromrechnung durch und beeinflusst auch die Steuern wie USt., etc.. Die Netzgebühren sind in den Regionen einheitlich geregelt. Egal von welchem Anbieter Sie Ihren Strom beziehen die Netzgebühr bleibt die Gleiche. Im obigen Test waren dies z.B. in Linz 296,70 €. Mehr dazu finden Sie hier: https://www.e-control.at/tarifkalkulator#/

 

Förderungen für Sanierung

Übrigens: Die Förderungen für die thermische Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Reihenhäusern wurden heuer – um Energie zu sparen – verdreifacht.Tipps dazu finden Sie hier auf der Seite unsers Partners: https://www.gruener.tax/aktuelles/foerderungen-fuers-energiesparen/

Der Artikel wurde von der Redaktion erstellt und unterliegt deren Verantwortung.

Die Arbeit, die Recherche und das Erscheinen des Artikels wird von der Grüner Wirtschaftstreuhand Steuerberatungs GmbH in Neulengbach unterstützt. Wenn Sie mehr zum Unternehmen erfahren wollen klicken Sie einfach unten auf das Logo.

 

PERSÖNLICH • VERLÄSSLICH • UNKONVENTIONELL

 

 

 

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Nachgeforscht

„Wer hat den billigsten Strom in Österreich?“ – diese Story auf fratz.at vom April 2023 zählt zu den meistgelesenen Geschichten auf unserem Portal. Damals haben wir versucht an Hand verschiedener Vergleichsportale – kommerzieller wie offizieller – nachzuvollziehen wer das beste Ergebnis liefert. Noch heute findet sich diese investigative Geschichte auf der ersten Seite der Google-Suche – gleich hinter den bezahlten Sucheinträgen.

Der Test damals: Wir wollten den  günstigsten Tarif  für einen Haushalt in NÖ finden mit einem – zugegeben hohen – Stromverbrauch von 16.000 kWh (Wärmepumpe und E-Auto). Das beste Ergebnis lieferte der E-Control-Tarifkalkulator mit  € 3.843,82 (exkl. Strompreisbremse, exkl. Wechselbonus). Nicht ganz ein Jahr später haben wir den Test noch einmal durchgeführt. Das Ergebnis: 2.981,14 € verlangt der aktuell günstigste Anbeiter (Floater) – ein Preisverfall  von mehr als 22% – in nicht einmal einem Jahr. Und das bei einer Inflationsrate von 7,8% im Jahr 2023.

Nachforschen – bzw. nachrechnen zahlt sich aus!

Übrigens: Unsere investigative Recherche wurde damals wie heute von unserem Partner der Grüner Wirtschaftstreuhand Steuerberatung GmbH unterstützt. Ohne Einfluss  auf den Inhalt zu nehmen. Mehr zur Grüner Wirtschaftstreuhand Steuerberatung GmbH finden Sie hier: https://www.gruener.tax/