Wenn das Geld nicht mehr reicht: Was tun bei Überschuldung

Die galoppierende Inflation macht immer mehr Familien zu schaffen. Selbst der Mittelstand ist nicht mehr vor eine Überschuldung gefeit. 12 Tipps – was sie tun können, wenn das Geld nicht mehr reicht.

Und jetzt auch noch die Mieten: Um 8,6% werden – inflationsbedingt – die Richtwertmieten steigen. Die Mietpreiserhöhungen werden die Inflation, die im Februar in Österreich ohnehin höher ist als im Durchschnitt der EU-Länder (mehr dazu siehe unten), weiter antreiben. So wie es auch die steigenden Energiepreise, die sich in vielen Haushalten erst heuer so richtig niederschlagen, tun.

 

Schuldnerberatung: 10% mehr Erstkontakte

Angesichts dieser Entwicklungen warnen die Schuldnerberatungen in Österreich vor einem starken Anstieg bei der Anzahl der überschuldeten Personen. So meldete etwa die ASB Schuldnerberatung, eine staatlich anerkannt Schuldnerberatung, Ende Februar einen Anstieg bei den Erstkontakten von 10%. Wobei das Problem der Schulden für viele Menschen näher gerückt ist und nun in der Mitte angekommen sei, wie es heißt. Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatung erklärte etwa: „Menschen, die bisher ihr Auslangen gefunden haben, indem sie sparsam gelebt haben, kommen nun an ihre Grenzen.“

 

Arbeitslosigkeit und Einkommensverlust als Hauptgrund für Überschuldung

Gründe für Überschuldung: Fast ein Drittel wegen Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensverlust

Quelle: asb Schuldenreport 2022 / Grafik: asb, Michael Pammesberger

Die Gründe für eine Überschuldung sind vielfältig und sie haben sich im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte verändert. Laut dem Schuldenreport 2006 war der häufigste Grund für eine Überschuldung im Jahr 2005 die Selbstständigkeit (24%), auf Platz zwei folgte Arbeitslosigkeit bzw. eine Einkommensverschlechterung (z.B. durch Kurzarbeit, etc.) mit 20%. 18% gerieten damals wegen ihres Umganges mit Geld in die Überschuldung.

2021 hat sich das Bild gedreht. Für nahezu ein Drittel der überschuldeten Personen war Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensverschlechterung der Grund für eine Überschuldung (32,6%). Der mangelhafte Umgang mit Geld sorgte bei 21,9% der ASB-Klienten dafür, dass sie in Schuldenfalle tappten. (Interessantes Detail: Laut dem Schuldenreport 2022 gerieten immerhin 9,7% durch Covid in die Überschuldung – siehe dazu Grafik links).

Soweit zu den Statistiken. Bleibt die Frage was man tun kann, wenn das Geld nicht mehr reicht?

 

12 Tipps gegen die Überschuldung*:

  • Verschaffen Sie sich einen ehrlichen Überblick über Einnahmen und Ausgaben. Zum Beispiel durch ein Haushaltsbuch, etwa mit einem Haushaltsbuch. Detaillierte Vorlagen für ein Haushaltsbuch bzw einen Budgetplan können Sie sich hier bei der Budgetberatung downloaden: https://www.budgetberatung.at/budgetberatung/vorlagen/

 

  • Holen Sie sich vorbeugend kostenlose Unterstützung bei der Budgetberatung, um einen besseren Überblick über Optimierungsmöglichkeiten Ihrer finanziellen Situation zu bekommen. Im Internet können Sie sich über das Angebot der Budgetberatung informieren. Dort finden sie auch einige hilfreiche Tools: Link zur Budgetberatung: https://www.budgetberatung.at/budgetberatung/

 

  • Suchen Sie nach möglichem Einsparungspotenzial. Überprüfen Sie Mitgliedschaften und Abos, checken Sie ob sie tatsächlich nötig sind. Überprüfen Sie in diesem Zusammenhang auch vorhandene Versicherungen. Manche Versicherungen erlauben eine Aussetzung der Prämienzahlung z.B. im Fall von Arbeitslosigkeit. Beachten Sie aber bitte auch mögliche Folgen, z.B. mögliche Aussetzung der Versicherungsleistung, etc.

 

  • Klären Sie ob Sie Anspruch auf finanzielle Unterstützung oder Sozialleistungen haben. Z.B.: Wohnbeihilfe oder auch erhöhte Familienbeihilfe (mehr dazu hier auf fratz.at: So geht’s zur erhöhten Kinderbeihilfe). Durchsuchen Sie das Internet über mögliche zusätzliche Unterstützungen in Ihrem Bundesland – gilt speziell für Österreich, wo die Länder oft verschiedene Einzelmaßnahmen zur Unterstützung in Härtefällen anbieten.

 

  • Lassen Sie beim Einkaufen die Bankomatkarte zu Hause und verwenden Sie Bargeld. Damit vermeiden Sie möglicherweise unnötige Spontankäufe.

 

  • Apropos Spontankäufe: Löschen Sie im Internet Ihre, bei verschiedenen Anbietern hinterlegten  Zahlungsinformationen (z.B. Kreditkarte). Wenn Sie das nächste Mal versucht sind spontan etwas zu bestellen (z.B. Ingame-Käufe bei Spielen oder Waren) wird es Ihnen unter Umständen zu mühsam sein wieder alle Daten einzugeben und Sie denken noch einmal über den Sinn des Einkaufs nach. Gilt besonders auch für Jugendliche.

 

  • Versuchen Sie so weit wie möglich Ihr Konto nicht zu überziehen. Eine Kontoüberziehung ist ein sehr teurer Kredit. Die Zinsen für eine Kontoüberziehung liegen in nahezu 100% der Fälle deutlich über den Zinsen eines „normalen“ Kredites. Hinterfragen Sie in diesem Zusammenhang auch Ihre aktuellen Kontogebühren. Viele Altverträge sind oft teurer als es aktuelle Angebote sind. Wägen Sie jedoch Vor- und Nachteile eines eventuellen Konto-Wechsels ab – siehe dazu auch der nächste Punkt.

 

  • Wenn Sie sich auf Grund eines Einkommensverlustes (z.B. durch Krankheit oder Kurzarbeit, etc.) schwer tun vorhandene Kreditraten zu tilgen, reden Sie so schnell als möglich mit Ihrer Bank. Es besteht mitunter die Möglichkeit Kreditraten auszusetzen bzw. Zinszahlungen zu stunden bis sich Ihre Situation gebessert hat.

 

  • Achten Sie besonders auf mögliche negative Auswirkungen von „gefährlichen Schulden“ bei Miete, Energiekosten, offenen Strafen oder Alimenten! Ad Mieten: Erst kürzlich wurden die Mittel für den sogenannten Wohnschirm, der in Österreich vor dem Wohnungsverlust schützen soll aufgestockt. Nähere Infos zum Wohnschirm finden Sie hier: https://wohnschirm.at/

 

  • Wenn Sie die Schulden nicht mehr fristgerecht bezahlen können, holen Sie sich die kostenlose Unterstützung bei der Schuldenberatung. Mehr dazu hier: https://www.schuldenberatung.at/

 

  • Warten Sie nicht zu lange! Je früher Sie sich Hilfe holen, desto besser kann Ihnen geholfen werden.

 

  • Lust but not least: Verstecken Sie sich nicht – nehmen Sie Tipps und Hilfe in Anspruch wo immer Sie sie bekommen (Familie, Freunde, etc.)

 

* Die Tipps wurden auf Basis von Tipps der asb Schuldnerberatung erstellt.

 

Ausgewählte Inflationsraten im Februar 2023

Türkei                         55,2%
Österreich                 10,9%
EU-27                         9,9%
Schweiz                      3,2%

Quelle: Statista.de, bzw für Österreich: Statistik Austria

Bild: Sujet pixabay – StockSnap

Der Artikel wurde von der Redaktion erstellt und unterliegt deren Verantwortung.

Die Arbeit, die Recherche und das Erscheinen des Artikels wird von der Grüner Wirtschaftstreuhand Steuerberatungs GmbH in Neulengbach unterstützt. Wenn Sie mehr zum Unternehmen erfahren wollen klicken Sie einfach unten auf das Logo.